Vertrauen ist ein essentielles Gefühl, ohne das in unserem Zusammenleben auf Makro- oder Mikroebene nichts funktionieren könnte. Vertrauen ist aber nicht nur zufälliges Gefühl, es ist auch eine erlernte Fähigkeit oder ein angewandtes Verhalten. Es wird dort wichtig, wo das Alleinsein aufhört, wo andere Menschen beginnen, eine Rolle zu spielen. Vor allem, aber nicht nur, in einer Liebesbeziehung. Wie du Vertrauen in einer Beziehung lernen kannst, erfährst du hier.
Vertrauen lernen, Beziehung vertiefen – Wie kann das gehen?
Vertrauen gilt als eine der wichtigsten Faktoren in einer Liebesbeziehung. Es ist aber auch in allen anderen Beziehungen wichtig. Liebende schenken einander zu Beginn einer Beziehung einen gewissen Vorschuss. Zeigt man sich einem anderen Menschen freiwillig nackt und lässt man sich mit ihr auf intime Zärtlichkeiten ein, geht das gar nicht ohne ein gewisses Risiko. Das alleine reicht noch nicht, für eine vertrauensvolle, innige Beziehung. Fehlt das Vertrauen in einer Beziehung, geht auch oft das sexuelle Verlangen verloren. Umgekehrt kann gerade eine Versöhnung zu mehr sexueller Leidenschaft führen. Eine vertrauensvolle Beziehung zu einem Liebespartner aufzubauen braucht
- Zeit,
- Mut und
- nicht zuletzt Verstand.
Der Vertrauenskredit, den eine rosa Brille am Anfang einer Liebe liefert, kann danach recht schnell aufgebraucht sein, wenn er nicht ständig genährt wird. Dazu muss man aber verstehen, wie dieses essentielle Gefühl funktioniert.
Was ist Vertrauen?
Vertrauen bedeutet, dass wir davon ausgehen können, dass alle Handlungen anderer Menschen das Beste für uns wollen oder zumindest nichts Schlechtes für uns bedeuten. Der Vertrauensgrundsatz im Straßenverkehr geht davon aus, dass alle, die sich in ein Auto setzen, die Verkehrsregeln beherrschen, befolgen und anwenden. Das Rechtssystem, die Wirtschaft, die Forschung oder einfach das Zusammenleben aller Menschen können ohne diese wichtige Grundlage nicht funktionieren.
Vertrauen heißt, dass wir nicht wissen können, wie andere Menschen handeln werden, aber wir davon ausgehen, dass sie das Richtige tun werden. Es bedeutet, nicht kontrollieren zu müssen, frei von Angst zu sein. Aber nicht gänzlich. Der österreichische Hirnforscher Niels Birbaumer sieht Vertrauen als ein Gefühl, das Bindungen stärkt und Harmonie und Einigkeit schafft. Die Urmotivation hierfür ist aber die Scheu vor dem Konflikt. Menschen, die vor gar nichts Angst haben, sind nicht normal. Deswegen entscheiden wir uns täglich, aus Furcht vor Chaos und unnötigen Streitereien, dafür, anderen zu vertrauen.
Ist Vertrauen angeboren?
Das Grundvertrauen in andere Personen ist uns angeboren. Wir haben gar keine andere Wahl. Als Säugling sind wir auf unsere Eltern angewiesen. Wird dieses Urvertrauen in den prägenden Jahren der Kindheit aufrecht erhalten, macht uns das zu selbstbewussten, vertrauensvollen Erwachsenen. Wir können in unserer Beziehung Vertrauen schenken und annehmen.
Aber auch wenn sich unsere Eltern mit sehr viel Liebe, körperlicher Nähe und Fürsorge um uns bemüht haben, kann es zu Situationen kommen, durch die unser Grundvertrauen in andere gestört wird. Ein Unfall oder ein anderes Schockerlebnis kann für ein Trauma in der Kindheit sorgen. Die gute Nachricht ist – verlorenes Vertrauen in andere kann man wieder erlangen. Das hilft in zwischenmenschlichen Beziehungen und vor allem beim Selbstwertgefühl. Beides Begriffe sind nämlich sehr eng miteinander verbunden.
Hat fehlendes Vertrauen mit zu wenig Selbstvertrauen zu tun?
Vertraut man anderen, bedeutet das auch, sich selbst und seinen eigenen Handlungen zu vertrauen. Selbstvertrauen heißt, uns über unsere eigenen Fähigkeiten aber auch Fehler im Klaren zu sein. Das wurzelt einerseits aus dem Verhalten unserer Eltern, Lehrer und Partner – aus Erfolg aber auch aus Misserfolg.
Vertrauensfähigkeit hat viel mit Erfahrung zu tun. Je mehr wir mit Menschen zu tun haben, desto mehr erfahren wir über unser eigenes Verhalten und das der anderen. Vertrauensfähigkeit ist also erlernbar. Um eine langfristig glückliche Beziehung aufzubauen, ist es daher sehr wichtig, neues Vertrauen keimen zu lassen. Wenn wir darauf verzichten, schlecht über den Partner zu denken und pessimistisch zu sein, können wir gleichzeitig damit unser Selbstbewusstsein stärken. Das ist gut für uns und gut für den Partner.
Vertrauen lernen: Beziehung in fünf einfachen Schritten stärken
Eine erfolgreiche Beziehung nach der ersten Verliebtheit zu führen, ist auch ein wenig Arbeit und Selbstkontrolle. Vor allem Menschen, die bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, neigen oft zu Misstrauen und Kontrollzwang. Es hat aber auch mit Rechthaberei zu tun. Lassen wir Menschen, den Partner so wie er ist und erwarten wir das Beste von ihm, laufen wir immer in Gefahr, damit unrecht zu haben. Gegenseitiges Vertrauen birgt natürlich immer ein gewisses Risiko.
Wissen andere aber, dass wir das Beste von ihnen halten und sie nicht kontrollieren, benehmen sie sich oft besser. In der Psychologie wird das der Pygmalion-Effekt genannt. In einem Experiment wurde Lehrern vorgegaukelt, dass in ihrer Klasse nur besonders kluge Schüler wären. Dieser Glaube führte zu einem Verhalten von Seiten der Lehrer, der die Versuchsgruppe der Schüler zu viel besseren Leistungen anspornte, obwohl sie eigentlich nur mittelmäßig begabt waren. Vertrauen aufbauen und Misstrauen reduzieren, geht nur mit noch mehr Vertrauensvorschuss.
Am leichtesten ist mangelndes Vertrauen aber zu überwinden, indem man sich wieder in die gleichen Situationen begibt und eine neue, angenehme Erfahrung darin erlebt. Wichtige Tipps zum Thema Vertrauen in deiner Liebesbeziehung sind:
- Miteinander reden. Kommunikation ist nicht nur soziales Schmiermittel. Offene, ehrliche Gespräche zu wichtigen Themen oder auch nur Klatsch und Tratsch festigen Deine Beziehung und die gegenseitige Wertschätzung.
- Stehe vor Deinem Partner zu Dir selbst! Bleib höflich aber aufrichtig, was Deine Gefühle und Glaubenssätze anbelangt! Wenn Du authentisch bleibst und nichts vorspielst, macht Dich das vertrauenswürdiger, da es vor unangenehmen Überraschungen schützt.
- Sei ehrlich, wo immer es geht! Lügen erfordert sehr viel Energie und Konzentration, die Du für andere Dinge besser gebrauchen kannst. Auch der wichtigste Mensch in Deinem Leben, der Partner, muss zwar nicht alles von Dir wissen, aber im richtigen Moment Schweigen ist viel besser als ein kompliziertes Lügenkonstrukt. Für viele Menschen sind Lügen ein schlimmer Vertrauensbruch.
- Zuverlässigkeit und Respekt. Sei pünktlich, liebevoll, großzügig, stehe zu Deinem Wort und versprich nichts, was Du nicht auch halten kannst! Diese Fähigkeiten kannst Du bewusst trainieren und sie schenken Deiner Beziehung Vertrauen.
- Lass Dir und Deinem Partner Zeit! Vertrauen wächst langsam und braucht auch ab und zu eine Bewährungsprobe, um noch inniger zu werden.