Der Ausdruck „Spielfilm-Therapie“ mag auf den ersten Blick gewagt klingen, ist aber in unserer Arbeit psychosomatischer Beratung seit Jahrzehnten erprobt und inzwischen unverzichtbar zur Erweiterung und Vertiefung von Sitzungen. Wer zu einer Beratungs-Stunde einen für ihn passenden Spielfilm-Tipp gleichsam auf Rezept erhält, bekommt statt einer drei Stunden und mit einer passenden Aufgabe zum Film sogar noch deutlich mehr. So lassen sich Synergien schaffen, die viel bewirken und richtiggehend psychotherapeutische Nutzeffekte mit sich bringen.
Was bringt die Hollywood-Therapie?
Schon oft habe ich von Patienten nach Jahren gehört, die Therapie- oder Beratungsstunde damals habe so viel in ihrem Leben in Gang gebracht und ihnen vor allem zum Film ihres Lebens verholfen. Dessen Deutung habe ihnen zu ihrem Lebenssinn verholfen und ihrem Leben eine andere bessere Richtung gegeben. Immer wieder haben Margit, meine erste Frau, und ich die Bitte gehört, doch einmal ein Buch über unsere Film-Deutungen zu schreiben? Tatsächlich haben wir uns über 30 Jahre zurückgehalten, bis wir schließlich Nägel mit Köpfen, beziehungsweise „Die Hollywood-Therapie“ machten mit den Deutungen der besten 130 Filme aus dem riesigen Seelen-Bilder-Reservoir internationaler Filme. Inzwischen haben Filme die früheren Empfehlungen von Romanen und Gedichten fast vollständig ersetzt. Sie sind die moderne Chance, mit der eigenen Seelen-Bilder-Welt in Kontakt zu bleiben beziehungsweise wieder mit ihr Kontakt aufzunehmen.
Was können Filme bewirken?
Filme können obendrein Abende retten, indem sie ihnen Tiefe und Abenteuer-Qualität schenken und sie so wieder zu entspannenden und zugleich spannenden Feierabenden machen. Doch dazu später.
Die meisten Menschen kennen heute weder ihr persönliches Märchen noch ihren eigenen Mythos. Das schneidet sie geradezu von ihrer eigenen Seelen-Bilder-Welt ab, aber auch von der des kollektiven Unbewussten, wie C. G. Jung die Bilder-Welt unserer Kultur nannte. Viele erinnern heute nicht mal mehr ihre nächtlichen Träume, geschweige denn, sind sie verbunden mit der Vision ihrer Kultur. Solcherart abgeschnitten von der archetypisch weiblichen Seelen-Welt, die weitgehend von Bildern und Gefühlen statt von Zahlen und Formeln wie die Alltagswelt lebt, verarmt ihr Leben, ohne dass sie es so recht merken.
Wenn sie aber ihren ureigenen Film entdecken, ist das ein besonderer Segen, denn wir alle leben viel mehr von inneren Bildern als wir glauben. Die große Sammlung von Deutungen der Spielfilme in „Hollywood-Therapie“, geordnet nach den zwölf Lebensbühnen beziehungsweise Urprinzipien, kann jedem sein grundsätzliches und auch sein momentanes Seelen-Thema nahebringen. Denn die zwölf Lebensbühnen umfassen alle Themen unseres Menschseins. Insgesamt bieten gute Filme - und selbstverständlich enthält unsere Sammlung nicht nur Hollywood-Streifen, sondern besondere Filme aus vielen Kulturen - einen unglaublich großen und reichen Schatz - im wahrsten Sinne des Wortes – zu allen möglichen Themen. Es gibt mittlerweile so viele gute Filme und insofern mustergültige Vorlagen für die allermeisten Problem-Situationen. Natürlich existieren auch viele und wahrscheinlich sogar noch mehr schlechte Filme, aber sie sind so leicht zu meiden wie das übrige Fernseh-Programm.
Viele Regisseure sind sicher im Umgang mit Urprinzipien wie etwa das Hollywood-Trio Stephen Spielberg, George Lucas und Lasse Hallström. Joseph Campbell, der große Mythologe und Autor von „Der Mythos in 1000 Gestalten“, soll ihnen entsprechende Einführungsseminare gehalten haben. Die Filme solch archetypen-sicherer Regisseure können uns nicht nur stimmig mit unserer eigenen Geschichte aussöhnen, sondern noch nebenbei die Spielregeln des Lebens, „Die Schicksalsgesetze“ beibringen und obendrein in die Urprinzipien-Lehre einführen, mit deren Hilfe wir heilen, vorbeugen und unsere Vorsätze zum Funktionieren bringen können.
Vor allem aber ermöglichen Filme - wie schon angedeutet – unsere Abende und über sie unser ganzes Leben zurückzugewinnen. Über 70 Prozent der deutschen Angestellten sollen innerlich bereits gekündigt haben und nur noch widerwillig zur Arbeit gehen, weil sie das Geld brauchen. Das ist aber natürlich Betrug, nicht nur an der Firma, sondern vor allem an der eigenen Seele und führt zu schlechtem Gewissen und noch schlechterer (Lebens-)Stimmung. Die Betroffenen brauchen dringend Hilfe, genau wie die Gesellschaft, die es so weit und sich so weit verkommen lässt.
Diese Angestellten sind im Widerstand, statt mitzuarbeiten, stellen sie sich – nomen est omen – an. Sie können ihren Vor- und Nachmittag nicht mehr bestimmen und selbst den Mittag müssen sie - angeblich oft - in der Kantine bei schrecklich ungesundem Essen verbringen. Am Montag Vormittag hoffen sie auf dessen Abend und auf den Freitag und im Januar auf den Juli und die Ferien. Zahlenmäßig haben sie dramatisch zugenommen. Ihre Chance auf eine Lebensumstellung ist – eingebunden in dieses System – gering. Eigentlich bleibt Ihnen nur der Feierabend als einzige Chance zur Um- und Selbstgestaltung. Aber der verdient bei ihnen diesen schönen Namen meist gar nicht mehr, da sie ihn vor dem Fernseher durch- und abhängend verbringen.
Wenn aber das Primär-Elend, der Job, ins Sekundär-Elend, das Fernsehen, übergeht, ist das wissenschaftlich nachweislich Demenz-Anbahnung, aber sicher keine Feier des Abends. Namen wie „Elends-Ende“ oder „Abend-Frust“ wären angemessener. Tatsächlich erhöht jede zusätzliche Stunde Fernsehen die Alzheimer-Wahrscheinlichkeit sehr deutlich und Gefühle des Feierns werden dadurch kaum hervorgelockt. Im Gegenteil, wer beim oder nach dem Fernsehen einschläft, wird durch hektische Schnittfolgen und visuelle wie akustische vorwiegend (lebens)sinnfreie Reizüberschwemmung auf schlechten Schlaf und eine ebensolche Nacht eingestellt. Nach dem archetypisch männlichen hellen Tag, wird mit dem Abend und der Nacht auch der archetypisch weibliche Teil des Tages gleich mit ruiniert. Trotzdem bleibt der Abend die einzige Gelegenheit, mit geringem Aufwand und lediglich minimaler Veränderung der Lebensgewohnheiten viel zu bewegen.
Was können wir tun, damit Filme eine Bereicherung für unser Leben sind?
Wer, anstatt durch ein abenteuerlich schlechtes Fernseh-Programm zu zappen, sich für einen, ihn persönlich berührenden Film entscheidet, der seine Seele anspricht und zum Mitfühlen animiert, erlebt eine ungleich bessere Vorbereitung auf den weiblichen Teil des Tages, der der Regeneration und Entwicklung gewidmet ist.
Wer obendrein anstatt nur dem Haupt-Erzählstrang zu folgen, sich für die in besseren Filmen immer mitschwingenden tiefer-gehenden Deutungsebenen interessiert, wird mit jedem weiteren Film auch tiefer in seine eigenen Seelenbilderwelten eintauchen. Das aber ist wiederum ein vergleichsweise idealer Einstieg in die Traumbilderwelten der Nacht und wird den Schlaf und damit die Erholung von Körper und vor allem Geist und Seele verbessern. Solcherart lässt sich mit den Abenden als Einstieg auch die Nacht mit ihren Träumen zurückgewinnen und damit der ganze weibliche Pol unseres 24-Stunden-Tages. Wo sich aber die eine Hälfte des Tages so zum Besseren wendet, wird das auch seine andere Hälfte positiv beeinflussen und uns nachhaltigen Auftrieb geben.
Besondere Filme - ein Gewinn für unser Leben
Aber auch das ist noch lange nicht alles, was Filme uns zu bieten vermögen. Sämtliche großen Themen unsers Lebens lassen sich mit ihrer Hilfe vertiefen, umfassender verstehen und das persönliche Leben wandeln. In „Hollywood-Therapie“ habe ich etwa das Thema Zeit mittels zwölf abendfüllender Filme für ein neues Verständnis vorbereitet.
- Der Film „In Time“ nimmt unser modernes Missverständnis, dass nämlich Zeit Geld sei, nachhaltig aufs Korn. Danach wird man sich gut überlegen, seine ganze Lebenszeit in Geld umzuwandeln, weil dieser Irrtum so überdeutlich durchschaubar und im Endeffekt fatal dargestellt wird.
- „Das sonderbare Leben des Benjamin Button“ räumt gründlich mit dem verbreiteten Wunsch auf, lieber jünger als älter zu werden. In der Identifikation mit Brad Pit vergeht uns Zuschauern jede Lust aufs Jünger-werden.
- Der Traum von ewiger Jugend wird in dem hinreißenden Film „Für immer Adeline“ zum Alptraum. Der Slogan „Vorever young“ kann diesen Abend sicher nicht überleben.
- In „Ewig grüßt das Murmeltier“ muss Bill Murray einen ganzen Abend und Film hindurch üben, einmal einen Tag vollkommen zu leben. Zum Schluss findet er in der Liebe die einzig denk- und lebbare Lösung.
- Den Höhepunkt der Zeit-Film-Serie bietet „Alles eine Frage der Zeit“, der ziemlich magisch mit Zeitreisen beginnt, dann aber immer alltags-tauglicher wird und am Ende eine Lösung enthüllt, mit der wir alle jederzeit nicht nur glücklicher, sondern richtiggehend glücklich werden können.
Insgesamt eröffnen uns Filme und ihre Deutungen einen wundervollen Zugang zu allen großen Themen unserer Zeit und wichtiger noch: unseres Lebens. Obendrein ist der Schritt zu dieser Psychotherapie geradezu unheimlich einfach, dabei spannend und entspannend zugleich, unglaublich günstig und andererseits bezaubernd und befreiend zugleich.
Filme bieten insofern so unendlich viel praktischen Anschauungs- und Durchschauungs-Unterricht für die eigenen Lebensfallen. Wichtiger noch, sie zeigen obendrein Auswege daraus auf. Zusätzlich aber können sie auch zur Lebens-Philosophie, den Schicksalsgesetze und dem „Schattenprinzip“ entscheidende Einsichten bieten und uns die Urprinzipien oder Lebensbühne näher bringen, auf denen sich unser aller Leben abspielt.