Mitgefühl ist eine wichtige, liebenswürdige und wertvolle Eigenschaft. Allerdings kann zu viel Empathie auch schaden und schlimmstenfalls krank machen. Wir verraten dir, wie du das gesunde Maß an Mitgefühl wahren kannst.
Ab wann ist von zu viel Empathie die Rede?
Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt eines anderen Menschen hineindenken bzw. hineinversetzen zu können. Empathie ist Voraussetzung für soziales Zusammenleben und ein wichtiges Werkzeug im Umgang mit den Mitmenschen. Menschen mit hohem Einfühlungsvermögen haben ein Gefühl dafür, wie sie sich vor anderen Menschen verhalten sollen, was angebracht ist und wann ihre Hilfe benötigt wird. Sie können schnell verstehen, wie sich ihre Mitmenschen fühlen und in welcher Stimmung sie sich befinden. Daher ist Mitgefühl im Alltag, Beruf und Liebesleben enorm wichtig.
Dabei werden Gefühle nicht nur anhand der ausgesprochenen Worte wahrgenommen, sondern auch durch Mimik und Körpersprache. Wir Menschen sind generell empathische Wesen. Daher können wir erkennen, wenn es unseren Liebsten nicht gut geht, ohne dass sie uns explizit darauf hinweisen müssen. Bemerken wir, dass unser Gegenüber leidet, entsteht in uns der Wunsch, ihm oder ihr zu helfen und das Leiden zu verringern. Kurz gesagt: Wir fühlen mit! Eigenschaften wie Respekt, Hilfsbereitschaft und Kompromissfähigkeit basieren auf einem gesunden Level an Mitgefühl. Rücksicht auf andere zu nehmen, ist für jede Art von Beziehung unabdingbar. Das Level an Empathie ist angeboren, kann sich im Laufe des Lebens allerdings verändern. Empathielose Menschen entwickeln Persönlichkeitsstörungen, was ihre soziale Eingliederung schwierig macht. Es ist nämlich alles andere als leicht, Freunde zu finden, wenn man kein Mitgefühl für andere empfindet. Andersrum kann auch zu viel Empathie schädlich sein. Übermäßiges Mitgefühl wird auch "Hyper-Empathie-Syndrom" genannt und geht mit Hochsensibilität einher. Hoch empathische Menschen sind somit nicht nur mitfühlend, sondern auch sehr empfindlich. Diese Zebrechlichkeit kann sie vor viele Herausforderungen stellen.
Welche Nachteile kann zu viel Empathie haben?
Zu viel Empathie kann krank und vor allem unglücklich machen. Der Grund ist, dass Betroffene sich in den Bedürfnissen, Gefühlen und Erlebnissen der Mitmenschen verlieren und ihr eigenes Leben vernachlässigen. Die eigenen Gefühle und den eigenen Stress, was durch das ständige Mitfühlen verursacht wird, nehmen Betroffene zu spät war. Nach und nach sind sie emotional immer ausgelaugter, weil der Fokus darauf liegt, anderen zu helfen. Das kann so weit führen, dass man nur noch fremdes Glück empfinden kann und nicht mehr eigenes. Man verliert sich als unabhängige Person. Die Ursache für zu viel Empathie kann, wie bei vielen Problemen im Leben, an zu wenig Selbstliebe liegen. Wenig Selbstliebe bedingt, dass man sich Bestätigung von außen sucht. Wenn man für andere da ist, erhofft man sich, geliebt zu werden. Daher fällt es schwer, Nein zu sagen, Kritik ehrlich zu äußern oder sich an erster Stelle zu sehen.
Welche Punkte können auf übermäßige Empathie schließen lassen? Was kann man dagegen tun?
Folgende Dinge können darauf hindeuten, dass deine Empathiegefühl eventuell zu stark ausgeprägt ist.
- Du kannst nicht Nein sagen! Wenn du nie jemandem eine Bitte abschlagen kannst, wirst du irgendwann ausgelaugt sein. Anderen zu helfen ist wichtig, aber nicht um jeden Preis. Vernachlässige dabei deine Bedürfnisse nicht!
- Du stellst dich selbst immer hinten an! Durch dein ausgeprägtes Empathiegefühl hast du den ständigen Drang, jedem zu helfen. Du solltest aber nicht vergessen, auch auf dich zu achten. Um andere glücklich zu machen, solltest du nicht unglücklich werden.
- Du kannst keine ehrliche Kritik äußern! Deine Freunde und Bekannte fragen dich um deinen Rat und du überschüttest sie mit Komplimenten, obwohl du es vielleicht gar nicht so meinst? Jeder kennt solche Situationen. Stark empathische Menschen tun sich extrem schwer damit, andere zu kritisieren. Doch du solltest wissen, dass falsche Komplimente niemandem was bringen.
- Du gibst deinen Mitmenschen ständig Recht, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen! Auch hier gilt: Es bringt nichts, zu allem Ja und Amen zu sagen. Äußere ruhig deine Meinung! Unterschiedliche Meinungen machen Diskussion doch erst spannend.
- Die Probleme deiner Mitmenschen werden zu deinen Problemen! Als sehr empathischer Mensch kannst du nachempfinden, was dein Gegenüber fühlt. Zu viel Empathie bringt die Schwierigkeit mit sich, dass du neben den guten Emotionen anderer auch Negativität mitfühlst. Du leidest also richtig mit. Das kann auf Dauer sehr anstrengend sein, da man ständig mit unangenehmen Gefühlen konfrontiert wird.
- Du bist deinen Mitmenschen nie böse bzw. verzeihst ihnen immer alles nach kurzer Zeit. Menschen mit zu viel Empathie setzen keine Grenzen im Umgang mit anderen. Selbst wenn sie verletzt oder ausgenutzt werden, können sie kein Machtwort sprechen und verzeihen immer sehr schnell. Der Grund ist ganz einfach: Verlustangst.
Wie kann man ein gesundes Maß an Mitgefühl wahren?
Wir geben dir Tipps, die dir helfen sollen, an den Punkten zu arbeiten:
- Lerne, auch mal Nein zu sagen! Natürlich solltest du auch nicht aus Prinzip immer Nein sagen. Wenn du anderen helfen kannst, mach das! Allerdings solltest du für dein Wohlbefinden gewisse Grenzen ziehen.
- Verliere dich nicht in den Bedürfnissen von anderen! Kümmere dich in erster Linie um dein Leben und deine Probleme, dann kannst du anderen Menschen auch befreiter helfen!
- Sei ehrlich zu deinen Mitmenschen! Mach ihnen ehrliche Komplimente! Übe auch Kritik aus! Natürlich kannst du darauf achten, wie du dich ausdrückst. Statt hämisch auf Fehler herumzuhacken, kannst du in einem höflichen Ton Verbesserungsvorschläge machen. Der Ton macht die Musik.
- Wahre eine gewisse emotionale Distanz zu fremden Problemen! Damit schützt du dein eigenes Wohlergehen und kannst deine Unterstützung besser anbieten. Sei dir dessen bewusst, dass dein Gegenüber in den Momenten, in denen er sich schlecht fühlt, jemanden braucht, der ihm oder ihr eine starke Schulter bietet. Wenn du genau so leidest, zieht ihr euch gegenseitig runter.
- Du solltest deine Grenzen klar kommunizieren! Du bist kein Spielball deiner Mitmenschen. Mache anderen klar, wenn sie zu weit gehen! Lass dir nicht zu viel gefallen! Gib dich nur mit Personen ab, die dich respektieren und dich wirklich wertschätzen!