Der britische Psychologe Robin Dunbar erforschte in den 1990er Jahren die Gehirnentwicklung und psychische Gesundheit von Primaten und Menschen. Seine Untersuchungen ergaben drei miteinander zusammenhängende Ergebnisse von großer Bedeutung:
- Für die Gehirnentwicklung sind vertraute soziale Beziehungen unentbehrlich. Fehlen stabile soziale Beziehungen, in denen Vertrauen entstehen kann, kommt es zu schweren Störungen in den Gehirnfunktionen und damit in der psychischen Gesundheit von Primaten und Menschen.
- Primaten und Menschen sind gleichermaßen fähig, mit maximal 150 Artgenossen soziale Beziehungen aufzubauen. Diese Zahl ist ein Durchschnittswert mit gewissen individuellen Schwankungen, ist aber dennoch bemerkenswert konstant. Heute spricht man daher auch von der Dunbar-Zahl als fester Größe für die Anzahl von Menschen, mit denen ein Mensch sinnstiftende Beziehungen aufbauen kann. Die Dunbar Zahl entspricht der Anzahl von Menschen, die in vielen Stammesgemeinschaften in Naturvölkern zusammenleben.
- Entscheidend für die Dunbar-Zahl ist der Faktor Berührung. Wenn Menschen in Gruppen bis maximal 150 Mitgliedern zusammen leben, ist körperliche Berührung ein normaler Bestandteil der sozialen Beziehungen. Die Art der Berührung kann je nach Kultur sehr unterschiedlich ausfallen, von einfachen Berührungen mit den Händen zu ausgefalleneren Berührungsritualen. Wenn aber die Dunbar-Zahl überschritten wird, verlagern sich die sozialen Beziehungen viel mehr in den rein kognitiven und sprachlichen Bereich. Damit beginnen psychische Störungen, die nicht auftreten, solange Menschen Berührung als wesentliches Element ihrer sozialen Beziehungen erleben.