(Fast) jeder wünscht sich eine harmonische, liebe- und respektvolle Partnerschaft. Doch wie viele von uns (er)leben sie? Wie weit decken sich unsere Träume, Wünsche und Hoffnungen mit der Realität? Wie viele glückliche Beziehungen kennen Sie in Ihrem Umfeld wirklich?
Wenn die Probleme in die Beziehung einziehen...
Stellen wir uns vor, dass zwei Menschen, die eine Liebesbeziehung eingehen, zusammen ein imaginäres Haus bilden, sie kreieren einen eigenen Lebensraum.
Am Anfang ist er völlig unbelastet, rein und klar. Wir bemühen uns, uns von unserer besten Seite zu zeigen, bemühen uns um das Haus, schmücken es und teilen vorrangig Freude darin. Dann schleicht sich unvermeidlich der Zeit-Faktor mit seinen verbundenen Auswirkungen ein. Jeder Mensch hat
- Altlasten,
- unaufgelöste Thematiken,
- unverarbeitete Reaktionsmuster und
- Eigenheiten, die sich auf Dauer nicht verbergen lassen.
All dies zieht in das gemeinsame Haus mit ein. Dazu kommt, dass Dinge, die uns am anderen zu Anfang nicht störten, weil wir gerne über sie hinwegsahen, uns anfangen zu nerven. Dummerweise geht es dem anderen genauso.
Jetzt beginnen Probleme. Wir können zwar von außen eine vermeintliche Harmonie wahren, doch im Inneren wissen nicht nur wir selbst, dass etwas nicht stimmt. Es entstehen Verletzungen und Vorwürfe - an sich etwas völlig Normales. Wenn wir sie jedoch nicht aus- und ansprechen, hinterlassen sie Unrat und Dreck, der nicht von selbst verschwinden wird.
Oft sind es vielleicht nur Kleinigkeiten, doch auch die sammeln sich an.
Ehrlich währt am längsten
Wir tauschen unseren Wunsch nach Harmonie mit der so wichtigen Ehrlichkeit ein. Wir sagen Dinge nicht, vermeiden Themen, bei denen wir Konflikte vermuten.
Wir sprechen Unliebsames lieber nicht aus, wollen die Harmonie nicht gefährden. Oder sagen sogar Dinge, die nicht wirklich unserem Inneren, unserer Wahrheit entsprechen. All das, weil wir weiter geliebt und begehrt werden wollen.
Übrigens: Auch Nichts sagen ist eine Lüge. Alles was wir "verheimlichen", was unseren Partner und unserer Beziehung betrifft, beschmutzt das gemeinsame Haus. Jede Unwahrheit, jedes Verstellen, jedes nicht zu sich selbst und zu seiner wahren Meinung stehen, jedes "Um-zu" und jedes Vortäuschen schafft ungute Energie im gemeinsamen Heim.
Wir Menschen gehen in Beziehungen gerne so um, als würden wir in unserem Haus alles, was nervt, einfach in den Keller verbannen und dann glauben, es sei WIRKLICH WEG. Dabei sammelt sich nur immer mehr an. Immer mehr von dem, was wir "eigentlich" nicht haben wollen. Es schimmelt und gammelt vor sich hin.
Ja, wer räumt schon gerne auf? Doch: Je mehr liegen bleibt, desto unangenehmer wird es, das wissen wir alle.
Es ist Zeit, aufzuräumen!
In unserer realen Behausung verhalten wir uns in der Regel sinnvoller: Wir räumen ab und an auf. Inclusive Grundreinigung. Denn wer fühlt sich in einer zugemüllten, dreckigen Wohnung wirklich wohl? In Beziehungen sieht es leider anders aus, es sammelt sich oft immer mehr an. Irgendwann fühlt es sich tatsächlich besser an "auszuziehen" und sich ein neues Haus zu suchen, als das alte aufräumen zu müssen.
Der Wunsch nach Harmonie, das Bedürfnis geliebt und anerkannt zu werden und auch der Drang, den anderen nicht verletzen, nicht vor den Kopf stoßen zu wollen, liegt quasi in unseren Genen. Als Kinder sind wir abhängig von unserer Umwelt und den Menschen, die uns großziehen. Es ist elementar wichtig, dass sie uns nicht fallen lassen. Wir verhalten uns später in engen Beziehungen unbewusst ähnlich. "Lieber sage ich nichts, bevor ich Stress bekomme."
Die, die etwas sagen, gelten gerne als anstrengend und problemorientiert. Dabei wollen sie nur aufräumen. Ihr Antritt ist mutiger und auf Dauer gesünder. Ja, dieser Antritt macht gesunde Beziehung auf Dauer erst möglich. (Ich rede nicht von Dauer-Nörglern, die immer allen anderen die Schuld geben. Sie sind das andere ungesunde Extrem).
Was brauchen wir, um eine gesunde und kraftvolle Partnerschaft leben zu können?
Mut! Woher diesen Mut nehmen? Wie die menschlichen Urängste und Vermeidungsstrategien überwinden? Wir alle glauben dazu gehören zu müssen, denn alles andere war früher lebensgefährlich.
Das Bedürfnis anerkannt und geliebt zu werden ist fest in uns verankert. Viele von uns haben zudem gelernt, dass dabei eh nichts "Gutes" rauskommt: Haben wir doch unsere Eltern und Verwandten bei zerstörenden, destruktiven Streitereien und Auseinandersetzungen beobachtet. Das hat ganz bestimmt nicht Mut gemacht. Doch realistisch betrachtet bleibt nun mal: Wenn zwei erwachsene Individuen aufeinandertreffen, kann es keine wahrhaftige Dauer-Übereinstimmung und -Harmonie geben.
Respektvolles und liebevolles "Streiten können", ertragen, dass der andere eine völlig andere Meinung hat, dass er Dinge anders sieht oder ganz anders machen möchte, ist die BASIS einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe.
Die Welt "da draußen" unterstützt diese Haltung nicht. Im Gegenteil, wir sollen uns anpassen und uns "nicht so anstellen", oder wir haben die Stimmen aus unserer Vergangenheit im Ohr, die uns suggerieren, wir sind nicht gut genug, wir sind NICHT OKAY, es liegt alles an uns selbst. Dieser Selbstzweifel, diese Unsicherheit ist der Keim, auf dem ungesunde Zurückhaltung, das Verleugnen der eigenen Gefühle und Bedürfnisse und zur Folge Unehrlichkeit gedeihen.
Um eine ehrliche, wahrhaftige und damit wirklich liebevolle Beziehung leben zu können brauchen wir tatsächlich zuerst einen liebevollen und wertschätzenden Umgang mit uns selbst.
Liebe dich selbst!
Es gibt ja diesen Satz: "LIEBE DICH SELBST!" Doch ist mir in den letzten 20 Jahren kaum jemand begegnet, der das im stillen Kämmerlein von sich behaupten kann, Ihnen etwa?
Nahezu jeder kennt also diesen Satz, seine Bedeutung und vor allem die UMSETZUNG bleibt aber viel zu abstrakt! Das ist in etwa so, als läge unser Ziel auf dem Mond. Das Ziel klingt zwar toll, aber, wenn wir ehrlich sind, wissen wir überhaupt nicht, wie wir dahin kommen sollen.
Die freudige Nachricht: Es gibt einen guten Weg! Wir müssen uns nicht gleich selbst lieben, es reicht, wenn wir Schritt für Schritt unsere eigenen Bedürfnisse immer mehr erkennen, sie zulassen und sie respektieren. Es reicht, wenn wir den Stimmen in unserem Kopf, die uns niedermachen, neu und anders begegnen. Wenn wir dies tun, generieren wir Mut und Selbstbewusstsein.
Mit authentischem Selbst-Bewusstsein entsteht automatisch ein größerer SelbstWERT und dieser führt uns ohne Anstrengung immer mehr zur Selbst-Liebe. Und plötzlich wird das nicht greifbare Ziel zu erlebter Realität. Je mehr Sie sich selbst, Ihre Gefühle und Ihre ureigenen Wünsche und Bedürfnisse respektieren, desto mehr werden es alle anderen um Sie herum tun. Auch Ihr Partner.
Seien Sie es sich wert!