Was heißt es, auf die innere Stimme zu hören? Für mich bedeutet dies, die Fähigkeit zu haben, sich zu entwickeln und zu fühlen, was mein Herz mir rät und dem auch zu folgen, anstelle aus den Reaktionen meines Verstandes heraus zu handeln. Das klingt einfach, und dennoch tun dies noch die wenigsten Menschen. Nicht, weil sie es nicht machen möchten, sondern weil sie die innere Stimme nicht von der lauten Stimme des Kopfes, mit all seinen Ängsten, unterscheiden können. Ja, deine innere Stimme ist eine ausgeglichene, sanfte und leise Stimme. Sie drängt sich in keinster Weise auf, denn sie vertraut und weiß, dass schlussendlich alles seine Berechtigung zu Sein hat. Und in der Tat, so ist es auch. Das Herz kann mit allem umgehen, weil das Herz liebt und in der Liebe gibt es keine Wertungen, Unterschiede, besser und schlechter als..., oder ein sich verletzt fühlen.
Im Herzen verletzt – oder doch nur das Ego?
Oft hört man die Menschen sagen: „Du hast mich im Herzen verletzt!“ Dies empfinde ich als eine spannende Aussage, weil dies für mich nicht möglich ist. Wenn ich jemanden liebe, dann liebe ich ja diesen Menschen, für das, was er ist und nicht für das, was er tut, daher ist es nicht möglich, dass irgendeine Tat mich wirklich verletzten kann.
Wenn du mal hinspürst, dann weißt Du sicherlich ganz genau, wie ich das meine. Das Ego kann verletzt werden, denn das Ego ist es, welches alles konstant als gut und schlecht bewertet und kategorisiert. Daher kann auch nur das Ego schmerzen, wenn es nicht das kriegt, was es will oder nicht das verhindern kann, was es nicht will. Aber im Herzen, da bist Du immer verbunden, immer in der Liebe, immer völlig ok, mit allem was ist. Du kannst es ja mal für Dich selber erforschen, indem Du dich fragst, in welcher Situation Du Dich verletzt gefühlt hast, dann Dir diese Situation vergegenwärtigst und hinfühlst und dich fragst: "Hat sich auch mein Herz verletzt gefühlt?" Natürlich nicht! Der Herzschmerz sozusagen, findet seinen Ursprung immer im Gehirn, eigentlich witzig, aber ein guter Trick vom Ego um nicht ertappt zu werden, wodurch es sich nämlich in Nichts auflösen würde.
Was kann Freiheit bedeuten?
Das heißt: Wir müssen einfach wieder lernen, zu fühlen und die Reaktionen vorbeiziehen zu lassen, anstatt uns mit den Reaktionen zu identifizieren. Reaktionen und Ängste dürfen da sein, aber wir sind nicht gezwungen, nach ihnen zu handeln. Wir können auch entscheiden, der Angst nicht zu folgen und genau diese Fähigkeit nenne ich Freiheit.
Freiheit ist für mich nicht die Abwesenheit von Ängsten und allen Gefühlen, die ich als negativ bewerte, sondern die Fähigkeit, mit diesen Emotionen und auch Schmerzen umgehen zu können, mit ihnen sein zu können, da sie – wie alles andere auch – ein Ausdruck meiner selbst sind. Unabhängig sein zu können, von dem was mir im Außen begegnet, weil ich weiß, dass ich mit allem umgehen kann.
Wann bist du frei?
Zu glauben, dass ich erst dann frei und glücklich sein kann, wenn ich dies oder jenes Ziel erreicht habe, oder wenn ich gesund bin und alles genauso läuft, wie ich mir das wünsche, ist ein wesentlicher Trugschluss und ich bin mir sicher, dass Du weißt, wovon ich rede. Du hast sicher auch selber schon die Erfahrung gemacht, dass dies eine nette Idee ist, aber in Wirklichkeit nicht stimmt.
Ja, weil es eben um einen Zustand des Seins geht und nicht um etwas im Außen oder um einen rein körperlichen Zustand. Natürlich kenne ich dies aus eigener Erfahrung. Es ist immer angenehmer, schmerzfrei zu sein. Aber dies bedeutet nicht automatisch, dass ich dann auch glücklich bin! Zudem gibt es auch hier den feinen Unterschied, ob man einfach nur Schmerzen fühlt, oder ob man Qualen ausstehen muss.
Schmerz ist Schmerz, aber ein Schmerz, den ich nicht haben will, ist Qual und fühlt sich um ein Vielfaches grausamer an, als sie es in Wirklichkeit ist. Das Interessante dabei ist, dass, wenn Du diesen Zustand erreicht hast, dieses Gefühl – dass es völlig ok ist, wie Du dich gerade fühlst und selbst Schmerzen bei Dir herzlich willkommen sind – Du diese eben gar nicht mehr als solche erfährst, weil Dein „Ja“ dazu einen Raum eröffnet, wo Veränderungen auch stattfinden dürfen, wo jegliche Widerstände sich auflösen und in Folge sich auch der Schmerz integriert.
Aber zurück zur Freiheit. Eine Anmerkung möchte ich diesbezüglich noch machen:
Freiheit bedeutet nicht, dass Du nun ohne Rücksicht auf Verluste einfach "rigoros" nur das machst, was Dir in den Sinn kommt! Dies wäre eine falsche Auslegung und falls dies passiert, kannst Du sicher sein, dass Du grad nicht der inneren Stimme folgst. Denn diese ist, wie schon gesagt, nicht laut, aufdringlich und rücksichtslos, sondern leise und weise. Sei also weise genug, um den Unterschied wahrzunehmen!
Oft habe ich beobachtet, dass, wenn jemand sich zum Bespiel selber jahrelang unterdrückt hat und sich Dinge verwehrt hat, man meint, dass, wenn man es einfach genau umgekehrt angeht, also genau das Gegenteil davon macht, welches dann der Schritt in die Freiheit wäre. Ist es aber nicht. Es ist einfach bloß die andere Seite der Medaille und gehört meist zum gleichen Teil. Zu jenem Teil, der die jahrelange Unterdrückung erzeugt hat. Jenseits dieser zwei Extreme findest Du Deine Freiheit, in der Mitte! Von dort aus kannst Du mal so oder anders entscheiden. Aber es ist immer spontan und folgt nicht einem Muster, eben weil es wirklich frei entschieden wird, jetzt! Nicht gestern oder morgen und nicht nach einem Muster der Logik, sondern jetzt, aus dem gegenwärtigen Augenblick heraus.
In diesem Sinne: Sei wachsam und entscheide weise!