Schönheitsideale im Wandel der Zeit: Eine Reise durch die Jahrhunderte

Antike Schönheit: Symmetrie und Ausdruck

In der Antike, insbesondere im antiken Griechenland, wurde das Schönheitsideal maßgeblich von der Vorstellung der Symmetrie und dem Ausdruck beeinflusst. Die antiken Griechen betrachteten die Harmonie der Formen als ästhetisch ansprechend und als göttliches Prinzip. Daher wurden auch Frisuren und Kleidung symmetrisch gestaltet.

Bereits im alten Ägypten, Rom und Griechenland wurde dunkles Augen-Make-up aus Kohle und Ruß benutzt – allerdings wurde Make-up damals nicht nur Schönheitszwecken verwendet, sondern auch zum Schutz vor Sonne und Insekten.

Insgesamt repräsentierte das antike Schönheitsideal eine ästhetische Norm, sowie eine philosophische Auffassung von Harmonie und Ausdruck. Es war eine Zeit, in der die Vorstellung von Schönheit stark mit den Prinzipien der Ordnung, Symmetrie und dem Streben nach Vollkommenheit verbunden war. Diese Vorstellungen beeinflussten nicht nur die Kunst der Antike, sondern prägen noch heute unser Verständnis von zeitloser Schönheit.

Renaissance, Barock und die Kunst der Weiblichkeit

Die Renaissance und das Barock, die vom 14. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert reichten, waren geprägt von einem neuen Verständnis der Schönheit. In dieser Zeit entwickelte sich auch ein einzigartiges Schönheitsideal, das die Kunst der Weiblichkeit feierte.

Im Gegensatz zu den schlanken und zurückhaltenden Schönheitsidealen des Mittelalters wurden während der Renaissance vollere Formen als Zeichen der Schönheit und Fruchtbarkeit betrachtet. Auf den Gemälden der großen Meister dieser Zeit, beispielsweise Sandro Botticelli oder Peter Paul Rubens, wurden die weiblichen Figuren mit kurvigen Silhouetten und üppigen Rundungen dargestellt.

Die Darstellung der Weiblichkeit ging jedoch über das rein Äußerliche hinaus. Frauen wurden nicht nur als schöne Objekte, sondern auch als Trägerinnen von Anmut, Tugend und Stärke porträtiert. Dies spiegelte die Wertschätzung der Renaissance für das menschliche Individuum und die Ganzheit der Persönlichkeit wider.

Insgesamt kann man sagen, dass die Renaissance die Kunst der Weiblichkeit als eine Kombination aus ästhetischer Vollkommenheit, sinnlicher Anziehungskraft und innerer Stärke definierte. Diese Ideale tauchen auch in der heutigen Zeit der Body Positivity auf.

Viktorianische Tugenden: Bescheidenheit und Kontrolle

Die viktorianische Ära, die von 1837 bis 1901 dauerte, war geprägt von einem starken gesellschaftlichen Wertesystem, das auf Moral, Tugendhaftigkeit und Selbstkontrolle basierte. Diese Werte spiegelten sich auch in den Schönheitsidealen der Zeit wider.

Der viktorianische Schönheitsstandard betonte die natürliche Schönheit und lehnte auffälliges Make-up ab. Ein blasser Teint galt als edel und wurde durch den Einsatz von Puder und Gesichtsschleiern verstärkt. Die Idee war, dass eine blasse Hautfarbe auf eine gehobene soziale Stellung und vornehme Zurückhaltung hinwies.

Die Vorstellung von Anstand und Tugend schrieb vor, dass der weibliche Körper bedeckt und vor unerwünschter Aufmerksamkeit geschützt werden sollte. Eng anliegende Korsetts wurden getragen, um eine schmale Taille zu betonen, jedoch ohne Betonung sexueller Reize.

Die Frisuren der viktorianischen Frauen waren oft hochgesteckt und betonten eine schlichte Eleganz. Offenes Haar wurde in der Öffentlichkeit vermieden, um die Ideale von Anstand und Bescheidenheit zu wahren.

Roaring Twenties: Der Aufstieg des modernen Flappers

Die Flapper-Ära brachte eine Revolution in den Schönheitsidealen mit sich. Statt sich den traditionellen Normen zu unterwerfen, betonten die Flappers Individualität, Freiheit und Selbstausdruck. Ihr Stil und ihre Haltung beeinflussten die Mode und die Vorstellung von Schönheit nachhaltig und markierten den Übergang zu einer moderneren, befreiten Ära.

Der auffälligste Aspekt des Flapper-Stils war die Abkehr von den langen, traditionellen Frisuren der vorherigen Jahrzehnte. Die Flappers trugen kurze, freche Frisuren, wie den ikonischen Bubikopf, der einen radikalen Bruch mit den zuvor dominierenden viktorianischen Idealen darstellte und die Unabhängigkeit und den Aufbruch zu neuen Zeiten symbolisierte. Die Kleider waren kürzer, mit lockerer Passform und betonten eine gerade, schlanke Silhouette.

Im Gegensatz zur viktorianischen Zurückhaltung im Make-up trugen Flappers auffällige Schminke. Betonte Augen mit dunklem Kajal, lange Wimpern und roter Lippenstift waren die Markenzeichen. Die erste Make-up-Marke, die auch außerhalb der Filmbranche frei verkäuflich war, war Max Factor. Ab 1916 konnten die ersten Produkte wie Augenbrauenstifte und Lidschatten gekauft werden. Nur vier Jahre später wurde eine ganze Make-up-Linie auf den Markt gebracht.

Damit einhergehend fanden mit der Zeit auch weitere, damit verwandte Produkte, den Weg in die Regale: Papiertaschentücher, Watte und andere Hygieneartikel, um die Schminke wieder abzunehmen. Das Material, das dafür bis heute verwendet wird, ist Zellstoff. Mittlerweile müssen zur Herstellung keine Bäume mehr gefällt werden, sondern es gibt Einjahrespflanzen wie Bagasse, Stroh Bambus oder Kenaf, die als Rohstoff dienen können. Wegen seines schnellen Wachstums ist auch Eukalyptus gut geeignet.

Der schlanke Standard der 1950er Jahre

Die 1950er Jahre setzten den Fokus auf einen schlanken, aber kurvenreichen Körper, der als Inbegriff von Weiblichkeit und Eleganz galt. Die Sanduhrfigur stand im Mittelpunkt der Schönheitsideale. Frauen wurden ermutigt, eine schmale Taille zu betonen, um die klassische, weibliche Kurvenform zu erreichen. Korsetts und Wespentaille-Kleider waren beliebt, um die Silhouette zu formen.

Marilyn Monroe war die Ikone der 50er Jahre – und das mit einer Kleidergröße 42. Damit würde sie heute in Modelagenturen in die Kategorie Plus Size fallen. Die Ideale der Weiblichkeit und Grazie bestimmten damals die Schönheitsvorstellungen. Frauen sollten sich damenhaft bewegen, mit Anmut und Würde gehen und ihre Weiblichkeit durch ihre äußere Erscheinung betonen.

Die rebellischen 1960er und 1970er Jahre: Natürlichkeit und Diversität

Die 1960er und 1970er Jahre brachten eine Betonung der Natürlichkeit. Twiggy prägte in den 60er Jahren das Ideal eines dünnen, mädchenhaften Aussehens, während die 1970er mit ihrer Betonung von Vielfalt und Natürlichkeit kontrastierten.

Der minimalistische "No-Make-up" Look gewann an Popularität. Frauen betonten ihre natürlichen Gesichtszüge und konzentrierten sich auf einen frischen, ungeschminkten Teint. Die Zeit brachte ebenso die Befreiung der Haare mit sich. Frauen trugen ihre Haare oft offen und natürlich, oft mit lockigen oder welligen Strukturen. Dies spiegelte den Wunsch nach Freiheit und Selbstausdruck wider.

Die 1960er und 1970er Jahre brachten auch eine zunehmende Akzeptanz und Feier der Vielfalt in Bezug auf Körperformen und ethnische Hintergründe. Das traditionelle Schönheitsideal wurde durch eine breitere Palette von Körpertypen und Hautfarben herausgefordert und durch die Aufnahme verschiedener Schönheitsstandards bereichert.

Die Vielfalt des 21. Jahrhunderts: Inklusion und Selbstakzeptanz

Heute befinden wir uns in einer Ära der Vielfalt und Inklusion. Schönheitsideale erstrecken sich über verschiedene Körpertypen, Hauttöne und Geschlechteridentitäten. Die Bewegung der Body Positivity hat dazu beigetragen, traditionelle Schönheitsstandards herauszufordern.

Models und Persönlichkeiten in den sozialen Medien setzen sich für die Akzeptanz verschiedener Körperformen ein und die Modebranche beginnt, diese Vielfalt in ihren Kampagnen und Laufstegshows zu repräsentieren. Die Gesellschaft beginnt zudem, die natürlichen Anzeichen des Alterns als Teil eines individuellen und authentischen Aussehens zu akzeptieren und zu schätzen.

Die Akzeptanz von Geschlechteridentitäten und -ausdrucksformen hat sich erweitert, und dies spiegelt sich in der Schönheitsindustrie wider. Models und Influencer, die Geschlechterdualitäten und -vielfalt repräsentieren, haben dazu beigetragen, traditionelle Geschlechterrollen in der Beauty-Welt herauszufordern.

Social Media vs. Schönheitsideale: Fluch oder Segen?

Soziale Medien ermöglichen es Menschen, ihre einzigartige Schönheit zu feiern und sich authentisch auszudrücken. Plattformen wie Instagram haben zu starken Gemeinschaften geführt, in denen Menschen, die sich für Body Positivity einsetzen, sich austauschen und unterstützen können. Influencer und Content Creator nutzen ihre Plattformen, um für Diversität und gegen unrealistische Schönheitsideale zu sprechen.

Die ständige Präsenz von sorgfältig kuratierten Bildern auf Social Media kann jedoch zu unrealistischen Schönheitsstandards führen. Retuschierte Fotos und Filter können eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers und ein unerreichbares Ideal von Perfektion schaffen. Menschen neigen dazu, ihre eigenen Körper mit den vermeintlich "perfekten" Körpern anderer zu vergleichen, was zu Selbstwertproblemen, Unsicherheiten und sogar zu Essstörungen führen kann.

Leider werden soziale Medien auch als Plattformen für Cyber-Mobbing und Body Shaming genutzt. Kommentare, die auf das Aussehen abzielen, können schwerwiegende psychische Auswirkungen haben und die Bemühungen um Body Positivity untergraben. Die Body Positivity-Bewegung strebt danach, eine positive Einstellung zum eigenen Körper zu fördern, unabhängig von gesellschaftlichen Normen. Allerdings steht sie auf Social Media vor der Herausforderung, ihre Botschaft gegenüber den übermäßig präsenten, idealisierten Bildern von Perfektion zu behaupten.