Seit einigen Jahren werden Meditationsübungen, wie sie in Asien schon seit vielen Jahrtausenden praktiziert werden, auch im Westen immer beliebter. Selbst die moderne Naturwissenschaft ist mittlerweile auf das Thema Meditation aufmerksam geworden. Mit Hilfe der Kernspintomographie wurden die neurobiologischen Auswirkungen von Meditationsübungen auf die Hirnaktivität und Hirnstruktur sichtbar gemacht. Dabei hat sich gezeigt, dass Meditation tatsächlich eine sehr positive Wirkung auf unser Denken und Fühlen hat.
Wie wirkt Meditation auf die Konzentrationsfähigkeit?
Unser Gehirn muss in der heutigen Zeit jeden Tag eine Fülle von neuen Informationen und Eindrücken verarbeiten. Eine gute Gedächtnisleistung und eine hohe Achtsamkeit werden daher immer wichtiger. Die Unruhe und Hektik des Alltags lässt man beim Meditieren durch das mentale Rezitieren eines Mantras hinter sich. Studien haben gezeigt, dass es Menschen, die häufig meditieren, leichter fällt, sich zu konzentrieren, und dass sie schneller bemerken, wenn sie den Fokus verlieren.
Viele Experten, wie beispielsweise der Begründer der Mindfulness-Based Stress Reduction (JMBSR), Jon Kabat-Zinn, bezeichnen die Meditation deshalb als eines der besten Mittel, um zu entspannen und dem alltäglichen Stress entgegen zu wirken. Um dies belegen zu können, wurden Hirnscans bei Menschen gemacht, die bereits über einen langen Zeitraum meditiert hatten. Die Regionen im Gehirn, die für Achtsamkeit und auch für die Verarbeitung von Sinneseindrücken zuständig sind, waren bei ihnen größer als bei Nicht-Meditierenden. Vor allem bei Meditierenden zwischen 40 und 50 Jahren zeigte sich ein beeindruckender Unterschied, denn die Dicke ihrer Großhirnrinde entspricht der eines 20-Jährigen. Das bedeutet, dass Meditieren den natürlichen Alterungsprozess des Gehirns verlangsamen kann.
Wie weckt Meditation positive Emotionen?
Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen dem, was wir tatsächlich erlebt haben, und dem, was wir uns vor unserem geistigen Auge vorstellen. Wenn wir über positive Gefühle wie Liebe, Ruhe, Frieden oder Erfüllung meditieren, werden sich diese Emotionen nach einiger Zeit auch in der Realität einstellen.
Für ihre Studie "How Positive Emotions Build Physical Health" (2013) ließ die Forscherin Barbara Fredrickson 65 Teilnehmer sechs Wochen lang die sogenannte Loving-Kindness Meditation durchführen. Jeden Tag sollten sie 15 Minuten lang Aussagen wie „Möge ich voller Freude sein.“ oder „Möge ich glücklich und zufrieden sein.“ rezitieren. Später wurden durch Sätze wie „Mögen die, die ich liebe, voller Freude sein.“ oder "Mögen alle Menschen heiter sein" auch die Mitmenschen mit einbezogen. Sechs Wochen nach dem Training nahmen die Meditierenden deutlich mehr Freude, Hoffnung, Dankbarkeit und Liebe und weniger negative Gedanken und Gefühle wahr als Nichtteilnehmer. Sie erlebten auch ihre Beziehungen zu anderen Menschen als positiver.
In allen Meditationstraditionen werden Gefühle über das Erzeugen von Bildern gesteuert, da das menschliche Gehirn Emotionen hauptsächlich mit Bildern verknüpft. Inzwischen ist die therapeutische Wirkung der Arbeit mit inneren Bildern neurowissenschaftlich belegt. Wie Kernspintomografie-Untersuchungen zeigen, ähneln die Muster, wenn man sich ein Objekt bildlich vorstellt, bis ins Detail jenen, die man findet, wenn man dasselbe Objekt mit offenen Augen betrachtet. Da sie den Geist positiv beeinflusst, könnte Meditation einer Studie zufolge sogar eine mit Antidepressiva und Verhaltenstherapien vergleichbare Alternative für die Behandlung depressiver Erkrankungen darstellen.
Wie hält Meditation den Körper vital?
Unsere seelische und körperliche Gesundheit ist eng miteinander verknüpft. Durch seelische Leiden können im Körper Krankheiten entstehen, und körperliche Erkrankungen haben oft auch psychische Probleme zu Folge. Es kann fatale Folgen haben, Krankheiten zu verschleppen, Beschwerden zu ignorieren oder einfach nicht ernst zu nehmen. Oft geht uns jedoch das Gefühl für den eigenen Körper im alltäglichen Stress verloren und wir nehmen gar nicht mehr wahr, wenn mit unserer Gesundheit etwas nicht stimmt. Meditierende, die sich während der Meditation vor allem auf die Wahrnehmung des Körpers konzentrieren, entwickeln automatisch eine höhere Achtsamkeit für körperliche Alarmsignale.
Außerdem lassen sich folgende körperliche Effekte der Meditation nachweisen:
- Ein Forscherteam um Robert H. Schneider von der Maharishi University in Fairfield untersuchte, wie sich Meditation auf den Blutdruck auswirkt. Sie teilten Patienten mit Herzkrankheiten zufällig einer Meditationsgruppe oder einer Gruppe mit Gesundheitsbelehrungen zu. Das Ergebnis sprach eindeutig für die Meditationsgruppe. Hier gab es eine 48%ige Reduktion des Risikos für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
- In einer weiteren Studie wurde festgestellt, dass sich die gefühlte Schmerzintensität durch Meditation um 40 Prozent reduziert. Besonders deutlich war der Effekt in den Bereichen des Gehirns, die für die emotionale Verarbeitung von Schmerzen zuständig sind. Dies legt die Vermutung nahe, dass regelmäßige Meditation und die damit verbundene Entspannung nicht das Schmerzempfinden selbst, sondern das damit verbundene Leiden reduziert. Beispielsweise durch eine Verminderung schmerzverstärkender körperlicher Reaktionen wie Anspannung oder Stress.
- 75 % aller Betroffenen mit Schlafstörungen konnten durch Meditation deutliche positive Änderungen feststellen und wieder normal schlafen – die übrigen 25 % erlebten eine Verbesserung ihres Schlafes. Da der Geist während der Meditation sich weniger mit ablenkenden Gedanken beschäftigt, fällt es sehr viel leichter einzuschlafen und die Qualität des Schlafes verbessert sich deutlich.
- Bei Personen mit Migräne reduzierten sich die Häufigkeit und Heftigkeit der Anfälle. Viele Migräne-Anfälle werden durch Stress ausgelöst. In einer Studie reduzierte sich die Anzahl der Migräne-Attacken der Teilnehmer um 1,4 pro Monat, die Attacken waren um 2,9 Stunden kürzer und die Schmerzen wurde als weniger intensiv wahrgenommen.