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Genauso wie Freude ist auch Trauer Teil unseres Lebens. Vielen fällt es allerdings schwer, mit negativen Gefühlen umzugehen. Statt sich ihrer Trauer zu stellen, versuchen sie, Negatives zu verdrängen. Das führt aber dazu, dass traurige, verletzende oder sogar traumatische Erlebnisse nie richtig verarbeitet werden können. Gehörst du auch zu solchen Menschen, die vor ihren Emotionen weglaufen? Fragst du dich manchmal: Warum kann ich nicht trauern? Wir verraten dir, warum es wichtig ist, Gefühle zuzulassen und wie eine gesunde Trauerbewältigung gelingen kann.
Warum kann ich nicht trauern: Gibt es richtiges und falsches Trauern?
Zuallererst können wir dich beruhigen: Es gibt keine richtige Anleitung zum Trauern. Jeder geht anders mit Trauer um. Schlimme Erlebnisse wie der Verlust eines Familienmitglieds werden je nach Individuum unterschiedlich aufgenommen. Während einige hemmungslos weinen müssen, sich zuhause isolieren und erstmals eine Auszeit brauchen, suchen andere wiederum viel Ablenkung und stürzen sich sofort in die Arbeit.
Nicht jeder kann eigenen Gefühlen freien Lauf lassen und beispielsweise weinen. Manche tragen ihre Traurigkeit nach außen, manche halten sie im Inneren. Unabhängig von der Art der Trauerbewältigung ist es aber wichtig, Emotionen zuzulassen. Wer alles in sich hinein frisst, kann Geschehenes nie richtig verarbeiten. So bleibt die Wunde stets offen, ohne Aussicht auf Besserung.
Sollte man weinen?
Nur wenn du dich deinen Problemen, Gefühlen und Ängsten stellst, kannst du einen positiven Umgang mit Negativem finden. Wichtig zu wissen ist, dass jeder Mensch trauert; zumindest innerlich. Nur weil jemand nicht in Tränen ausbricht, heißt es nicht, dass tief im Inneren nicht gelitten wird. Sich vor anderen Menschen verletzlich zu zeigen, erfordert Mut, den nicht jeder aufbringen kann. Die Furcht vor dem Schmerz ist zu groß, ebenso die Angst davor, Schwäche zu zeigen.
Du solltest dir im Klaren werden, dass es keine Schwäche ist, wenn du dich traurig zeigst oder gar weinst. Trauern ist menschlich und sollte wie alle anderen Emotionen ausgelebt werden. Je weniger du unterdrückst, desto freier wirst du dich fühlen. Lass die Stimme in deinem Kopf nicht über deine wahren Gefühle siegen! Fürchte dich auch nicht vor dem Schmerz! Als Mensch kannst du seelische Wunden nicht verhindern. Allerdings kannst du steuern, ob sie wieder genäht werden oder nicht.
Natürlich solltest du keine Emotionen spielen. Wenn du nicht weinen musst, ist das auch in Ordnung. Halte Tränen nur nicht zurück, weil du stark sein willst. Nicht nur Frauen sind emotionale Wesen: Auch als Mann solltest du dich nicht davor schämen, zu weinen. Versuche herauszufinden, welche Art der Trauerbewältigung dir hilft und wie du deine Gefühle am besten verarbeiten kannst! Sei ehrlich zu dir und spiel nicht den tapferen Helden! Auch dir wird eine Schulter zum Anlehnen oder vielleicht zum Ausheulen guttun.
Welche Phasen der Trauer gibt es?
Früher oder später trifft es wohl jeden. Der Verlust eines geliebten Menschen, ein missglücktes Lebensziel oder eine schmerzhafte Trennung: Wer lebt, muss mit seelischen Verletzungen und Hiobsbotschaften umgehen. Rückschläge und schwierige Phasen machen meist stärker, schenken uns wichtige Erfahrungen und liefern uns wertvolle Erkenntnisse. Grundsätzlich lassen sich vier Phasen von tiefer Trauer unterscheiden:
- Entsetzen und Leugnen: Kann einige Stunden bis Tage andauern. Der Schock bestimmt das Denken und Fühlen. Der Trauernde kann kaum fassen, was geschehen ist, und ist wie gelähmt.
- Realisierung und Gefühlsausbrüche: Dem oder der Betroffenen wird klar, was er oder sie verloren hat. Die Emotionen brechen ungestüm heraus. Der oder die Trauernde wird von Angst, Wut und Verzweiflung überwältigt. Er oder sie fällt in ein tiefes Loch und versucht, Erklärungen für den Verlust zu finden. Diese Phase kann mehrere Wochen oder auch Monate andauern.
- Rückkehr in den Alltag: Schrittweise kehrt man wieder zur Normalität zurück. Der Schmerz ist nicht mehr so stark wie am Anfang, dennoch dauerhaft präsent.
- Finale Akzeptanz: Der oder die Betroffene hat gelernt, mit dem Verlust zu leben. Das seelische und körperliche Gleichgewicht ist wieder hergestellt. Der Schmerz ist im Alltag nicht präsent, kann aber hin und wieder mal hochkommen, z. B. am Todestag eines Verstorbenen.
Natürlich lässt sich der Trauerprozess nicht gänzlich verallgemeinern. Bemerkenswert ist, dass wir in den traurigsten Momenten oft gar nicht weinen können. Der Schock ist so groß, dass eine Art emotionale Starre eintritt. Wir können dann einfach nicht begreifen, was passiert ist. Solche Schockstarre lässt sich dann beobachten, wenn Betroffene z. B. mit dem unerwarteten Tod eines geliebten Menschen konfrontiert werden. Erst nach einer Weile, wenn die Emotionen hochkommen und uns die bittere Realität wirklich bewusst wird, schaffen wir es, zu weinen.
Warum ist es wichtig, zu trauern?
Im Trauerprozess wird uns richtig bewusst, wie Körper und Seele miteinander zusammenhängen. Starke Trauer belastet Psyche, Körper und Gesundheit. Gerade deshalb benötigen Seele und Körper Entlastung, die nur durch intensive Auseinandersetzung mit der Trauer und dessen Ursachen gelingen kann. Trauern ist dafür gut, um tiefe innere Traurigkeit zu überwinden.
Was ist wichtig für eine erfolgreiche Trauerbewältigung?
Trauerbewältigung braucht es, um nach einer gewissen Zeit wieder nach vorne blicken zu können und wieder ein glückliches Leben zu führen. In der tiefen Trauerphase können Gespräche mit Mitmenschen oder Tagebucheinträge helfen. Essentiell ist, dass du hinter deine trauernde Fassade blickst. Lass dich nicht von deinen Gefühlen komplett übermannen und nimm dein Schicksal nicht einfach so hin! Auch in Phasen, die aussichtslos scheinen, kannst du etwas Positives bewirken. Der erste Schritt ist, eigene Trauer zuzulassen. Mit reichlich Geduld wirst du Wege finden, die dein Leid lindern. Wichtig ist es, nicht völlig im Schmerz abzutauchen.
Bei deiner Trauer können dich Familie und Freunde unterstützen. Block nicht ab, verschließ dich nicht und lasse Hilfe von außen zu! Rede offen mit deinem Umfeld und habe keine Scheu davor, nahestehende Personen an deiner Gefühlswelt teilhaben zu lassen! Menschen, die dich lieben, belastest du damit nicht. Egal wie schrecklich du dich gerade fühlen solltest, es werden wieder bessere, schönere und glücklichere Zeiten kommen. Wir Menschen können viel Leid ertragen, da wir die Fähigkeit besitzen, aus Rückschlägen zu lernen. Auch wenn alles grau und trist erscheint: Du wirst es schaffen, für neue Herausforderungen neuen Lebensmut zu schöpfen.
Wie kann man Trauer bewältigen?
Die folgenden Tipps unterstützen dich bei deiner Trauerbewältigung und helfen dir dabei, negative Gefühle wahrnehmen und verarbeiten zu können.
- Sprich über deine seelischen Schmerzen! Such dir Trost bei deiner Familie und deinen Freunden! Vergrabe dich nicht in deiner Traurigkeit! Gehe offen mit deinen Gefühlen um! Führe ein Tagebuch, in dem du deinen Trauerprozess festhältst!
- Lass Gefühlsausbrüche zu! Wenn du merkst, dass deine Emotionen raus müssen, gib ihnen nach! Wehre dich nicht dagegen!
- Verkrieche dich nicht zuhause im Bett! Beschäftige dich! Geh an die frische Luft und tanke etwas Sonne! Suche Ablenkung, aber nicht 24/7! Lenke dich ruhig mit deiner Arbeit, deinen Freunden und deinen Hobbys ab!
- Versuche, deinen Gefühlen nicht die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen! Wenn du deine Trauer verarbeiten willst, musst du dich ihnen irgendwann stellen. Vielen Menschen ist es dabei eine Hilfe, feste Rituale für ihre Trauer zu haben. In diesen Ritualen kannst du dir erlauben, deinen Schmerz in vollem Maß zuzulassen.
- Tue dir etwas Gutes! Gönne dir eine Auszeit oder mach einen Wellnesstag! Verwöhne dich und achte auf deine Gesundheit!
- Ernähre dich gesund und treibe etwas Sport! Auch wenn es schwer fällt, bleibe am Ball und versuche, dich zu motivieren! Wenn es dir körperlich gut geht, wird sich auch deine Seele besser fühlen.
- Nimm Hilfe von außen an! Hilfe anzunehmen ist keine Schande. Wenn du aus der Trauerspirale nicht alleine herausschaffst, solltest du dich auch nicht davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
- Tausch dich mit anderen Trauernden aus, die Ähnliches durchgemacht haben: sei es im Bekanntenkreis, bei Selbsthilfegruppen oder Internetforen.
- Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst! Den inneren Trauerprozess kannst du nicht beschleunigen. Sei geduldig und verständnisvoll mit dir selbst und erwarte kein Wunder!
Was kann beim Umgang mit Tod und Verlust helfen?
Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist die schmerzvollste Erfahrung, die man je machen kann. Daran ändern auch keine weisen Worte etwas: Der Schmerz ist da und wird nie zur Gänze vergehen. Eine positive, optimistische Lebenseinstellung sorgt für einen offenen Umgang mit dem Tod. Dafür solltest du versuchen, den Tod nicht unbedingt als ein schlimmes Ende anzusehen. Wer weiß, was nach dem Tod passiert? Auch wenn du nicht an Gott glauben solltest, kannst du daran glauben, dass nach dem Tod etwas Schönes auf dich zukommt.
Solange du noch lebst, solltest du das Leben genießen! Du bist der Protagonist deines Daseins. Somit kannst du bestimmen, woran du glaubst. Die Todesangst ist in jedem von uns tief verankert: Daran kann man nun nichts ändern. Alle Ängste sind in der Angst vor dem Sterben verwurzelt. Akzeptiere diese Angst, aber lass dich von ihr nicht lähmen!
- Arbeite an deiner Lebenseinstellung und versuche, deine Gedanken bewusst in eine positive Richtung zu lenken!
- Nimm dir Kinder mit ihrer freien Unbekümmertheit zum Vorbild!
- Schaffe dir deine eigene Philosophie und lass deiner Phantasie freien Lauf!
Jeder Mensch hat einen individuellen Bezug zum Tod. Du allein hast die Macht, dir die Aussicht auf den Tod zu versüßen. Dafür solltest du an das Gute im Menschen und in unserer Welt glauben. Am Ende kommt alles so, wie es kommen muss. Verschwende nicht zu viele Gedanken an Dinge, die du nicht in der Hand hast! Wenn du an das Gute glaubst, wirst du schwere Schicksalsschläge leichter verarbeiten können. Solange du lebst, kannst du dein Schicksal selber in die Hand nehmen und es positiv beeinflussen. Im Endeffekt willst du wie deine Mitmenschen doch nur eins: glücklich sein! Dafür musst du aber an dir arbeiten und dich immer wieder aufs Neue motivieren. Glück kommt nämlich nicht von alleine.