Unser Körper warnt uns durch akute Schmerzen vor ernsthaften Erkrankungen. Macht sich ein Schmerz allerdings selbständig und wird zum eigenen Krankheitsbild, spricht der Arzt von einem chronischen Schmerzsyndrom oder einer chronischen Schmerzkrankheit. Chronische Schmerzen führen oft zu großen körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Aber ab wann ist ein Schmerz chronisch und welche modernen Therapien gibt es? Wir klären auf.
Ursache und Entwicklung – Schmerz ohne erkennbare Krankheit
Chronische Schmerzen treten als Begleitsymptome von Krankheiten wie bei der rheumatoiden Arthritis oder bei einem Bandscheibenvorfall auf. Solche chronischen Schmerzen können aber auch ohne erkennbare körperliche Ursache zusammen mit depressiven Störungen, Angststörungen oder anderen psychischen Störungen auftreten.
Chronische Schmerzen sind über Monate vorhanden oder kehren immer wieder. Sie entstehen oft aus akuten Schmerzen, haben jedoch meist keine körperliche Ursache. Bei der Entwicklung chronischer Schmerzen spielt unser Gehirn eine entscheidende Rolle. Ein ständiger Schmerzreiz hinterlässt sogenannte "Schmerzspuren" in unserem Gehirn. Daraus entwickeln wir ein "Schmerzgedächtnis". Die Schmerzschwelle sinkt. Das bedeutet, dass ein Patient selbst bei Berührungen bereits Schmerz spüren kann. Unsere Nervenzellen können außerdem von sich aus Schmerzsignale an unser Gehirn schicken und das, auch wenn die ursprüngliche Erkrankung oder Verletzung schon lange verheilt ist. Wir empfinden Schmerz, obwohl keine echte Ursache vorhanden ist. Die Betroffenen leiden körperlich und psychisch. Durch die eingeschränkte Beweglichkeit und die psychische Belastung ziehen sich Patienten immer mehr zurück. Besteht ein chronisches Schmerzsyndrom über einen längeren Zeitraum, kann das sogar in eine Depression münden.
Klassische chronische Schmerzen
Die Anzahl der chronischen Schmerzpatienten steigt stetig an. Das liegt zum einen an unserer höheren Lebenserwartung und den damit zusammenhängenden Abnützungserscheinungen unseres Körpers. Aber auch Fehlhaltungen und Bewegungsmangel führen oft zu chronischen Schmerzen. "Zu den klassischen chronischen Schmerzen zählen etwa Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, aber leider oft auch Schmerzen nach einem Gelenksersatz", weiß Universitätsprofessor Dr. Michael Zimpfer vom Vienna Medical Center. Der renommierte Anästhesiologe und Intensivmediziner hat im Lauf seiner Karriere bereits tausenden Schmerzpatienten geholfen.
Viele Patienten fühlen sich mit ihren Schmerzen nicht ernst genommen und haben eine wahre Ärzte-Odyssee hinter sich. Die Verabreichung von Schmerzmitteln ist meist die erste Wahl der Behandlung. Dabei gibt es viele moderne Methoden abseits der medikamentösen Schmerztherapie. "Die meisten Schmerzmittel verursachen starke Nebenwirkungen. Wir versuchen Medikamente auf lange Sicht zu vermeiden", so Univ. Prof. Dr. Michael Zimpfer.
Methoden zur Schmerztherapie
Für eine erfolgreiche Schmerztherapie ist eine präzise Diagnose das Wichtigste. Alle organischen Ursachen für die chronischen Schmerzen müssen von Vornherein ausgeschlossen werden. Dafür steht Univ. Prof. Dr. Michael Zimpfer mit einem Netzwerk an hochkarätigen Spezialisten in Kontakt. Erst nach einer gründlichen Untersuchung beginnt die chronische Schmerzbehandlung. "Moderne Verfahren der Schmerztherapie erlauben heute eine genaue Diagnostik der Schmerzabläufe", weiß Prof. Dr. Zimpfer. Selbst dünnste Nerven können etwa mittels Ultraschall präzise lokalisiert und dann mit Radiofrequenz-Blockade oder gekühlter Radio-Frequenz-Blockade (Kryotherapie) ausgeschaltet werden. Ziel ist es, durch eine solche Behandlung die Medikamente vollkommen zu ersetzen. Das gelingt nicht in jedem Fall. Allerdings kann die Dosierung der Medikamente fast immer auf ein Minimum reduziert werden.
Radiofrequenztherapie und SpineMED® bei Rückenschmerzen
Das Vienna Medical Center bietet eine Vielzahl an Schmerztherapien.
- Die Lasertherapie eignet sich für die Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen. Die Laserenergie dringt tief in das Gewebe ein und regt natürliche Heilmechanismen an. Muskeln, Sehnen und Bänder können schnell regenerieren oder repariert werden. Die Schmerztherapie mit Laser eignet sich besonders bei Wunden, Schwellungen oder Verbrennungen.
- Die Radiofrequenztherapie hingegen wirkt vor allem bei klassischen Nervenschmerzen im Bereich von Rücken und Schulter. So können Schulter-Arm-Syndrom, Schmerzen im Bereich Knie und Wirbelsäule oder die Trigeminusneuralgie erfolgreich damit behandelt werden.
- Eine neue nicht-invasive und deshalb völlig schmerzfreie Methode zur Schmerzbehandlung ist die SpineMED®-Behandlung. Sie kommt bei Bandscheibenproblemen zum Einsatz. SpinMED® zieht die Bandscheiben vorsichtig auseinander. Durch den reduzierten Druck gelangen wieder Flüssigkeit, Nährstoffe und Sauerstoff an die Bandscheibe.
Strom und punktgenaue Medikation
Eine weitere Form der Therapie ist die Schmerzbehandlung mit Niederstrom-Stimulation. Nach einer Analyse des betroffenen Gewebes wird ein Ionenaustausch direkt an der Zellmembran forciert und die Zellen so zur Selbstheilung angeregt. Die Methode ist schmerzfrei und bereits nach zwei bis drei Anwendungen wirksam.
Zur Behandlung chronischer Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule sind Katheder-Behandlungen meist die erste Wahl. Dabei handelt es sich um einen minimal invasiven Eingriff. Hochwirksame Medikamente können so zwischen Wirbelsäule und Rückenmark punktgenau platziert werden. Außerdem ist es so möglich, bestimmte Nerven elektrisch über Radiofrequenz zu beruhigen. Diese Therapie bewirkt eine Schmerzlinderung auf Dauer. Sie bedeutet eine Alternative zur herkömmlichen Operation und eignet sich besonders für bereits operierte Patienten.
Chronische Schmerzen und die Psyche
Chronische Schmerzen sollten aber nicht nur aus medizinischer Sicht betrachtet werden. Psychologen der Universität Luxemburg fanden in einer Studie heraus, dass psychische Faktoren ebenfalls eine große Rolle für das Schmerzempfinden von chronischen Schmerzpatienten spielen. Betroffene, die negative Emotionen gut händeln konnten, waren im Alltag sowohl körperlich als auch psychisch weniger eingeschränkt als solche mit starken Stimmungsschwankungen. Autogenes Training oder eine begleitende psychologische Beratung können bei chronischen Schmerzen neben den medizinischen Möglichkeiten zusätzlich helfen.