Vegan zu leben und vegane Produkte zu konsumieren ist nicht nur gesund, es liegt auch voll im Trend. Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, keine Produkte oder Nahrungsmittel zu kaufen, die tierische Inhaltsstoffe besitzen und tierversuchsfrei hergestellt wurden. Was viele nicht wissen: Auch Kosmetika können tierische Inhaltsstoffe besitzen. Zudem gibt es einen Unterschied zwischen Naturkosmetik und veganer Kosmetik. Warum bei Kosmetik vegan besonders wertvoll bedeutet, erfährst du hier.
Was ist vegane Kosmetik?
Die gute Nachricht zuerst: Vegane Kosmetik kommt ganz ohne Tierversuche und Inhaltsstoffe, welche von Tieren stammen aus. Die schlechte Nachricht: Zwar ist seit dem Jahr 2013 der Verkauf von Kosmetik, für dessen Inhaltsstoffe Tierversuche durchgeführt wurden verboten, zahlreiche Hersteller verwenden jedoch weiterhin Kosmetik mit Inhaltsstoffen von Lebewesen:
- Schildläuse werden für den roten Farbstoff Karmin verwendet
- Bestandteile wie Talg, Schmalz oder Fett aus Knochen findet man zum Beispiel in Seife
- Zahnpasta wird mit Knochenmehl erzeugt
- Shampoos mit Nerzöl verfeinert
- Keratin für die Haare wird aus Hörnern, Hufen, Federn oder Haaren gewonnen
- natürliches Erdbeeraroma stammt oft aus Hühnerfüßen
- Kollagen und Elastin stammen aus Sehnen
Viele Menschen greifen aus Liebe zum Tier zu sogenannter Naturkosmetik. Aber Achtung: Überzeugte Veganer sollten sollte auch bei dieser Art von Kosmetik Acht geben. Denn: Naturkosmetik ist nicht immer vegan und vegane Kosmetik ist nicht immer Naturkosmetik. In Naturkosmetik können tierische Inhaltsstoffe, enthalten sein, denn Naturkosmetik wird aus pflanzlichen Rohstoffen und oft auch aus Produkten lebender Tiere hergestellt. So können demzufolge auch Stoffe, die von Tieren produziert werden, wie beispielsweise Milch oder Honig enthalten sein. Rohstoffe aus toten Wirbeltieren wiederum, wie Emuöl, Nerzöl, Murmeltierfett und Frischzellen, sind verboten. Jedoch ist der Gebrauch von Rohstoffen aus wirbellosen Tieren nicht ausgeschlossen.
Vegane Kosmetik ist ebenfalls, wie bereits erwähnt, tierversuchsfrei. Als vegan gekennzeichnete Kosmetik enthält keine Inhaltsstoffe, die von oder aus Tieren produziert werden. Dabei wird zwar nicht auf Qualität, sondern auf synthetische Ersatzstoffe verzichtet. Die Kosmetik enthält nur vegane Inhaltsstoffe – statt Bienenwachs kann zum Beispiel Sonnenblumen- oder Blattwachs verwendet werden. Ebenso sind keine Farbstoffe tierischer Herkunft wie Karminrot enthalten. Stattdessen kann Tonerde für den rötlichen Farbton hinzugefügt werden. Ganz nach dem Motto: "Keine Tierversuche, kein Tierleid!"
Vorschriften für vegane Kosmetik
Tierversuchsfreie Kosmetik wird bei den Endverbrauchern immer beliebter. Trotzdem gibt es weiterhin für Hersteller zahlreiche Schlupflöcher, um Produkte, die an Tieren getestet wurden, in den Handel zu bringen. Zwar gilt seit 2013 ein Verkaufsverbot. Produkte, die vor dem Stichtag des 11. März 2013 an tierischen Lebewesen getestet wurden, dürfen weiterhin verkauft werden.
Das Verbot von Tierversuchen gilt nur für Inhaltsstoffe, welche nur in Kosmetik- und Pflegeprodukte zum Einsatz kommen. Im Klartext heißt das: Stoffe, die auch in anderen Artikeln vorkommen und aus diesem Grund unter das Chemikaliengesetz fallen, sind nicht tierversuchsfrei. Dies trifft auch auf viele Kosmetikprodukte zu, welche Stoffe verwenden, die beispielsweise auch für Reinigungsmittel und Waschmittel, in Medikamenten oder in Farbe vorkommen.
Werden die Produkte auch außerhalb von Europa verkauft, können für diese ausländischen Märkte weiterhin Kosmetik verkauft werden, an der Tierversuche durchgeführt werden. China ist so ein ausländischer Markt, auf diesem sind Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte sogar vorgeschrieben.
Welche Siegel oder Organisationen gibt es?
Zum Glück gibt es zahlreiche Organisationen, die über vegane Produkte, tierversuchsfreie Kosmetik und sonstige vegane Artikel informieren. Eine dieser Organisationen, PETA, veröffentlicht eine Liste mit tierversuchsfreie Kosmetik auf ihrer Homepage.
PETA nimmt dabei auf dieser Seite ausschließlich Hersteller mit klaren Richtlinien zu tierversuchsfreien Produkten auf. Dabei handelt es sich um Firmen, die eindeutig Stellung beziehen und so mithelfen, das Leid unserer vierbeinigen Lieblinge zu mindern und in eine tierversuchsfreie Zukunft zu blicken. Diese Unternehmen gewährleisten auch, dass ihre Lieferanten oder sonstige Dritte nicht an Tieren testen. Auch der Verkauf in China ist daher ausgeschlossen. Dies sichern sie PETA durch umfangreiche Fragebögen und verbindliche Erklärungen schriftlich zu, und nur dann werden sie in der Liste aufgenommen.
Weitere Listen mit Herstellern tierversuchsfreier Kosmetik:
- Die Veganblume
- Kaninchen unter der schützenden Hand
- leaping bunny
- cruelty-free and vegan
Aber Achtung: Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Siegeln, die Kosmetika als Naturprodukte ausweisen oder als "Bio" darstellen. Viele Unternehmen entwerfen zum Beispiel eigene Siegel, die dem Produkt ein "grünes" Image verleihen sollen oder behelfen sich mit "natürlich", "ökologisch" oder "bio" im Namen. Ihr könnt selbstverständlich auch selbst eine Anfrage formulieren und direkt beim Unternehmen nachfragen, wie es zu Tierversuchen steht und ob es vegane Produkte anbietet. Je mehr Interesse den Unternehmen von ihren Kunden signalisiert wird, umso besser. Manche Unternehmen werden euch klar und ausführlich antworten, manche werden kryptisch und verschleiert antworten und mache Unternehmen antworten erst gar nicht.
Egal ob vegan oder Naturkosmetik – tierversuchsfreie Artikel werden immer beliebter. Ob die vegane Lebenseinstellung dabei wirklich gesünder ist, oder nur ein kurzzeitiger Trend, das muss jeder einzelne von uns für sich selbst entscheiden.