"Also ich liebe es, sehr gut auf mich zu schauen," sagt Gabriele in einem Coaching. "Mein Singledasein ist ein Hochgenuss und der beginnt schon am Morgen, wenn ich mich bade, dann mein Frühstück zelebriere, genussvoll mit dem Hund hinausgehe,..."
Auf meine Frage ob sie glücklich ist, antwortet sie wie aus der Pistole geschlossen: "Ja natürlich! Ich habe das beste Leben. Ich lebe nur mit mir." Dabei lächelt sie verschmilzt und zwinkert mir zu. Es scheint fast so, als würde sie durch den kleinen Zwinkerer eine Verbündete in mir suchen, die sie darin bestätigt, dass sie einfach großartig ist und es nur an den Männern allein liegt, dass keine Beziehung entsteht.
Was hat Spiritualität mit Beziehung zu tun?
Als könnte sie Gedankenlesen, schießt sie noch etwas verächtlich nach: "Ach, wahrscheinlich bin ich schon zu weit spirituell entwickelt. Da gibt es ja kaum Männer, die da mit können, außer sie sind schwul oder Ökos."
"Also ehrlich, liebe Gabriele, ich bin wirklich dankbar, dass es so hochentwicklete Männer, wie du dich gerade selbst beschreibst, nicht gibt." Dann wäre ich sicherlich auch noch freiwillig gerne Dauersingle. Sie lächelt betroffen aber rückt ihren Heiligenschein gleich wieder zurecht.
Sag mal liebe Gabriele: "Warum kommst du denn ausgerechnet mit deinem Partnerschaftthema zu mir, wo du doch weißt, dass ich mir kein Blatt vor den Mund nehme?"
Bist du dir sicher, dass du wirklich offen für ein Feedback und Entwicklung bist?
"Sicher bin ich mir nicht, aber ich hab gedacht, du bist ja auch eine spirituelle Frau und verstehst mich und wir könnten uns dann auch austauschen."
Das ist nur ein kurzer Auszug aus einem Gespräch, das prototypisch für selbsternannte spirituelle Frauen ist. Liebe Frauen, ihr tut weder euch noch den Männern, noch den vorhanderen Kindern einen Gefallen, wenn ihr das Leid in eurem Herzen mit einem Edeletikett verziert auf dem steht: "Ich bin etwas ganz Besonders. Ich bin nämlich weit entwickelt und sehr spirituell."
Über Selbstverherrlichung, Selbstzentriertheit und Angst...
Wer das lange genug praktiziert und auch selbst glaubt, wird einsam, sehr einsam.
Sich über andere zu erheben schafft Distanz zu den Herzen der Menschen. Du bist dann vielleicht in deinen Augen hochspirituell aber leider nicht beziehungsfähig. Zu einer Beziehung gehört Ehrlichkeit, Berührbarkeit und eine Begegnung auf Augenhöhe. Solange sich einer der beiden als wertvoller, entwickelter oder besser empfindet, kann keine echte Liebe fließen.
Vom selbstgezimmerten Esoterikthron herabzusteigen und sich dem Leben zu stellen, dem anderen so zu zeigen, wie man tatsächlich ist und nicht wie man gerne sein würde, gehört zu den heilsamsten Momenten. Erst dann ist dein Herz von der Lüge befreit und kann sich offen auf die Liebe hinbewegen.
Wie oft habe ich erlebt, dass hinter praktizierter Selbstverherrlichung und Selbstzentriertheit nichts als Angst steht! Angst, dass noch einmal jemand kommt, der das Herz verwundet.
- Angst vor Nähe und Gewalt
- Angst vor dem eigenen Minderwert
- Angst vor den eigenen heftigen und verdrängten Gefühlen.
- Angst vor den eigenen negativen Gedanken uvm.
Heile deine Angst, langsam, Schritt für Schritt und du wirst einen neuen Menschen in dir entdecken! Ein wunderschönes Wesen, das Liebe im Herzen trägt und gerne Menschen auf Augenhöhe begegnet. Ein liebenswertes Wesen voller Freude, das gerne teilt und berührt, Gemeinschaft genießt und auch über unspirituelle Witze herzlich lachen kann.
Autoren: Andrea und Herbert Mikisch