Kritisches Denken mag wie ein unangenehmes Schlagwort klingen, über das nur Geisteswissenschaftler schreiben. Doch es ist tatsächlich eine nützliche Fähigkeit, wenn man sich seine eigene Meinung bilden will. Kritisches Denken bedeutet einfach, dass man wichtige Informationen aufnimmt und sie nutzt, um Argumente zu prüfen und sich eine eigene Meinung zu einem Thema zu bilden – und nicht nur Inhalte nachplappert, die andere äußern oder schreiben. Das fällt uns nicht immer leicht. Aber zum Glück kann man es trainieren, um besser zu werden.
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Einer der wichtigsten Aspekte dessen, um sich seine eigene Meinung zu bilden, aber auch, um diese äußern zu können, besteht darin, wichtige Details an einem Thema zu erkennen und Argumente von Meinungen zu unterscheiden. Wir sind täglich mit so vielen Inhalten, Stellungnahmen und Meinungen konfrontiert, dass wir uns leicht in Details verlieren können. Deshalb müssen wir zum Beispiel nicht nur lernen, auf welche Details es ankommt, sondern auch, auf welche nicht!
Beginne damit, dein Bauchgefühl zu beobachten! Wenn bereits etwas am Aufbau eines Textes nicht stimmt oder die Einleitung schon die wichtigsten Argumente enthält, ist das zum Beispiel dein erstes Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Von da aus kannst du anfangen, nach anderen Löchern in einem bestimmten Argument oder im Inhalt einer Äußerung zu suchen. Hier sind Möglichkeiten, dies zu tun.
Wenn du eine Nachricht, Stellungnahme, einen Comment oder eine Meinung liest oder hörst, ist es gut, darüber nachzudenken, wer vom Formulieren oder Schreiben dieser Aussage profitiert! Wenn jemand ein Argument oder eine Stellungnahme zu einem Thema vorbringt, besteht eine gute Chance, dass er aus irgendeinem Grund davon profitieren möchte – und sei es nur, um bei seinen Zuhörern oder Lesern die gewünschte Meinung zu bilden. Das ist nicht immer etwas Schlechtes. Manchmal können die Beweggründe einer Person ihre Meinung zum Beispiel noch stichhaltiger machen. Doch es ist als Leser oder Zuhörer immer gut, darüber nachzudenken, warum jemand über ein Thema schreiben könnte und wer aus einer Stellungnahme Gewinn schlagen könnte.
Zu wissen, auf welche Details man achten muss, ist der erste Teil des kritischen Denkens. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um die Einleitung zu einem Artikel in der Zeitung handelt, eine textgebundene Erörterung oder um einen Comment in den sozialen Medien. Doch es ist ziemlich nutzlos, wenn man nicht weiß, welche Art von Fragen man als Nächstes formulieren muss, sofern man sich eine informierte eigene Meinung bilden will. Schließlich gehen kritisches Denken und Fragen äußern, gerade in Bezug darauf, sich seine eigene Meinung bilden zu können, Hand in Hand.
Ob du es mit einem Comment auf Twitter oder einer textgebundenen Erörterung zu tun hast – frag dich zum Beispiel: Was ist das Gegenargument? Jeder, der ernsthaft über ein Thema nachgedacht hat, wird genügend Argumente gesehen haben, die sowohl zu seiner eigenen Position als auch zu einer alternativen Position passen. Ähnlich nützliche Fragen sind:
Die dialektische Erörterung ist ein Sonderfall der freien Erörterung, deren Prinzipien sich auch auf Gespräche anwenden lässt. Im Gegensatz zur linearen Erörterung ähnelt die Vorgehensweise natürlich der sokratischen Methode, bei der man mit Hilfe einer Reihe von Fragen herausfinden kann, was jemand über ein Argument oder eine Idee denkt. Dies ist auch hilfreich, um den eigenen Standpunkt zu hinterfragen und die Stichhaltigkeit deiner Argumente zu prüfen. Unabhängig davon, wie du vorgehst, besteht das Ziel darin, kritisch zu denken und jedes deiner Argumente zu analysieren.
Wie wir bereits gesehen haben, ist es wichtig, sich immer zu fragen, warum etwas wichtig ist und wie es mit dem zusammenhängt, was man bereits weiß oder worüber man vielleicht schreiben möchte. Auf diese Weise trainierst du dein Gehirn, Verbindungen zwischen Themen herzustellen und kritisch über weitere Informationen und Argumente nachzudenken, auf die du stößt. Nur so kannst du mit deinen eigenen Worten eine eigene Meinung entwickeln und formulieren, die auf der einen Seite nachvollziehbar wirkt und auf der anderen Seite auch kritischen Fragen standhält.
Kritisches Denken ist nicht nur ein Training für den Verstand. Es geht zum Beispiel auch darum, das Gehör und die Aufmerksamkeit zu schulen, damit du subtile kleine Wörter und Sätze wahrnimmst, die Argumente verschleiern, dem gesunden Menschenverstand widersprechen und Warnzeichen auslösen können. Deshalb ist es sehr hilfreich, die wenigen Sätze zu kennen, die einem schwachen Argument vorausgehen. Im Allgemeinen sind die folgenden Ausdrücke ein gutes Warnzeichen dafür, dass du die Mütze des kritischen Denkens aufsetzen solltest, wenn der Sprecher eine relativierende oder qualifizierende Aussage verwendet. Hier sind ein paar Beispiele:
Diese Aussagen sind beliebte rhetorische Mittel und deuten darauf hin, dass jemand seine persönliche Meinung oder gar die Unwahrheit sagt. Sie sind ein guter Indikator dafür, dass es an der Zeit ist, aufmerksam zu sein. Nun weißt du, dass der Zeitpunkt gekommen ist, die vermeintlich vorgebrachten Argumente und Sachverhalte kritisch zu hinterfragen.
Der wichtigste Punkt, den du beim Schreiben berücksichtigen musst, wenn du dich zu etwas äußern willst, ist sicherlich der Hinweis an den Leser, dass es sich um deine eigene Meinung handelt! Du solltest darüber am besten schon in der Einleitung schreiben. Eine Einleitung setzt den Ton für den weiteren Verlauf des Textes und macht dem Leser klar, mit welcher Textart er es zu tun hat, wie der Aufbau aussieht und über welches Thema du schreiben wirst! Sei bei der Einleitung so transparent und ehrlich wie möglich, damit erst gar keine Zweifel daran aufkommen, wie du dich nachfolgend zu einem bestimmten Thema äußern oder welche Gedanken du formulieren möchtest! Später bleibt noch genug Zeit, um über deine stärksten Argumente im Rahmen einer Erörterung zu schreiben.
Wenn wir über kritisches Denken sprechen, kommt man nicht umhin, die Tatsache zu erwähnen, dass wir ziemlich schlecht darin sind, Vorurteile in unserem eigenen Denken zu erkennen. Wir sind alle voreingenommen gegenüber Informationen, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Ein Teil des kritischen Denkens besteht darin, die Möglichkeit zu kultivieren, diese Vorurteile zu überwinden.
Konfrontiere also deine Vorurteile, um die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und zu lernen, eine Stellungnahme von einem stichhaltigen Argument zu unterscheiden! Kritisch zu denken bedeutet, sich so oft wie möglich mit diesen Vorurteilen auseinanderzusetzen. Das ist nicht einfach, aber wenn man sich die Zeit nimmt, regelmäßig über gegensätzliche Ansichten nachzudenken, trainiert man sein Gehirn, dies öfter zu tun.