Was definiert einen Mann im 21. Jahrhundert? Was heißt es heute, ein echter Mann oder ein richtiger Mann zu sein? Müssen wir uns das überhaupt noch fragen? Es ist noch nicht allzu lange her, da stellte man sich unter Männlichkeit die Erfüllung der Rolle als Versorger und Beschützer vor. Heute steht die Gleichstellung der Geschlechter im Fokus. Frauen auf der ganzen Welt kämpfen leidenschaftlich für die Achtung ihrer Rechte. Doch wie soll der Mann von heute eigentlich sein und leben? Wie verhält er sich in Beziehungen? Welchen Weg nimmt die Männlichkeit? In diesem Artikel versuchen wir das Thema Mannsein im 21. Jahrhundert zu beleuchten.
Konkurrenz versus Kooperation – Umgang mit dem Thema Gleichberechtigung
Männer leben heute in einem ständigen Konflikt mit diversen Identitäten. Vor allem die Baby-Boomer-Generation hat Schwierigkeiten, sich den neuen Anforderungen an das Mannsein anzupassen. Damit gehen auch Probleme beim Umgang mit einem bestimmenden Thema unserer Zeit einher: die Emanzipation von Frauen.
Der Mann von heute ist jedoch auch widersprüchlichen Anforderungen an seine Identität ausgesetzt. Das betrifft seine Rolle in Beziehungen, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Soll ein Mann stark sein, Geld verdienen und fürsorglich sein? Oder liegt die Hauptaufgabe des modernen Mannes in der Integration von weiblichen und männlichen Anteilen, die jeder von uns hat? Dazu braucht es Vorbilder. Die jüngste Generation der Männer, die nach den 90er Jahren geboren wurden, ist hier in einer guten Ausgangslage. Sie haben solche Vorbilder, welche den Integrationsprozess bereits durchlaufen haben.
Mann sein – Brauchen wir eine neue Rollendefinition?
Männer in der heutigen Zeit müssen vor allem ihre Selbstwahrnehmung stärken. Dabei sollten sie den Mut haben, nach neuen Charakterzügen zu suchen, die sie mit allen anderen Menschen teilen. Es geht um einen Prozess der Entdeckung, weniger um ein Verhalten nach Vorschrift. Manchmal braucht es jedoch etwas Anleitung, um den richtigen Weg zu finden. Nicht jeder hat schließlich das perfekte Vorbild in der Familie oder im Freundeskreis.
Das Angebot an Workshops, Seminaren und Events zum Thema Mannsein ist vielfältig. Bjørn Thorsten Leimbach ist zum Beispiel ein bekannter Name, der mit seinem im Ellert & Richter Verlag erschienenen Buch "Männlichkeit leben: Die Stärkung des Maskulinen" einen großen Erfolg gefeiert hat. Der Psychotherapeut, Transaktionsanalytiker und Sensual Life Coach Hans Giffey hingegen widmet sich bei der Suche nach Antworten zur Frage, was Mann sein heute bedeutet, verstärkt dem Beziehungsaspekt. Er zeigt eine neue Richtung auf, nach der sich Männlichkeit heute vor allem durch Liebe sowie uneingeschränkten Respekt gegenüber allen Mitmenschen definiert.
Begeisterung entdecken und sich darin als Mann selbst finden
Ein Mann zu sein heißt heute auch, im Einklang mit den femininen Aspekten der Persönlichkeit zu leben. Das Ziel ist, die eigene Wahrnehmung zu stärken und traditionelle Rollenbilder zu überwinden. Wie das gelingt? Eine Stärkung des Maskulinen bedarf der Anerkennung, ja des Auslebens auch der Eigenschaften, die man sonst eher Frauen zuschreibt. Ein Schlüssel dazu ist die Erkenntnis, dass man sich nicht immer an dem orientieren sollte, was man will. Viel wichtiger ist es zu erkennen, woran man Freude hat. Genau das sollten Männer dann auch leben. Die eigene Männlichkeit stärken bedeutet in diesem Zusammenhang, das Leben losgelöst von den Erwartungen von Politik, Medien oder Konventionen zu leben. Moderne Männlichkeit erfordert die Aussöhnung mit der eigenen Unzulänglichkeit.
Bedürfnisse versus Bedürftigkeit
Ein wichtiger Unterschied, den Männer auf der Suche nach ihrer Männlichkeit erkennen müssen, liegt zwischen Bedürfnissen und Bedürftigkeit. Eine Bedürftigkeit ergibt sich aus ungelösten Konflikten aus der Vergangenheit. Die Ursachen können in der Liebe, in Beziehungen zu Mutter und Vater, im Verhältnis zu Frauen oder im Verpassen von Lebenszielen liegen. Hans Giffey hat in seiner Tätigkeit als Beziehungsarchitekt erkannt, dass diese offenen Fragen im Leben den Betroffenen die eigene Lebendigkeit und Verletzlichkeit aufzeigen. Menschen entwickeln in Beziehungen Muster, nach denen sie zu hohe Erwartungen an ihre Partner richten. Die Folge ist entweder Resignation oder Aggression und letztlich oft ein Ende der Beziehung.
Die Freude an der Männlichkeit wiederentdecken
Wie muss er also sein, der emanzipierte, gesellschaftlich kompatible und dennoch männliche Mann? Es sollte kein Nice Guy sein und auch kein Macho. Einige Züge von beiden sollte der moderne Mann dennoch wahren. Ein gutes Selbstwertgefühl und eine hohe Selbstachtung sind wichtige Voraussetzungen des wahren Mannes von heute. Männlich sein heißt ebenso, seine wunden Punkte zu kennen und sich seiner Verletzlichkeit bewusst zu sein. Die Bereitschaft zum Dialog sowie die Fähigkeit, einen anderen Standpunkt verstehen zu wollen, stärken ebenso die männliche Akzeptanz. Zu guter Letzt gehört zur wahren Männlichkeit auch der Aufbau eines Freundeskreises von etwa drei bis fünf Personen, wo man einfach man selbst sein kann.