Fragst du dich manchmal: „Bin ich egoistisch“? Das kann schon sein. Wir verraten dir, welche Anzeichen dafürsprechen. Außerdem erklären wir dir, warum es wichtig ist, gesunden Egoismus zu wahren.
Bin ich egoistisch: Was bedeutet Egoismus?
Bevor du herausfinden kannst, ob du egoistisch bist, solltest du wissen, was Egoismus überhaupt bedeutet. Egoismus kommt vom lateinischen Begriff ego, was "Ich" heißt. Hinter egoistischem Verhalten steht die Ich-Bezogenheit. Der eigene Vorteil wird auf Kosten anderer Menschen ausgeschöpft. Wer egoistisch handelt, ist also nur auf das Erreichen eigener Interessen, Wünsche und Ziele bedacht. Dabei ist es ihm oder ihr mehr oder weniger egal, ob andere Personen zurückstecken oder gar leiden müssen.
Bildlich gesprochen fährt ein stark egoistischer Mensch seine Ellbogen raus: Mit seinem Verhalten lässt er anderen keine andere Wahl, als sich seinem Willen unterzuordnen. Starke Ich-Bezogenheit gilt als negative Charaktereigenschaft, die schnell unsympathisch und arrogant wirken lässt. Egoisten fehlt es ganz besonders an Empathie. Sie interessieren sich nicht besonders für ihre Mitmenschen und lassen anderen nur wenig Raum.
Natürlich gibt es verschiedene Formen von Egoismus. Jeder Mensch ist auf eine Art auch egoistischer Einzelgänger. In der Psychologie spricht man auch vom Psychologischen Egoismus, der besagt, dass alles menschliche Streben, Verhalten und Handeln letztendlich darauf zielen, individuelles Glück zu erfahren und persönliche Ziele zu erreichen. Nichtsdestotrotz sind Menschen soziale Wesen, die das Bedürfnis verspüren, in einer Gemeinschaft zu leben. Für das Erhalten einer funktionierenden Gesellschaft und das Aufbauen inniger zwischenmenschlicher Beziehungen sind Mitgefühl, Verbundenheit wie Kompromissbereitschaft unabdingbar.
An welchen Anzeichen erkennt man Egoismus?
Stellst du dir manchmal die Fragen: „Bin ich zu egoistisch“? oder „Bin ich normal“? Folgende Anzeichen können auf ein hohes Maß an Egoismus hinweisen:
- Du lässt andere nicht ausreden. Fällt es dir schwer, anderen zuzuhören und dich für sie zu interessieren? Fällst du ihnen oft ins Wort? Redest du meist über dich und deine Probleme? Im Gespräch zeigst du deinem Gegenüber Desinteresse?
- Du kannst dir keine Fehler eingestehen. Du suchst Fehler immer bei anderen? Selber kannst du nicht zugeben, wenn du dich falsch verhalten hast? Zudem bist du kritikunfähig?
- Die ganze Welt dreht sich nur um dich. Du denkst nicht daran, wie es anderen geht? Deine Sorgen und Gefühle sind stets wichtiger? Dich mit Problemen von anderen zu beschäftigen, erscheint dir als lästig?
- Du stellst dich selber immer an erste Stelle. Dein Wohl liegt dir wesentlich mehr am Herzen als das Wohl der Gemeinschaft?
- Du kannst die Führung anderer nicht akzeptieren! Dir fällt es schwer, die Kontrolle abzugeben und dich auch mal unterzuordnen?
Ehrliche Selbstreflexion ist nicht leicht. Oft hat man von sich selbst ein anderes Bild als andere. Hole dir deshalb auch die Meinung deines sozialen Umfeldes ein!
Was sind die Ursachen für egoistisches Verhalten?
Egoistisches Verhalten entsteht nicht einfach so aus einer Laune heraus, sondern kann viele verschiedene Ursachen haben. Niemand entscheidet sich bewusst dafür, ein unsympathischer Egoist zu sein. Hinter starkem Egoismus können folgende Gründe stecken:
- Wenig Selbstliebe: Hinter Egoismus verbirgt sich ganz oft Unsicherheit. Ein möglicher Grund dafür ist, dass man zu wenig Liebe und Anerkennung erfahren hat. Deswegen grenzt man sich ab und wird zum Ich-bezogenen Einzelgänger.
- Mangelndes Empathievermögen: Wer sich nicht in andere hineinversetzen kann, erkennt möglicherweise gar nicht, dass er egoistisch ist.
- Erziehung: Wer es nicht gewohnt ist, auf Dinge zu verzichten und Kompromisse einzugehen, stellt die eigenen Bedürfnisse über die von anderen. Ein Beispiel kann ein Einzelkind sein, das immer alles bekommen hat, was er oder sie wollte und nie gelernt hat, auf andere Rücksicht zu nehmen.
Warum ist gesunder Egoismus wichtig?
Egoismus ist nicht von Grund auf etwas Schlechtes. Es kommt auf das Maß an. Gesunder Egoismus ist wichtig, um für das eigene Wohl klare Grenzen zu setzen. Um glücklich zu sein, musst du auch an dich denken! Übertriebener Altruismus, d. h. jedem alles Recht machen zu wollen, ist genauso ungesund wie kompromisslos die Ellbogen rauszufahren. Folgende Tipps helfen dir dabei, die gesunde Balance zwischen Egoismus und Altruismus zu finden:
- Sei für andere Menschen da, wenn sie dich brauchen! Aber nicht rund um die Uhr! Versuche zu erkennen, wer wirklich deine Hilfe braucht und wer deine Hilfsbereitschaft eher ausnutzt!
- Vernachlässige dich nicht! Zeit für sich allein ist ungemein wertvoll! Im Alltag kommen eigene Bedürfnisse viel zu kurz. Manchmal solltest du alles weglegen, alles um dich herum vergessen und nur an dein Wohlbefinden denken. Mach das, was dir guttut.
- Setze klare Grenzen! Wenn du z. B. mit etwas Wichtigem beschäftigt bist, solltest du anderen klar machen, dass du nicht gestört werden willst. Nach getaner Arbeit kannst du dir wieder Zeit für deine Mitmenschen nehmen.
- Gestehe dir Fehler ein! Sei kein Sturkopf und versuche nicht immer, jede Schuld von dir zu weisen! Fehler machen ist völlig normal. Scheue dich nicht davor, Reue zu zeigen und dich zu entschuldigen!
Im Gegensatz zu puren Egoisten können Menschen mit gesundem Egoismus sowohl eigene Bedürfnisse wahrnehmen als auch sich in ihren Mitmenschen hineinfühlen.