Nein, da ist kein Fehler in der Überschrift! Es gibt da wirklich einen Unterschied. Obwohl es sich gleich anhört, ist es im Fühlen vollkommen unterschiedlich.
Ich will! Widerstand und Angst...
Das „Ich will!“, das jeder von uns kennt, ist das eines dreijährigen Kindes, welches mit den Beinchen aufstampft und dringend etwas durchsetzen will. Es ist ein „Ich will!“, das aus unserem sogenannten Ego entspringt. Dem Ego, das immer die negativen Seiten/den Mangel sieht, jedoch nicht fähig ist, positive Aspekte zu erkennen. Das Ego, das Angst hat und sich Sorgen macht. Angst davor, weniger zu haben als andere. Angst davor, nicht zu genügen. Angst vor Krankheit. Angst vor...
Dieses Ego kann logisch erklären, warum etwas nur so sein kann, wie es gerade ist, genaue Ursachen und Folgen analysieren. Dieses Ego weiß auch ganz genau, dass alles bereits Bestehende weiterentwickelt werden kann. Es setzt also immer bei bereits bekannten Erfahrungen/Techniken/Erkenntnissen an und macht daraus das „Neue“.
Verantwortung zu übernehmen fällt diesem „Ich will!“ sehr schwer bzw. ist ihm gar nicht möglich. Gewaltsam wird umgesetzt. Gewaltsam deshalb, weil sich das Ego immer in einer Form des Widerstands befindet. Widerstand gegen Arbeitskollegen, weil die etwas falsch oder anders machen. Widerstand von Jugendlichen gegen die Eltern, weil die grad gar keine Ahnung vom Leben haben.
Widerstand erzeugt oft Kampf. Wenn wir genau hinhören und hinfühlen, erkennen wir, dass dieser Widerstand – dieses Ego – direkt aus uns entspringt. Ja, das ist auch so eine Geschichte – das Ego projiziert nämlich immer alles nach Außen und findet dort ganz sicher einen Schuldigen – wofür auch immer.
Das andere "Ich will"
Jetzt beleuchten wir einmal das andere „Ich will.“ Neben dem Ego gibt es auch das sogenannte „Ich“. Dieses Ich ist ein fühlender, abwägender, positiv denkender Anteil in jedem von uns. Unser „Ich“ sucht hinter jeder Fassade den Kern und kennt keinen Widerstand. Dieses Ich übernimmt auch Verantwortung, weil es nicht nach Außen projiziert. Es ist kreativ und schöpferisch und erschafft. Es erschafft dort, wo es vorher noch nichts gab.
Ohne die Wahrnehmung des Ichs gäbe es keine fünfte Symphonie von Beethoven, keine Mona Lisa, keinen Automotor (Carl Benz 1879), kein Telefon (Morse 1837). Ohne die vielen äußeren Reize war es in früherer Zeit für die Menschen wesentlich leichter, das Ich zu leben. Urvertrauen, Liebe, Freude und vor allem Verantwortung zu übernehmen, für sich und das Eigene, waren die wichtigen Attribute und Güter dieser Zeit.
Das Ego und das Ich
Das Ego und das Ich gab es schon immer und wird es immer geben. Lediglich die Wahrnehmung beider und der harmonische, ausgewogene Umgang sind verloren gegangen. Es gibt eine einfache Überprüfung, wozu man selbst tendiert:
- Das Ego sagt: „Schau, was ich bin und was ich habe!“.
- Das Ich sagt: „Schön, dass ich bin und schön, dass Du bist!“.
Noch ein Beispiel zum besseren Verständnis:
Mir kommt auf der Straße eine Frau entgegen. Meine Augen (mein Ich) sehen ein rotes Kleid. Ganz ohne Wertung. Dann schaltet sich mein Ego ein und meint: „Oh, mein Gott, wie kann man zu solch roten Haaren ein rotes Kleid anziehen!?“
Es gilt wieder hinzusehen, hinzufühlen, zu erkennen und sich aus dem Kokon zu ent-wickeln. Aus einem Kokon, den wir von Geburt an um uns aufgebaut haben. Durch Erziehungsmuster, Erfahrungen und daraus entstandenen Wahrnehmungen. Ein Kokon, der uns ermöglicht, uns zu entwickeln und zu einem wundervollen Schmetterling zu werden.
Sie bilden am ersten Wochenende mit den zwei Modulen „Bewusstseinsebenen“ eine Basis. Eine Basis für das Arbeiten an sich selbst und das Unterstützen von anderen.
Ich wünsche Dir gute innere Augen und Ohren und eine harmonische Sommerzeit!
Autorin: Birgit Thiel