![Diabetes kann die Zähne beeinflussen. Umgekehrt kann sich aber auch die Gesundheit der Zähne auf den Blutzucker auswirken Eine Frau mit Diabetes ist beim Blutzucker messen](https://www.balancebeautytime.com/sites/all/modules/contrib/lazyloader/image_placeholder.gif)
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die auf verschiedenste Organe und Körpersysteme negative Auswirkungen hat. Viele Betroffene wissen zum Beispiel nicht, dass Diabetes Zähne und Zahnfleisch schädigen kann. Vor allem besteht die Gefahr einer Zahnfleischentzündung (auch Parodontose oder Parodontitis genannt). Wird diese nicht erkannt und behandelt, droht im schlimmsten Fall sogar ein Zahnverlust. Wir erklären dir, welche Auswirkungen Diabetes auf deine Zähne hat und wie du deinen Mundraum schützen kannst.
Kann man durch Diabetes Zähne verlieren?
Diabetes ist eine Erkrankung, die man häufig lange Zeit nicht bemerkt. Trotzdem kann sie auf Dauer verschiedene Bereiche im Körper schädigen. Dazu gehören auch Zahnfleisch und Zähne. Diabetiker erkranken dreimal häufiger an Parodontitis als gesunde Menschen.
Tanja Heinecke, Dentalhygienikerin und Medizinprodukteberaterin, erklärt, wie es dazu kommen kann: "Wenn der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist, wird das Zahnfleisch nicht mehr so gut durchblutet. Es kann also auch nicht mehr optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden." Gleichzeitig ist das Immunsystem bei Diabetikern eingeschränkt, sodass der Körper Bakterien und andere Krankheitserreger nicht mehr gut bekämpfen kann.
In der Mundhöhle kann es deshalb häufiger zu einer Zahnfleischentzündung kommen. Was eher harmlos klingt, ist eine durchaus ernste Sache. Aus einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) entwickelt sich unter Umständen rasch eine Zahnbettentzündung (Parodontitis). Bei einer Parodontitis entzündet sich das Zahnfleisch rund um die Zähne und geht dann tiefer an den Zahnhalteapparat. Die körpereigene Abwehr ist dafür gedacht, Bakterien abzuwehren. Gelingt dies nicht, wandern die Bakterien (besonders die anaeroben Bakterien, diese mögen keinen Sauerstoff, sind dafür verantwortlich) immer weiter zur Zahnwurzel vor. In der Folge wird das Haltegewebe gelöst und es bildet sich eine Zahnfleischtasche. In dieser können sich die Bakterien noch weiter nach unten vorarbeiten. Bleibt die Parodontitis unbehandelt, wird auf diese Weise der Zahnhalteapparat aufgelöst. Dann können sich die Zähne lockern und schließlich sogar ausfallen.
Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet also: Ja! Diabetes erhöht die Gefahr, durch eine Zahnfleischentzündung Zähne zu verlieren. Allerdings kannst du viel dagegen tun, dass es gar nicht erst soweit kommt.
Kann eine Zahnfleischentzündung den Blutzucker erhöhen?
Dass der Blutzucker negativen Einfluss auf Zahnfleisch und Zähne haben kann, haben wir nun schon geklärt. Es gibt allerdings auch eine umgekehrte Wirkung: Wenn das Zahnfleisch stark entzündet ist, dann können die Blutzuckerwerte plötzlich schlechter werden. Der Grund sind Stresshormone, die der Körper ausschüttet. Das passiert auch bei anderen Entzündungen. Allerdings neigen wir dazu, die winzigen Entzündungen am Zahnfleisch zu unterschätzen und zu lange zu ignorieren. In der Summe handelt es sich dabei jedoch um ernstzunehmende Verletzungen, gegen die du so bald wie möglich etwas tun solltest!
Wie kann man Parodontitis bei Diabetes vorbeugen und bekämpfen?
"Vor allem anaerobe Bakterien sind an der Entstehung von Zahnfleischentzündungen beteiligt", erklärt Tanja Heinecke. Um sie loszuwerden, kannst du einiges tun:
- Achte auf eine sehr gute und genaue Mundpflege! Diabetiker sollten noch deutlich besser die Zähne putzen als gesunde Menschen. Wenn du hier aufmerksam bist, kannst du auch bei Diabetes Zähne und Zahnfleisch schützen.
- Verwende eine weiche Zahnbürste, um das empfindliche und vielleicht schon entzündete Zahnfleisch nicht weiter zu belasten!
- Wichtig ist auch die Reinigung der Zahnzwischenräume. Je nachdem, wie weit deine Zähne auseinander stehen, sind dafür Zahnseide oder ein kleines Zwischenraumbürstchen optimal geeignet.
- Als Diabetiker solltest du alle drei Monate zur professionellen Zahnreinigung gehen. Die Zahnhygienikerin reinigt Zähne und Zahnfleisch viel gründlicher, als es zu Hause möglich ist. Außerdem prüft sie den Zustand des Zahnfleischs und misst regelmäßig die Tiefe der Zahnfleischtaschen. So können frühzeitig Maßnahmen getroffen werden, um Parodontitis zu behandeln.
- Mundpflegeprodukte mit aktivem Sauerstoff können die anaeroben Bakterien effektiv bekämpfen. Es gibt unterschiedliche Produkte, zum Beispiel Zahncreme, Mundspray und Mundspülung, mit aktivem Sauerstoff. Wenn das Zahnfleisch schon entzündet ist, kannst du ein Gel mit einem höheren Sauerstoffanteil benutzen. Gib es auf ein Zwischenraumbürstchen und bringe es so zwischen deinen Zähnen auf! Damit kannst du die Bakterien schonend und effektiv bekämpfen.
- Gehe regelmäßig zu deinen Diabetes-Untersuchungen, nimm die verschriebenen Medikamente ein und halte dich an die Ernährungsempfehlungen deiner Ärzte! Je besser dein Diabetes eingestellt und behandelt ist, umso besser ist es für den ganzen Körper und auch für Zähne und Zahnfleisch.
Was ist Diabetes mellitus eigentlich?
Diabetes mellitus wird auch „Zuckerkrankheit“ genannt. Es handelt sich dabei um eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Hormon Insulin nicht mehr in ausreichender Menge gebildet wird. Insulin ist nötig, um Zucker aus dem Blut in die Zellen aufzunehmen. Wenn zu wenig Insulin vorhanden ist, steigt der Blutzuckerspiegel an. Das kann auf Dauer schwerwiegende Folgen für den Körper haben. Es kann zum Beispiel in der Folge von Diabetes zu Herzerkrankungen, Schlaganfällen, chronischen Wunden, Sehstörungen, Nierenversagen oder Infektionsanfälligkeit kommen. Starke Über- oder Unterzuckerungen können im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. Es ist also sehr wichtig, Diabetes möglichst frühzeitig zu behandeln. Das geschieht häufig durch die medikamentöse Gabe von Insulin mit Tabletten oder Spritzen. Außerdem müssen Diabetiker gut auf ihre Ernährung achten und Übergewicht abbauen.
Die Ursachen für Diabetes sind ganz unterschiedlich. Meist wird zwischen zwei Formen unterschieden:
- Diabetes Typ 1 wurde früher auch „jugendlicher Diabetes“ genannt, weil die Krankheit sehr häufig schon im Kindes- oder Jugendalter auftritt. Bei dieser Form produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr. Die Gabe von Insulin als Medikament ist für Typ-1-Diabetiker lebensnotwendig und die einzige Möglichkeit der Behandlung.
- Diabetes Typ 2 nannte man früher auch „Altersdiabetes“. Er macht etwa 90 Prozent der Diabetes-Erkrankungen aus. Besonders betroffen von dieser Form der Erkrankung sind ältere Menschen, häufig mit Übergewicht und Bewegungsmangel.
Außer diesen beiden Arten gibt es noch einige seltene Sonderformen von Diabetes. Für die Zähne macht es jedoch kaum einen Unterschied, welche Form vorliegt. Du solltest ihnen auf jeden Fall erhöhte Aufmerksamkeit schenken.