Haare waschen mit Roggenmehl

Haare waschen mit Roggenmehl und Co. – welche Vorteile hat das Verzichten auf Shampoo?

Die No-Poo-Methode, eine Kurzform für „Kein Shampoo – No Poo“, bietet eine Alternative zur herkömmlichen Haarwäsche. Viele handelsübliche Shampoos (Poo) enthalten synthetische Zusatzstoffe wie Tenside, Silikone, Farb- und Konservierungsstoffe sowie Duftstoffe, die oft die Kopfhaut reizen und allergische Reaktionen auslösen können. Zudem neigt die Kopfhaut bei traditioneller Haarwäsche manchmal dazu, schnell wieder zu fetten. 

Bei No Poo werden natürliche Alternativen wie Roggenmehl und Apfelessig verwendet, um die Haare zu reinigen. Manche Menschen verzichten sogar darauf und waschen ihre Kopfhaare ausschließlich mit Wasser. Der Gedanke dahinter ist, dass diese natürlichen Produkte sanfter zur Kopfhaut sind und den idealen pH-Wert der Haut besser erhalten können. Der körpereigene Talg (Sebum) der Kopfhaut spendet alle wichtigen Pflegestoffe für gesundes und schönes Haar. Regelmäßiges Bürsten verteilt den Talg gleichmäßig und regt die Produktion an.

Das Verzichten auf Shampoo kann auf Dauer zu einer gesunden, gut ausbalancierten Kopfhaut und mehr Glanz und Geschmeidigkeit bei deiner Haarpracht führen. Probleme wie Schuppen, fettige Haare oder Trockenheit können so auch gut reguliert werden. Roggenmehl pflegt gleichzeitig auch deine Haut.

Mehl statt Shampoo: Warum ist Roggenmehl so gesund für Haare und Haut?

Roggenmehl besitzt sowohl reinigende als auch pflegende Eigenschaften. Die enthaltene Stärke fungiert beim Haarewaschen als Emulgator, der Wasser mit Fett und Schmutzpartikeln verbindet. Dadurch werden die Haare gründlich gereinigt, ohne dass sie mit einer Vielzahl von chemischen Substanzen belastet werden. Roggenmehl enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe.

Es spendet als Ersatz für Shampoo

• Proteine,
• Vitamin E,
• verschiedene B-Vitamine sowie
• Mineralstoffe wie Zink und Eisen.

Vitamin E ist ein wichtiges Antioxidans und schützt die Haare vor schädlichen Einflüssen von außen. Vitamin B unterstützt ein gesundes Haarwachstum. Zink und Eisen kräftigen die Haarwurzeln und sorgen für starkes, widerstandsfähiges und glänzendes Haar.

Unser Haar besteht zu einem großen Teil aus dem Protein Keratin. Durch Färben, Hitzestyling, heißes Wasser und häufiges Waschen gehen die Haarproteine – sprich das Keratin – verloren. Das Resultat: Dein Haar wird in seiner Schuppenschicht angegriffen und ist glanz- und kraftlos. Proteine im Roggenmehl reparieren die Haarstruktur schnell beim Waschen, indem sie poröse Stellen auffüllen, dein Haar mit einem Schutzfilm umhüllen und so die Haaroberfläche kitten. Das sorgt für glattes, glänzendes Haar, das sich gut kämmen lässt. 

Das Besondere am Haarewaschen mit Roggenmehl ist, dass dafür lediglich eine Zutat benötigt wird. Dadurch spart man nicht nur Geld, sondern schont auch die Gesundheit und die Umwelt. Roggenmehl ist in Papier verpackt, wodurch du eine große Menge an Plastik einsparen kannst. Mikroplastik aus der Verpackung kann über das Shampoo in die Kopfhaut und so in deinen Körper gelangen. Nicht zuletzt verschafft dir der Verzicht auf Shampoo auch Platz im Badezimmer. 

Wann ist Roggenmehl zur Haarwäsche geeignet?

Roggenmehl als Ersatz für Shampoo (Poo) funktioniert problemlos bei Locken, glatten Haaren, allen Haarlängen und dauergewellten, getönten oder gefärbten Haaren. Anders als konventionelles Shampoo entzieht es den Haaren bei jeder Haarwäsche sogar weniger Farbpartikel. Dadurch bleibt deine Wunschfarbe länger an deinen Haaren haften. 

Der Einsatz von Roggenmehl empfiehlt sich bei:

• Schuppen,
• nicht erblich bedingtem Haarausfall, 
• fettigen Haaren,
• trockenen Haaren,
• gereizter Kopfhaut,
• empfindlicher Kopfhaut,
• allergischen Reaktionen. 

Nicht zu empfehlen ist Roggenmehl nur bei Menschen mit einer Allergie gegen Roggenmehl.

Wie geht der Umstieg von Shampoo auf Roggenmehl?

Wenn du deine Haare auf Dauer mit Roggenmehl waschen möchtest, musst du damit rechnen, dass der Umstieg einige Wochen dauern kann.

Am Anfang kann dein Haar nach einer Wäsche ohne Poo schneller fett werden. Das liegt daran, dass die Kopfhaut geschont wird und weniger körpereigene Fette, Öle und Talg abgetragen werden. Mit der Zeit wird sie aber weniger Talg nach dem Waschen produzieren. Es kann auch einige Zeit dauern, bis alle Rückstände von herkömmlichen Shampoos und Spülungen restlos von Haaren und Kopfhaut abgetragen sind. Bis die Rückstände von Silikonen und Co. vollständig entfernt sind, können sich die Haare etwas wachsig anfühlen. 

Es kann auch sein, dass sich die Haare nach den ersten Haarwäschen mit Roggenmehl trocken anfühlen. Das wird sich mit der Zeit aber geben, da Roggenmehl anders als Shampoo oder Conditioner keine Rückstände an den Haaren hinterlässt. Nach etwa drei Wochen werden deine Haare gesund, leicht kämmbar, geschmeidig und glänzend werden. 

Eine saure Rinse (ein Schuss Bio-Apfelessig auf einen halben Liter Wasser) oder etwas Natron im Spülwasser kann die Schuppenschicht deiner Haare glätten und so für mehr Glanz und Geschmeidigkeit auch in der Übergangszeit sorgen. Danach müssen deine Haare nur noch alle vier bis fünf Tage gewaschen werden, ohne dass sie schnell nachfetten. 

Roggenmehl statt Shampoo: So funktioniert die Haarwäsche mit Mehl

Mehl ist nicht gleich Mehl. Je nach Haartyp empfiehlt sich eine andere Sorte Roggenmehl für deine Haarwäsche.

• Lockiges Haar: Hier kannst du Roggenmehl in Vollkornqualität benutzen.
• Dünne oder glatte Haare: Für feines Haar eignet sich feineres Mehl. Roggenmehl Typ 1150 reicht als Pflege hier völlig aus. Vollkornmehl kann dein Haar durch seine Inhaltsstoffe überpflegen und beschweren. 
• Sehr dichte Haare: Bei dichtem, vollem Haar ist ebenfalls Roggenmehl Typ 1150 empfehlenswert. 

Für schulterlanges Haar brauchst du für die Haarpflege:

• 4 Esslöffel Roggenmehl
• 230 bis 250 Milliliter lauwarmes Wasser 

oder

• 3 Esslöffel Roggenmehl
• 150 Milliliter lauwarmes Wasser.

Vor der Haarwäsche löst du die Inhaltsstoffe in dem lauwarmen Wasser auf. Damit die Mehl-Wasser Mischung nicht verklumpt, gib das Wasser am besten in zwei Schritten zum Roggenmehl dazu. Ein kleiner Schneebesen erleichtert die Vermischung. Bei Vollkornmehl kann das Ansetzen des Shampoos aus Mehl bis zu zehn Minuten dauern. 

Die Standzeit wirkt sich auf die Inhaltsstoffe aus. Je länger du die Mischung ansetzen lässt, desto mehr Pflegestoffe werden aus dem Mehl gelöst. Bei einer kurzen Standzeit hat das Roggenmehl mehr Stärke. Das bewirkt eine bessere Leistung beim Reinigen, da mehr Talg an der Stärke hängen bleibt.

Für den Anfang ist eine Standzeit von zehn Minuten ideal. So können auch noch bestehende Shampoo-Rückstände besser aus deinen Haaren entfernt werden. Später kannst du die Standzeit zugunsten der Pflege auf bis zu zwei Stunden erhöhen. Du kannst auch zwei Mischungen mit unterschiedlichen Standzeiten und Mahlungen miteinander kombinieren. Feineres Mehl ergibt eine gründlichere Waschung. Mehr Haarpflege erhellst du durch Vollkornmehl, eine gröbere Mahlung des Mehls und länger Standzeiten.

Schritt für Schritt: Shampoo aus Roggenmehl richtig einsetzen

Anders als bei normalen Shampoos, wo oft eine nussgroße Menge reicht, benötigst du bei der Haarwäsche mit Roggenmehl viel mehr von der Mischung. Beim Verzichten auf normales Shampoo geht es beim Auftragen und Ausspülen viel um Technik. Mit der Zeit bekommst du beim Haarewaschen mit Roggenmehl aber Übung und Routine. Bürste deine Haare vor dem Waschen mit einer Bürste aus Naturborsten gründlich durch, um Schmutz und Staub zu entfernen!

Das Auftragen auf das nasse Haar erfolgt in drei Schritten:

1. Verteile die Roggenmehlmischung auf dem Oberhaupt und massiere sie leicht ein! Senke dann den Kopf nach unten und bearbeite Nacken- und Seitenpartien!
2. Bei längeren Haaren empfiehlt es sich, die unteren Haarpartien extra zu behandeln. Bei schulterlangem Haar kann das Auftragen zwei bis drei Minuten dauern. 
3. Lasse das Shampoo aus Roggenmehl etwa fünf Minuten einziehen!

Roggenmehl aus den Haaren ausspülen

• Stelle deinen Duschkopf auf einen harten Wasserstrahl ein! Verwende lauwarmes bis warmes Wasser zum Spülen!
• Hebe einzelne Haarbüschel hoch und spüle die Haarpartien darunter einzeln ab!
• Lasse den festgehaltenen Schopf langsam los und wasche die herunterfallenden Strähnen gründlich aus!
• Wasche die Ohren separat, da sich hier oft Reste von Mehl sammeln!
• Spüle deine gewaschenen Haare, sobald du alle Reste von Roggenmehl entfernt hast, noch einmal gründlich kalt ab! Das schließt die Poren und sorgt für Glanz und bessere Kämmbarkeit. 

Prinzipiell benötigst du nach einer Anwendung mit Roggenmehl keine saure Rinse. Der pH-Wert von Roggenmehl entspricht dem natürlichen pH-Wert der Haare. Bei hartem Wasser kann es aber sinnvoll sein, regelmäßig eine Spülung mit einer sauren Rinse, mit Apfelessig, Zitrone oder Natron zu benutzen. Natron im Wasser macht das Wasser beim Waschen weicher.