Erblich bedingter Haarausfall – Was kann man dagegen tun?

Erblich bedingten Haarausfall erkennen und entsprechend handeln

Der Mensch verliert am Tag durchschnittlich etwa bis zu 100 Haare. Wer ab und an mehr Haare in der Bürste findet, muss sich noch keine Sorgen machen. Auch beim Haarewaschen können mehr Haare ausfallen. Zudem verlieren Frauen oft mehr Haare, was vor allem mit dem vermehrten Styling durch Föhn, Glätteisen oder Lockenstab zusammenhängt, denn Hitze ist eine Strapaze für das Haar. Trotzdem gehört das zum natürlichen Haarausfall dazu.

Ein ungewöhnlicher Haarausfall liegt dann vor, wenn über mehrere Monate mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen. Die Ursachen für einen Haarausfall können sehr unterschiedlich sein. Um ihn zu behandeln, muss der Arzt im Vorfeld eine Diagnose stellen. Eventuelle Krankheiten, Hormonumstellungen oder Medikamente müssen als Ursache analysiert werden. Nur wenn der Arzt die Ursache kennt, kann der den Haarausfall auch wirkungsvoll behandeln.

Was ist erblich bedingter Haarausfall?

Erblich bedingter Haarausfall oder androgenetische Alopezie wird durch genetische Faktoren bedingt. Diese Art des Haarausfalls die häufigste Form bei Männern. Aber auch Frauen können davon betroffen sein.

Der Grund für den Haarausfall bei erblich bedingtem Haarausfall ist die Überempfindlichkeit der Haarwurzel gegenüber DHT. DHT ist ein Derivat des männlichen Sexualhormons Testosteron. Anscheinend drosselt DHT die Wirkung von Wachstumsfaktoren auf das Haar. Die Wachstumsphase des Haares verkürzt sich und die Haarfollikel verkümmern.

Der erblich bedingte Haarausfall zeigt sich bei Männern zuerst an Geheimratsecken, die zunehmen. Danach fallen die Haare am Oberkopf aus. Es bleibt ein Haarkranz, der zunehmend dünner ist. Bei Frauen zeigt sich der erblich bedingte Haarausfall eher in einem diffusen Haarausfall. Die Haare werden auf dem gesamten Kopf dünner. Vielen Frauen fällt auf, dass der Mittelscheitel lichter wird.

Welche Formen von Haarausfall gibt es noch?

Neben dem erblich bedingten Haarausfall gibt es noch den diffusen Haarausfall sowie den kreisrunden Haarausfall.

• Kreisrunder Haarausfall: Die Auslöser sind noch nicht völlig geklärt. Es könnten psychische Faktoren oder eine genetische Veranlagung dahinterstecken. Frauen sind jedenfalls vom kreisrunden Haarausfall häufiger betroffen als Männer. Man vermutet eine Autoimmunerkrankung, die Entzündungen der Haarwurzel hervorruft. Die Haare fallen kreisrund in bestimmten Arealen aus (Alopecia areata).
• Diffuser Haarausfall: Bei der diffusen Alopezie fallen die Haare gleichmäßig über den gesamten Kopf aus. Das Haupthaar erscheint lichter. Man sieht die Kopfhaut durch. Normalerweise kommt es in diesem Fall nicht zur Bildung einer Glatze. Für den diffusen Haarausfall können viele Ursachen in Betracht kommen. Dazu gehören etwa Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Schilddrüsenunterfunktion, Infektionserkrankungen wie eine schwere Grippe, Tuberkulose oder Scharlach. Aber auch eine Strahlentherapie bei Krebserkrankungen sowie akuter psychischer Stress verursachen unter Umständen einen diffusen Haarausfall. Bei Frauen bedingen Hormonumstellungen während der Schwangerschaft, der Geburt und Stillzeit oder der Menopause in vielen Fällen einen Haarausfall.

Wie kann man erblich bedingten Haarausfall behandeln?

Bei erblich bedingtem Haarausfall kann man mit Medikamenten dagegenwirken. Die Wirkstoffe Minoxidil oder Finasterid können lokal auf die Kopfhaut appliziert werden.

Minoxidil ist eigentlich ein Medikament gegen Bluthochdruck, kann aber auch bei Haarausfall eingesetzt werden. Zu den typischen Nebenwirkungen von Minoxidil gehört etwa ein starker Haarwuchs. Bei Bluthochdruck wird es in Form von Tabletten verabreicht. Bei Haarausfall reicht es, Minoxidil als Lösung oder Schaum auf die Kopfhaut aufzubringen. Das unterstützt nachweislich den Haarwuchs. Man vermutet, dass die gesteigerte Durchblutung und damit die bessere Nährstoffversorgung den Haarwuchs stimuliert.

Finasterid kann zwar auch systemisch in Tablettenform verabreicht werden. Ärzte raten aber wegen der weitreichenden Nebenwirkungen eher davon ab.

Welche Phasen durchläuft ein Haar?

Das Haar durchläuft mehrere Phasen, bis es schließlich ausfällt.

• Wachstumsphase (Anagene Phase): Sie dauert ungefähr drei bis fünf Jahre – bei Männern kürzer, bei Frauen länger. In dieser Zeit werden die Haarwurzel intensiv mit Nährstoffen versorgt, die Stoffwechselaktivität der Haarwurzel ist hoch und die Zellen teilen sich vermehrt. Das Haarfollikel-Wachstum wird durch bestimmte Wachstumsfaktoren angeregt. Ungefähr 85 % unserer gesamten Haare befinden sich in dieser Wachstumsphase.
• Rückbildungsphase (Katagene Phase): Während dieser Zeit befindet sich das Haar in der Ruhephase. Die Haarfollikel bilden sich zurück, die Verbindung zwischen Follikel und Haarwurzel ist unterbrochen. Das Haar bleibt noch im Follikel verwurzelt, obwohl es nicht mehr wächst. Diese Phase betrifft ungefähr 1 % der Haare und dauert nur etwa zwei bis drei Wochen an.
• Ruhephase (Telogene Phase): Das abgestorbene Haar bleibt für zwei bis drei Monate im Follikel haften. Es besitzt keine Verbindung mehr zum Haarfollikel und wandert langsam nach draußen, bis es ausfällt. Meist wird es von einem neuen nachwachsenden Haar verdrängt. Etwa 14 % aller Haare befinden sich in dieser Phase.

Jedes Haar besitzt etwa 25 Lebenszyklen. Solange bildet sich für jedes ausgefallene Haar ein neues nach. Frauen könnten dadurch etwa 125 Jahre lang volles und kräftiges Haar haben, während Männer etwa 75 Jahre lang über eine volle Haarpracht verfügen könnten.