Ehebruch und Untreue gibt es, seit Menschen Beziehungen miteinander eingehen. Das gebrochene Herz, verursacht durch einen einmaligen Seitensprung oder dauerhaftes Fremdgehen, ist eine Formel, die seit Jahrhunderten jede Art von Popkultur nährt. Die unbequeme Wahrheit dahinter: lebenslange Monogamie ist zum großen Teil ein kulturelles Ideal. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, warum man fremdgeht, die Folgen sowie die Möglichkeiten der Beziehungsrettung.
Bedeutet Untreue das Aus für die Liebe?
Viele nehmen automatisch an, dass ein Seitensprung oder längeres Fremdgehen das Ende einer Partnerschaft bedeuten muss. Doch so eindeutig ist es nicht und das ist eine gute Sache. Größere soziale Gleichheit zwischen Männern und Frauen und ein abnehmendes Stigma rund um das Thema Paartherapie erleichtert vielen den Umgang mit dem Thema Fremdgehen. Es muss nicht zwangsläufig auf eine binäre "Zusammenbleiben oder Trennen" Wahl hinauslaufen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es einfacher geworden ist, voranzukommen, wenn ein Partner den anderen betrügt. Es gibt eine Sache, über die sich Experten beim Umgang mit Untreue einig sind: Genesung ist möglich, der Wiederaufbau einer gesunden Beziehung erfordert jedoch viel harte Arbeit und zwar von beiden Partnern.
Warum geht man fremd?
Geht ein Partner dem anderen fremd, sind meist drei Voraussetzungen erfüllt:
- eine geheimnisvolle Beziehung
- eine emotionale Verbindung und
- eine sexuelle Anziehung.
Fremdgehen wird schon seit jeher praktiziert wird. Seitensprünge, Fremdgehen oder Untreue sind nicht nur für eine Kultur, einen Zeitraum oder eine Lebensweise typisch. Früher wurde es nur eher verdeckt gehalten. Aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit vieler Frauen von ihren Partnern hatten diese gute Gründe dafür, romantische Außenbeziehungen geheim zu halten, um nicht in Verruf zu geraten und damit ihre Zukunft zu gefährden.
Partnerschaften dauern außerdem heute länger, da Menschen werden immer älter werden. Da ist es nur natürlich, wenn es vielleicht sogar mehr als einmal im Leben vorkommt, dass man durch eine Affäre von der einen in die andere Beziehung wechselt. Das alles ist für Paartherapeuten nichts Neues, doch für viele Paare schon.
Wenn feste Partner sich betrügen, liegt der Grund häufig auch in einem Mangel, zum Beispiel an Gefühlen, Anerkennung oder Lust. Beziehungsarchitekten und Paarcoaches können dabei helfen, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden und so den Grundstein für eine solide neue Beziehung zu legen – ob mit dem alten Partner, in einer offenen Beziehung oder mit einer anderen Person.
Gibt es einen Unterschied zwischen Seitensprung und Außenbeziehung?
Psychologen scherzen untereinander oft darüber, dass eine Außenbeziehung, wo es vermeintlich ums Verliebtsein geht, die schönste Form der Psychose ist. Manche Paare nutzen die Erfahrung mit dem Fremdgehen als Chance zum gemeinsamen Wachstum. Andere nicht, sie geraten in Stillstand, verfangen sich in Schuldzuweisungen.
Manche Paare brauchen neues Wissen und Anregungen, um aus den gegenseitigen Vorwürfen heraus zu kommen. Die wichtigen Fragen sind dabei immer:
- Was hat die Affäre ausgelöst?
- Wo begann der Beziehungstanz?
- Seit wann ist die Verbindung dünner?
- Seit wann ist man nicht mehr so aufmerksam gegenüber den Bedürfnissen des Gegenübers in der Beziehung?
Eine bestehende Beziehung und das Verliebtsein in die Person, mit der man eine Außenbeziehung führt oder ein Seitensprung sind nicht vergleichbar. Beim Verliebtsein vernebeln bestimmte hormonelle Zustände das Gehirn. Ob beim Mann oder bei der Frau, die rosarote Brille ruft in den Betroffenen wieder Lebendigkeit wach, das Fremdgehen stimuliert bestimmte Zustände oder Neigungen, die man vorher vielleicht unterdrückt hat.
Wann lassen sich Menschen am häufigsten zum Fremdgehen verleiten?
Neueste Forschungen zeigen, dass sich Menschen verstärkt in der Lebensphase zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr in ein sexuelles Abenteuer stürzen oder öfter in fremden Betten wiederfinden. In diese Zeit fällt die sogenannte zweite Pubertät für Männer und Frauen, manchmal auch abwertend Midlife-Krise genannt. Es findet eine Rückschau darüber statt, was du oder dein Partner in der eigenen Beziehung bereits erlebt haben. Trotzdem blickt man auch in die Zukunft und fragt sich, was man vielleicht noch erleben möchte, wie man glücklich oder noch glücklicher werden kann.
In der zweiten Pubertät oder Midlife-Crisis herrschen ähnliche Zustände wie in der ersten Phase des Wechsels von der Jugend in die Adoleszenz. Dinge werden in Frage gestellt, die Liebe wird neu bewertet, es mangelt meist an Einklang mit sich selbst. Mann oder Frau haben bereits einiges erreicht, haben sich vielleicht gerade gesellschaftlich etabliert, sind aber trotzdem nicht zufrieden. Einige leiden unter zu viel Langeweile im Alltag, vermissen das Gefühl der Zuneigung und flüchten sich in Alkohol und One-Night-Stands.
Woran erkennt man erste Risse in der Partnerschaft?
Es gibt keine unmissverständlichen Anzeichen, aus denen man mit Sicherheit auf einen untreuen Partner schließen kann. Männer und Frauen zeigen jedoch auf ähnliche Weise, dass es in ihrem Leben gerade an etwas mangelt. Frage dich zum Beispiel, wo dein Partner seine Aufmerksamkeit hinwendet. Geht es fast nur noch um die Kinder oder wurde ein neues Haustier angeschafft? Dies können Anzeichen dafür sein, dass sich Mann oder Frau aus irgendeinem Grund fremd gegenüber dem eigenen Partner fühlt. Untrüglich ist es auch, wenn sich die Schlagzahl der Konflikte erhöht, ebenso wie die Intensität der darin zum Ausdruck kommenden Gefühle.
Beziehungsupdate oder Neuinstallation?
Viele betroffene Paare stellen sich nach dem Bekanntwerden eines Seitensprungs die Frage, woran sie erkennen können, ob die alte Beziehung noch zu retten ist. Unabhängig davon, nach wie vielen Jahren Beziehung ein Fall von Untreue passiert oder in welchem Ausmaß sich Lebenspartner betrügen: Es gibt meist einen Weg zurück. Was einmal geschehen ist, kann zwar nicht wieder rückgängig gemacht werden. Durch die Hilfe eines Paartherapeuten kann man aber zum Beispiel lernen, sich vom Verliebtsein zu entlieben.
Wenn Lebenspartner fremdgehen, kann dies auch der alten Beziehung nützen. Man muss sich fragen, wieviel man noch miteinander gemeinsam hat und ob dies als Fundament ausreicht, um nochmal darauf aufzubauen. In einer soliden, guten Beziehung gibt es immer ein gegenseitiges Interesse. Aus diesem Interesse aneinander ergibt sich eine Verbindung, die wiederum die Grundlage für eine Verständigung ist. Beziehungscoaches helfen dir und deinem Partner gern dabei, die große Liebe wieder zu entdecken.