Mit sich selbst zu reden ist normal und in den meisten Fällen nichts Ungewöhnliches. Vor allem in Situationen, in denen man sich stark konzentrieren muss, kommen Selbstgespräche schon mal vor. Ein Dialog mit sich selbst kann allerdings auch auf psychische Störungen oder Erkrankungen hinweisen. In diesem Artikel verraten wir dir, warum viele Menschen mit sich selbst reden. Außerdem erklären wir dir, wann Selbstgespräche krankhaft werden können.
Warum reden einige Menschen mit sich selbst?
Morgens im Badezimmer, beim Autofahren oder auf der Arbeit: Die meisten Menschen reden, teils unbewusst, mit sich selbst. Das mag auf andere Menschen zwar ungewöhnlich oder gar verrückt wirken, ist aber etwas ganz Normales. Der Dialog mit sich selbst hilft nämlich, die eigenen Gedanken zu sortieren. So kann man sich selbst gut zureden, beruhigen, motivieren oder inspirieren. Es baut Stress ab, dient als Gedächtnisstütze und fördert die Leistungsfähigkeit. Zusätzlich wird das Selbstwertgefühl gestärkt. So kann ein laut ausgesprochenes Kompliment am frühen Morgen den Tag versüßen und Energie für die kommenden Aufgaben schenken.
Auch einige ältere Menschen sprechen hörbar mit sich selber. Vielen hilft es dadurch, ihre Einsamkeit zu verdrängen. So kann mit der eigenen Stimme die Stille gefüllt werden, die Personen ertragen müssen, die wenig soziale Kontakte haben. Das hat aber keinen krankhaften Hintergrund, sondern sorgt dafür, dass die negativen Auswirkungen der Einsamkeit kompensiert werden können. Das laute Sprechen mit sich selbst schützt in diesen Fällen vor körperlichen und geistigen Schäden.
Wie häufig führen wir Gespräche mit uns selbst?
Selbstgespräche kommen häufiger vor als angenommen. Mehr als 90 Prozent der Menschen führen, zumindest innerlich, Gespräche mit sich selbst. Das fängt schon als Kind an und besteht bis ins hohe Alter. Durch Erziehung und soziale Prägung bekommen wir aber beigebracht, dass man in der Öffentlichkeit nicht mit sich selbst reden sollte, da das für Aufsehen sorgt und nicht in die soziale Norm passt. Daher entwickeln viele Angst davor, anders zu sein, die bewusst wie unbewusst dazu führt, dass man sich, um nicht negativ herauszustechen, sozial angepasst verhält.
Wie oft wir laut oder leise, bewusst oder unbewusst, mit uns selbst sprechen, hängt von der individuellen Persönlichkeit ab. Diejenigen, die häufig mit sich sprechen, sind meist mehr auf sich fokussiert und verarbeiten Informationen eher verbal statt visuell. Außerdem bilden sie sich ihre Meinung vorwiegend durch intensives Nachdenken und fokussiertes Abwägen, ohne äußere Einflüsse.
Ab wann können Selbstgespräche krankhaft sein?
Wie bereits beschrieben sind fördernde Selbstgespräche gesund und sollten nicht unterdrückt werden. Negative Selbstgespräche hingegen zeigen eine gegensätzliche Wirkung und schwächen das Selbstbewusstsein. Zu letzterem neigen eher Personen, die in einem unsicheren Umfeld aufgewachsen und wenig Zuneigung von außen gewöhnt sind.
Tatsächlich können Gespräche mit sich selbst auch ein Hinweis auf eine psychiatrische Erkrankung sein. Menschen, die z. B. an Schizophrenie leiden, neigen dazu, mit sich zu sprechen, um auf Halluzinationen zu antworten. Bestimmte psychische Erkrankungen im Bereich der Psychose kennzeichnen eine Störung der Denkabläufe. Von einer psychiatrischen Erkrankung ist auszugehen, wenn man die immer gleichen Sätze wiederholt oder immer wieder laut vor sich her schimpft. Wirkliche Gespräche mit sich selber sind das aber nicht, da psychisch erkrankte Patienten oft auch fremde Stimmen im Kopf hören wie z. B. die eines verstorbenen Menschen. Bei schweren Depressionen oder einer Demenzerkrankung sind, neben vielen anderen Symptomen, lautstarke Monologe ebenfalls nicht unüblich.
Was sagt die Psychologie? Inwiefern sind Gespräche mit sich selbst etwas Positives?
Selbstgespräche haben in unserer Gesellschaft keinen guten Ruf. Sehr häufig werden sie mit psychischen Störungen, geistiger Verwirrtheit und Schizophrenie assoziiert. Daher sind laute Monologe in der Öffentlichkeit nicht gern gesehen. Diversen Psychologen zufolge gibt es keinen Grund, sich dafür zu schämen, mit sich selbst zu sprechen. Selbstgespräche sind sogar gesund, da sie ein ideales Ventil für Gefühle sind. Das gilt auch für Sätze, die wir denken, aber nicht aussprechen.
So werden innere Monologe und lautes mit sich selber Reden von vielen Forschern und Forscherinnen in ihrer Wirkung kaum unterschieden. Beides wirkt sich positiv auf uns aus. Hörbare Laute verstärken zusätzlich den Effekt. Wissenschaftlichen Studien zufolge können Aufgaben einfacher bewältigt werden, wenn die Aufgabenstellung laut vorgelesen wird.
Mit sich selbst zu reden dient somit der Selbstregulierung. Das ist wichtig, um Impulse zu kontrollieren, Handlungen zu steuern und die eigenen Ziele im Leben zu erreichen. Auch beim Sport spielen Selbstgespräche eine entscheidende Rolle. Sie helfen, die Konzentration aufrecht zu erhalten, sorgen für einen kritischen Blick von außen und haben einen wesentlichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Leistungssportler und -sportlerinnen können, indem sie sich lautstark zureden, Stresssituationen bewältigen, ihren Fokus auf das Wesentliche richten und sich die nötige Motivation verleihen.