Der Musikgeschmack kann vieles über die Persönlichkeit eines Menschen aussagen. Klassikliebhaber sollen Nerds oder wahre Intelligenzbestien sein. Hip-Hop-Begeisterte seien nicht die hellsten Köpfe. Wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Vorurteilen? Gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen Musikgeschmack und Intelligenz?
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Über den Musikgeschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Doch lässt die Musik, die man hört, darauf schließen, wie intelligent man ist? Vertraut man auf den amerikanischen App- und Softwareprogrammierer Virgil Griffith, lautet die Antwort: Ja! Für seine Studie hat Griffith ausgewertet welche Musikstücke auf den Facebookseiten amerikanischer College-Studenten am meisten Zuspruch bekommen. Diese Stücke hat Griffith dann mit den Abschlussnoten der Studenten und ihren durchschnittlichen SAT-Werten (ein in den USA standardisierter Intelligenztest) verglichen. Griffiths errechnete Zusammenhänge sind in einem Diagramm veranschaulicht. An diesem Diagramm konnte man ablesen, dass Studenten, die Beethoven, Radiohead, Sufjan Stevens oder Bob Dylan hören, den höchsten IQ und die besten Abschlussnoten haben. Fans von Beyoncé oder Lil Wayne hingegen gehören angeblich nicht zu den hellsten Köpfen. Diese Musik betitelt Griffith augenzwinkernd als music that makes you dumb.
In Griffiths Studie haben Beethoven-Hörer durchschnittlich die besten Abschlussnoten und höchsten SAT-Werte. Liebhaber der Klassik, Folk und Indie-Musik haben in dieser Studie deutlich besser abgeschnitten als Pop, R’n’B und Hip Hop-Hörer. Die Schlussfolgerung könnte lauten, dass intelligente Menschen tiefsinnige Musik bevorzugen, während weniger intelligente Menschen „oberflächlichere Musik“ mögen.
Natürlich sind die Ergebnisse von Griffiths Studie nicht in Stein gemeißelt und lassen sich auch nicht auf die ganze Menschheit übertragen. Ebenso wie gute Schulnoten nicht automatisch mit hoher Intelligenz gleichzusetzen sind, kann der Musikgeschmack auch nicht eindeutig auf den IQ schließen. So ist auch Griffith bewusst, dass aus der Lieblingsmusik der Studenten, ihren Abschlussnoten und SAT-Werten keine sicheren Zusammenhänge abgeleitet werden können. Deswegen sollte man die Studie mit einem Augenzwinkern betrachten und nicht allzu ernst nehmen.
Der Musikgeschmack entwickelt sich mit der Zeit. Er ist ein Produkt des Kulturkreises, in dem wir aufwachsen. Das soziale Umfeld formt unseren Musikgeschmack. Wesentlich dafür sind die Erziehung der Eltern, die Freunde und andere soziale Kreise wie z. B. die Schule.
Für gewöhnlich finden wir in der Pubertät zu unserer musikalischen Identität. In dieser Selbstfindungsphase bilden sich unsere Interessen und Vorlieben heraus. Ästhetik-Forscher vertreten den Standpunkt, dass in dieser Phase die musikalische Selbstfindung abgeschlossen wird. Natürlich kann man auch im hohen Alter eine neue Musikrichtung für sich entdecken, dennoch bleibt die Musik, welche die Jugend geprägt hat, ein wichtiger Bestandteil der eigenen Persönlichkeit.
Der Mozart-Effekt besagt, dass das Hören klassischer Musik – vornehmlich von Mozart – die Intelligenz fördern soll. Im Jahre 1993 hatten Forscher und Forscherinnen der University of California diesen Effekt entdeckt. Im Zuge einer Versuchsreihe sollten 36 College-Studierende 10 Minuten etwas Bestimmtes hören. Dabei wurden sie in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe hörte nichts, die zweite Gruppe bekam Entspannungsanleitungen zu hören und der dritten Gruppe wurde Mozarts Klaviersonate 448 vorgespielt. Danach sollten die Studierenden einen Intelligenztest durchführen, bei dem räumlich-visuelles Denken gefördert war. Die besten Ergebnisse erzielten die Probanden, die vorher Mozart gehört hatten. Der Intelligenz-Boost hielt allerdings nicht lange an. Nach ca. 15 Minuten war er wieder verpufft. Trotzdem sorgte der Mozart Effekt für große Faszination. So wurde in US-Bundesstaaten Georgia und Tennessee jedes Neugeborene mit einer Mozart-CD beschenkt. In Florida wurde sogar per Verfügung beschlossen, dass Kinder im Kindergarten täglich eine Stunde Mozart hören sollen.
Auf Basis des Mozart-Effekts kam man zum Schluss, dass nicht nur Mozart, sondern allgemein Musik kurzfristig zu gesteigerten kognitiven Leistungen verhelfen kann. Das Hören von Musik soll das Gedächtnis, die Sprachfähigkeit und allgemeine Intelligenz fördern. Der Mozart Effekt ist jedoch nie eindeutig erwiesen worden. Deswegen gilt er bis heute als wissenschaftlich umstritten.
Die These, dass Musik die Intelligenz steigert, ist also wissenschaftlich nicht belegt. Der IQ-steigernde-Effekt von Musikhören wird bis heute noch in Frage gestellt. Wissenschaftlich gesehen lässt sich zwischen dem Musikgeschmack und der Intelligenz ebenso kein eindeutig belegbarer Zusammenhang feststellen.
Neuere Studien zu diesem Thema besagen, dass Musik kognitive Fähigkeiten steigert. Musikhören ist eine Art Gedächtnistraining, das beim Lernen und Erinnern helfen kann.
Ein bemerkenswerter Effekt zeigt sich besonders bei Menschen, die musikalisch geschult sind. Allgemein lässt sich sagen, dass Musik weder schlau noch dumm macht: Vielmehr fordert sie das Gehirn in komplexer Weise heraus. Noch anregender für das Gehirn ist das aktive Musikmachen. Dabei werden Hören und Sehen, Fühlen und Tasten, Bewegung und Koordination, Imagination und Kreativität miteinander verbunden.
Aktives Musizieren soll das Gehirn anregen und die schulischen Leistungen von Kindern verbessern können. Diverse Studien haben herausgefunden, dass Kinder, die ein Instrument spielen, ihren nicht musizierenden Mitschülern in der Schule voraus sind. Musizierende Kinder zeigten eine bessere Gedächtnisleistung und zeigten bessere Ergebnisse in Intelligenztests.
Musikmachen kann demnach einen positiven Einfluss auf die kognitive Entwicklung des Kindes haben. Wenn man singt oder ein Instrument spielt, bilden sich im Gehirn neue neuronale Verbindungen, die ein Leben lang bestehen können. Musik verbindet, ist wichtig für die Entwicklung des Kindes und macht auch noch eine Menge Spaß. Daher lohnt es sich doppelt und dreifach, Kinder für das Musizieren zu begeistern!