Unternehmer lieben anders

Soziale Rollen und Situationen

Jeder von uns hat viele soziale Rollen inne. Die meisten Rollen sind an Kontexte und Situationen gebunden. Jeder von uns hat soziale Rollen, mit denen man sich sehr gerne identifiziert. Jeder Mensch in einer Beziehung hat eine soziale Rolle, die sich „Partner“ nennt und eine, die sich „Arbeitnehmer“ oder „Unternehmer“ nennt.

Bei Arbeitnehmern bestimmt die räumliche Umgebung und die Menschen, die sie umgeben, ob sie sich mehr mit der Partner- oder mit der Arbeitnehmerrolle identifizieren. Bei Unternehmern ist das nicht unbedingt so. Vor allem, wenn sie auch zu Hause arbeiten oder wenn der Partner auch im Unternehmen arbeitet.

Kommunikation

Eine Herausforderung, die sich dabei stellt, ist die Kommunikation.

Ein Gedankenexperiment:

Betrachten wir folgende Situation: Die Familie Maier sitzt beim Essen. Herr Maier ist Unternehmer, Frau Maier auch. Die Kinder Maier sind Schüler. Die Familie sieht für Außenstehende in dieser Situation wie eine ganz normale Familie beim Essen aus. Doch im Gedanken ist Herr Maier noch bei den letzten Marketingzahlen und Frau Maier hat ihren nächsten Termin im Kopf. Herr Maier kann sich einfach nicht erklären, wieso die letzten Zahlen so schlecht waren. Frau Maier denkt sich, dass sie jetzt erst einmal essen möchte und dann wieder an den Termin denkt.

Jetzt erzählt der Sohn etwas aus der Schule. Herr Maier reagiert kurz angebunden. Später in der Küche schnauzt Frau Maier Herrn Maier an, dass er doch nicht immer so kühl mit seinem Sohn sprechen soll.

Missverständnis

Frau Maier hat in der Situation in ihrer sozialen Rolle als Mutter und Partnerin agiert. Herr Maier hatte jedoch nicht als Vater und Partner am Essenstisch gesessen, sondern als Unternehmer. Frau Maier hätte ihn sicherlich gut verstanden, hätte sie gewusst, in welcher Rolle ihr Mann am Tisch saß.

Da liegt jedoch die Krux: Von außen war nicht ersichtlich, ob Herr Maier Unternehmer oder Vater und Partner war.

Diese Situationen begegnen Unternehmer in ihrem Beziehungsleben häufiger. Der eine versteht den anderen nicht, weil er nicht weiß, in welcher sozialen Rolle er sich im Moment befindet. Daraus entstehen Missverständnisse, die bereits bei jeder Kommunikation entstehen können. Bei Unternehmern und Unternehmerpaaren geschieht das noch leichter.

Situationen verstehen und Probleme lösen

Die Darstellung der Situation ist sehr drastisch verkürzt und vereinfacht. In der Realität sehen die Dinge wesentlich komplexer aus. Doch der Kern ist, dass es nützlich ist, dass man als Unternehmer sich über seine aktuelle soziale Rolle bewusst ist.

Für Partner kann es hilfreich sein, abzuklären, ob es private und geschäftliche und auch gemischte Bereiche in der häuslichen Umgebung gibt. Beispielsweise regeln es die Maiers so, dass sie das Schlafzimmer als absolute Privatzone betrachten. Hier werden keine geschäftlichen Gespräche geführt und jeder versucht nach Möglichkeit, sich mental in der Partnerrolle zu befinden, wenn er im Schlafzimmer ist.

Das Büro ist hingegen Berufszone und hier bleiben private Themen draußen. Der Esstisch ist bei den Maiers ein gemischter Bereich. Sie erzählen sich über das Geschehene am Tag und nutzen ihn als Einstieg in die Privatzone.

Metakommunikation

Das hört sich alles sehr theoretisch an. Doch wenn man sich der Situation und der Rollen bewusst ist, lassen sich Enttäuschungen und Missverständnisse reduzieren.

Dennoch ist es sinnvoll, wenn man sich angewöhnt, eine gewisse Metakommunikation zu führen, wenn man sich als Partner nicht verstanden fühlt. Die Maiers haben mittlerweile eine Routine entwickelt, die eine Lösung beinhaltet: Wir halten uns an unsere Räume und wenn wir das Gefühl haben, wir wissen nicht, mit welcher sozialen Rolle wir sprechen, fragen wir nach.

Das klappt in der Praxis ganz gut. Und so lassen sich Privat- und Berufsleben leichter auseinanderhalten, wenn man das möchte.

Autorin: Claudia E. Huber