Nicht wenige werden von ihrem Arbeitskollegen oder gar ihrem Chef schlecht behandelt und heruntergemacht. Kommt das regelmäßig vor, kann es leicht passieren, dass man sich in der eigenen Arbeit nicht mehr wohl fühlt und die psychische Gesundheit gefährdet. In diesem Beitrag erklären wir dir, was du gegen Mobbing am Arbeitsplatz tun kannst und geben Tipps, die dir helfen sollen, dich zu verteidigen.
Mobbing in der Arbeit: Ab wann ist von Mobbing die Rede?
Mobbing am Arbeitsplatz ist leider keine Seltenheit. Laut diversen Studien haben zwei von drei Österreichern Mobbing im Job schon mal am eigenen Leibe erfahren. Trotzdem wird das Thema in vielen Unternehmen stark tabuisiert und totgeschwiegen.
In jeder Arbeit gibt es natürlich Konflikte und Meinungsverschiedenheiten. Mobbing beginnt da, wo Professionalität und Neutralität aufhört und eine bestimmte Person gezielt heruntergemacht und ausgegrenzt wird. Dabei gibt es verschiedene Formen, die im unterschiedlichsten Ausmaß vorkommen können:
- Beschimpfungen,
- Schikanieren,
- Ausgrenzung aus der Gruppe / aus dem Team,
- Verbreiten von Unwahrheiten und Gerüchten,
- Ignorieren,
- körperliche Gewalt.
Die Schikane geht entweder von einer Einzelperson, wie zum Beispiel dem Chef/der Chefin, oder einer Gruppe, zum Beispiel den Arbeitskollegen, aus. Ersteres wird unter anderem auch als Bossing bezeichnet. Kennzeichnend dafür ist der bewusste Machtmissbrauch, wie etwa das Beauftragen von sinnlos vielen Aufgaben, ständiges Kritisieren etc. Das Opfer wird als Ventil für aufgestaute Gefühle, Selbstzweifel und mangelndes Selbstwertgefühl missbraucht. Das Ausnutzen des Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnisses stellt eine besonders schwierige Situation für den Betroffenen dar. Die Angst besteht, dass man, wenn man Widerstand leistet, gekündigt wird.
Das Hauptproblem ist, dass diejenigen, die selber nicht davon betroffen sind, sich meistens heraushalten, um Stress zu vermeiden. Statt den Opfern zu helfen und Solidarität zu beweisen, werden durch Passivität von anderen gerade die Täter geschützt. Somit werden die Augen vor den wichtigen Problemen verschlossen. Besonders als Unbeteiligter hat man die Verantwortung, ungerechtes Verhalten zu bekämpfen und sich für schwächere Kollegen einzusetzen. Je mehr Menschen sich gegen Mobbing aussprechen, desto eher wird es unterbunden.
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Warum entsteht Schikanieren am Arbeitsplatz? Wer ist davon betroffen?
Die Gründe für Ausgrenzung und andere Respektlosigkeiten können unterschiedlicher Natur sein.
- Viele Täter sind sich gar nicht bewusst, wie sich ihr Verhalten auf ihre Mitmenschen auswirkt und wie stark sie das Wohlbefinden ihrer Kollegen gefährden.
- Im täglichen Arbeitsalltag kann eine Gruppendynamik entstehen, die bestimmte Personen ausschließt. Es bilden sich feste Teams, die wenig Raum lassen für unterschiedliche Individuen. Fällt jemand aus der Norm oder aus der Gemeinschaft, wird er oder sie spürbar anders behandelt.
- Die Ursache dafür sind meistens Intoleranz, Neid, Eifersucht oder andere Komplexe.
Sobald man die Opferrolle übernommen hat, ist es ungemein schwer, sich davon wieder zu befreien.
Was sind die möglichen Folgen von Mobbing?
Die Folgen von täglichem psychischen wie physischen Missbrauch können enorm gesundheitsgefährdend sein. Eine riesige Angst, zur Arbeit zu gehen sowie soziale Phobien können sich entwickeln und das Leben beeinschränken. Weitere mögliche Auswirkungen sind Depressionen, Schlafstörungen, seelisches Leiden.
Es gibt immer wieder schwerwiegende Fälle, die sich sogar einer klinischen Behandlung unterziehen, um das Vergangene zu verarbeiten und entstandene Traumata zu überwinden. Gleichzeitig erleidet der oder die Vorgesetzte bzw. das ganze Unternehmen einen Schaden davon, da Mobbing-Opfer dazu neigen, aus Furcht vor dem Berufsalltag, sich häufig krankschreiben zu lassen. Daher ist es enorm wichtig, zu wissen, wie man sich früh genug zur Wehr setzt, um Schlimmeres zu vermeiden.
Wie kann man sich gegen Mobbing verteidigen?
Um sich helfen zu lassen, sollte man sich eingestehen, dass man mit der aktuellen Situation nicht zurechtkommt. Viele wollen aus Scham und Angst den Ernst der Lage herunterspielen, was dazu führen kann, dass sie im Job immer unglücklicher werden. Um ein Problem offen vor anderen anzusprechen, muss man es erst selbst erkennen und dementsprechend ernst nehmen.
Wir geben dir einige allgemeine Tipps, die du anwenden kannst, wenn du dich am Arbeitsplatz schlecht behandelt und gemobbt fühlst.
- Konfrontiere deinen Mobber! Suche ein klärendes Gespräch und erläutere ihm oder ihr deine Sicht und Gefühlslage! Erkläre deinem Gegenüber, wie sehr dich sein oder ihr Verhalten verletzt! Wenn ein Vier-Augen Gespräch dir Unmut bereitet, kannst du eine dritte neutrale Person, wie zum Beispiel einen unbeteiligten Kollegen dazu holen.
- Lass dich nicht einschüchtern! Ziehe klare Grenzen und mache anderen deutlich, wenn sie zu weit gehen! Scheue dich nicht davor, bestimmt und selbstbewusst aufzutreten!
- Sage auch mal Nein! Lass dich nicht herumkommandieren oder herumschubsen! Sprich Probleme offen an! Zeige deine Position und verschaffe dir vor deinen Kollegen Respekt!
- Verteidige dich verbal! Fühlst du dich gemobbt oder beleidigt, kannst du dich verbal zur Wehr setzen und damit deinem Mobber aufzeigen, dass du dir nicht alles gefallen lässt.
- Hole dir Hilfe von außen! Verschweige nicht, wenn es dir schlecht geht! Sprich mit deinen Kollegen/Kolleginnen oder deinem Chef/deiner Chefin und lasse dir helfen!
- Schließe dich mit anderen Betroffenen zusammen, die sich ebenso unterdrückt fühlen! Gemeinsam seid ihr stärker und könnt euch gegen die Mobber wehren.
- Weihe deine Freunde und Familie ein und verstecke deine Probleme nicht vor ihnen! Deine Lieben geben dir Kraft und Unterstützung, um die schwere Zeit gemeinsam durchzustehen.
Bei einer starken psychischen oder physischen Belastung sollte man überlegen, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Welche Pflichten hat ein Vorgesetzter? Wann muss er einschreiten?
Mobbing am Arbeitsplatz gilt als Verstoß gegen die Würde des Menschen und das Persönlichkeitsrecht und ist somit, rechtlich gesehen, strafbar. Dem österreichischen Arbeitsrecht zufolge sind Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Arbeitnehmer zu schützen und sie gegen Schikanen am Arbeitsplatz zu verteidigen. Daher ist es ratsam, dass man als Betroffener/ Betroffene eigene Probleme und Sorgen dem Chef oder der Chefin anvertraut und ihn oder sie um Unterstützung bittet. Auf der Arbeit herrscht das Gebot des achtungsvollen Umgangs, welches besagt, dass jeder Mensch gleich behandelt werden soll.
- Berufe dich somit auf deine Rechte und mache deine Position vor allen anderen klar!
- Lass dich nicht unterkriegen und hilf auch anderen, denen es ähnlich wie dir ergeht. Gemeinsam könnt ihr gegen Ungerechtigkeit vorgehen.
Falls ein offenes Gespräch mit den Beteiligten nicht hilft und es wirklich notwendig ist, kannst du entweder rechtliche Schritte einleiten oder einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung ziehen.