Würzen ist die Königsdisziplin beim Kochen. Ein Gewürz kann uns auf eine Reise des Geschmacks in eine unbekannte Welt mitnehmen. Hochwertige und erlesene Gewürze können Gerichte inszenieren und zur geschmacklichen Vollendung führen. Worauf Du beim Würzen achten solltest und warum die Qualität bei diesen wichtigen Zutaten so essentiell ist, verraten dir Patrick Eisermann und der Sternekoch Jens Rittmeyer im Podcast-Interview.
Welche Wirkung können hochwertige Gewürze beim Kochen hervorrufen?
Gewürze geben dem Essen Geschmack, Aroma und auch eine ansprechende Färbung. Sie haben aber in allen Küchen dieser Welt noch andere Aufgaben, als nur den Appetit anzuregen. Deswegen macht ihr Vorkommen in einem Rezept auch meist Sinn, zusätzlich zum Geschmack.
- Sie können Speisen bekömmlicher machen und so zu einer gesunden Ernährung beitragen.
- Richtig verwendete Gewürze rücken Speisen in das richtige Licht, vollenden das Aroma.
- Sie können die Verdauung anregen.
- Ein Gewürz kann kühlen, wärmen, verstärken oder abrunden.
- Manche Gewürze helfen, Bakterien oder Krankheitserreger abzutöten, was vor allem bei Rezepten mit Fleisch wichtig sein kann.
Wie kann man die Wirkung von Gewürzen nutzen?
In indischen oder orientalischen Rezepten werden gerne Hülsenfrüchte (Bohnen, Kichererbse, Linsen) verwendet. Deswegen gehören Kreuzkümmel, Koriander oder Kurkuma hier zu den Pflichtzutaten bei jeder Curry-Gewürzmischung. In der heimischen Küche werden beim Kochen mit Kraut deswegen gerne Wacholderbeeren benutzt, da diese die Verdauung erleichtern.
Die ätherischen Öle, die beim Mahlen oder Mörsern freigesetzt werden, können aber auch einfach glücklich machen. Vanille, Safran und Kardamom können inspirierend, ausgleichend oder anregend wirken. Scharfe, exotische Gewürze wie Chili oder auch Zimt können Heißhungerattacken vermeiden und der Geruch von Vanille die Lust auf Naschen alleine durch das Schnuppern schwinden lassen.
Aroma, Farbe und Geschmack: Woran erkenne ich hochwertige Gewürze?
Wie bei allen Zutaten in einer guten Küche solltest Du auch bei Gewürzen gut über die Herkunft Bescheid wissen. Rieselhilfen oder andere chemische Zutaten wie Geschmacksverstärker haben darin nichts verloren. Wie schlechtes Fett, das das ganze Gericht schnell ranzig schmecken lässt, können auch minderwertige Gewürze ein ganzes Gericht zerstören. Am besten lässt sich die Qualität von Gewürzen in unzerkleinertem Zustand feststellen. Gute Gewürze haben:
- satte Farben
- und einen intensiven Duft, wenn sie zerrieben oder zerstoßen werden.
Viele Wirkungen von Gewürzen sind flüchtig und halten sich nicht lange. Die ätherischen Öle verschwinden nach der Mahlung. Deswegen solltest Du, wo es geht, auf das Kaufen von gemahlenen Gewürzen oder Gewürzmischungen verzichten.
Ganze Produkte halten ihr Aroma länger, da die getrocknete Außenhülle wie ein natürlicher Schutz für den Geschmack wirkt. In billigen Gewürzmischungen, die bereits gemahlen sind, fehlt oft die gewünschte Geschmackskomponente. Auch der Preis kann schon einen Hinweis auf die Qualität liefern.
Der Anbau und die Herstellung von zum Beispiel exotischen Gewürzen wie Safran oder auch Pfeffer sind aufwendig und mühsam. Das kostet einfach, da hier sehr viel Arbeit dahinter steckt. Ein Gewürzhändler, dem Du vertrauen kannst, wird in seinem Sortiment nur die beste Qualität verwenden. Ein Bio-Siegel gibt Dir eine gewisse Sicherheit, was die Inhaltsstoffe anbelangt. Nicht vergessen sollte man bei importierten Waren natürlich die Arbeitsbedingungen und die Nachhaltigkeit des Anbaus. Die gute Nachricht ist aber: Bei Gewürzen gilt die Lösung – weniger ist mehr.
Welche Gewürze dürfen in keiner Küche fehlen?
Der Trend zur orientalischen und asiatischen Küche hat auch viele neue exotische Gewürze mitgebracht. Kurkuma, Chili-Mischungen, Koriander und Cumin (Kreuzkümmel) haben unsere Küchenregale erobert. Vegane und vegetarische Gerichte sind mehr als nur Mode und verlangen von Gewürzen andere Aufgaben wie klassische Gerichte mit Fleisch oder auch Fisch (Thymian, Rosmarin, Lorbeer).
Es gibt aber auch heimische, europäische Klassiker, die in keiner Küche fehlen sollten. Dazu gehören Senfsamen und Wacholder, da sie ein feines Wechselspiel zwischen Kühlung und Wärme bieten können. Hochwertiger Pfeffer, Muskat und Paprika sind ebenfalls Klassiker in den europäischen Küchen.
Beim Würzen kann man der Phantasie aber freien Lauf lassen und gerne experimentieren. Besondere Gewürze sollte man lieber bewusst und gezielt einsetzen, als ein gutes Essen mit einem Overload an verschiedenen Geschmacksrichtungen verderben, lautet auch die Devise des deutschen Sternekochs und „Saucengottes" Jens Rittmeyer.
Weniger ist mehr: Richtig würzen
Würzen ist als die Krönung jeder Speise Geschmacksache. Ein richtig verwendetes Gewürz sollte aber nie dem Hauptgericht die Show stehlen. Wichtig beim Würzen ist auch der Zeitpunkt der Beigabe. Hier gelten ganz einfache Regeln:
- Ganze Produkte (Lorbeer, Wacholder, Gewürznelken, die Rinde von Zimt, Sternanis oder ganze Pfefferkörner dürfen sofort in den Topf oder in die Pfanne. Auch Salz kommt am Anfang in die Speisen.
- Koriander, Piment oder Zimt können durch ein Anrösten ohne Fett an Geschmack dazu gewinnen.
- Gemahlene Gewürze oder auch Kräuter, gibt man kurz vor dem Servieren in die Speisen, damit sich das Aroma nicht verflüchtigt.
Ansonsten sind der Phantasie und der Kreativität beim Würzen kaum Grenzen gesetzt. Es ist auch eine Frage der Vorliebe, wie scharf oder würzig das Essen sein darf. Europäische oder deutsche Küche kann durch das Verwenden von exotischen Gewürzen im Rezept einen smarten Dreh bekommen aber auch so manches Thai-Gericht oder indisches Curry kann durch heimische Gewürze verfeinert werden. Erlaubt ist, was gefällt, solange die Zutaten eine hohe Qualität aufweisen und so schmecken, wie sie es auch sollten.