Ich gebe zu, es gab Zeiten in meinem Leben, da hätte ich bei dieser Headline mit „So ein Quatsch!“ reagiert. Es war mein Leben selbst, das mich eines Besseren belehrt hat, oder vielmehr der Hunger nach dem Leben, den ich auf lange Strecken des Weges verspürte. Jenes innere Gefühl das scheinbar ein Vakuum tief in dir kreiert und dich fühlen und fragen lässt „Ist das schon alles? Da muss es doch noch mehr für mein Leben geben.“ Wie oft hat mich dieser Seufzer innerlich bewegt und damit auch jedes Mal ein stückweit auf den Weg gebracht, hin zu mir selbst. Und damit auf den Weg der Suche, wo ich Antworten zu finden hoffte.
Zunächst waren es die Antworten im Außen, die mir in Seminaren und Ausbildungen begegneten, ich begann zu erfahren und zu lernen. Es waren wertvolle Lehrer, die meinen Weg gekreuzt haben, mich kürzer oder länger begleitet und mein Leben bereichert haben. Doch tief in mir drin fühlte ich weiterhin diese Leere und ich erhielt Ahnung, dass es wohl bedeutet, die Antwort als etwas von Innen heraus zu finden, anstatt im Außen weiter zu suchen.
Die Bedeutung von Yin & Yang für die Weiblichkeit
Diese Polarität war eine der ersten Erkenntnisse zu Yin & Yang. Plötzlich hatte ich eine Vermutung, dass es brauchte, dass ich nicht „etwas suchte“, sondern vielmehr „etwas EINS werden ließ“. Dem Einen das Andere schenken, und dem Anderen das Eine reichen – es wollten sich IN mir zwei Aspekte finden und gemeinsam ergänzen. Hohe Zeit in mir. Diese Erkenntnis war der Beginn meiner eigenen Forschungsreise hin zu mir selbst, aber auch zum Weiblichen an sich. „GANZ“ Frau sein, das wollte ich. In der Reflektion offenbarte sich mir mehr und mehr, wie sehr mein Leben, mein Beruf, mein Umfeld sich nach den männlichen Aspekten ausgerichtet haben.
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich den Hinweis geben, dass es mir nicht um einen feministischen Ansatz geht – denn die klassische Emanzipation hat sich zu oft gegen den Mann und das Männliche gerichtet. Das was es nun braucht, ist nicht nur ein Verständnis für weibliche und männliche Aspekte, sondern vielmehr das neue Miteinander. Dies für jede Frau und jeden Mann, zueinander und gemeinsam aber auch in sich, dies an den inneren Mann und die innere Frau gerichtet.
Die Energien von Yang
Unsere Gesellschaft ist nicht nur in patriarchale Strukturen organsiert, das aktuelle Zeitalter ist auch von Technik, Geschwindigkeit, Wettbewerb dominiert und in die Dynamik von weiter, schneller, höher eingebettet. Allesamt sind dies durchaus wertvolle Qualitäten und als solche in ihrer energetischen Struktur dem Yang, dem männlichen Aspekt des Lebens, zugeordnet. Auch für viele unserer Berufe nützen wir die Qualitäten des Yang, indem wir organisieren, kontrollieren, analysieren, optimieren usw. Diese Schwingung prägt uns auch in der Ganzheit unseres Seins. Yang umgibt uns allerorts. So ist es nicht verwunderlich, dass wir Frauen ebenso wie die Männer uns nicht vorrangig in Yang bewegen und (er)leben, sondern selber auch sehr in der Energie von Yang schwingen. Für die Männer entspricht das ihrem innersten Wesen. Auch wenn das innere Yin für den Mann eine nährende und gesunde Struktur bedeutet, hat es für ihn nicht dieselben Auswirkungen, wenn das Yang dominiert als für die Frau.
Gegensätze ziehen sich an
Auch die Frau kann prinzipiell in einer Schwingung von Yang leben. Nicht unbedingt zeigt sie sich alleine deswegen als eine „Mannfrau“ oder gar in ihrem Äußeren als männlich. Vielmehr erlebt die Frau dann jenes innere Vakuum, jene innere Leere und Sehnsucht, die nicht nur ich, sondern viele Frauen kennen. Darüber hinaus braucht es aber auch für die Beziehung zwischen Mann und Frau die Kraft der Anziehung und damit die gegensätzliche Polarität von Yin & Yang. Anders ausgedrückt, schwingt eine Frau zu sehr in der Struktur von Yang, kann in der Begegnung mit dem Mann die polare Anziehung des anderen Pols fehlen. Nicht selten ist dies mit eine Ursache für Probleme in Beziehung, Partnerschaft und Sexualität, wenn dort scheinbar die Anziehung zwischen Mann und Frau fehlt oder sogar ganz abhanden gekommen ist.
Mit Yin zur inneren Balance
Um die Ordnung, der Natur der Frau wieder hervor zu bringen, braucht es die innere Verbindung hin zur Essenz der Frau und damit die Zuwendung der Frau hinzu ihrem Yin. Indem sie es nährt und sie es (mehr) lebt. Gerade wenn ein Teil unseres Alltags aufgrund unserer Berufe sehr von Yang-Qualität dominiert wird, sind ein Ausgleich und das Wiederherstellen der Balance notwendig. Nur so kann sich das innere Vakuum der scheinbaren Leere (auf)lösen, nur so kann sich die Frau aus ihrem Inneren heraus wieder „ganz“ fühlen, ganz EINS mit sich selbst sein. Sind das innere Yin und das innere Yang auch wieder ausgeglichen, dann sind die inneren Anteile ausgewogen, man fühlt sich in seiner Balance, erlebt sich „in seiner inneren Mitte“. Dieser Weg für mehr Yin im Alltag und hin zu sich selbst ist ein weiblicher Weg. Er ist ein Weg des Fühlens, des Nährens und des Behütens.
Autorin: Daniela Hutter