Dicke Arme und Beine und ständige Schmerzen – das sind nur einige Symptome des Lipödems. Viele Frauen leiden darunter und wissen nicht, dass ihnen die richtige Behandlung bei diesem Problem helfen kann. Uns verrät die renommierte Ärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie, wie man diese Fettverteilungsstörung vom Lymphödem unterscheidet und wie ein Lipödem behandelt werden kann.
Methoden, um ein Lipödem zu behandeln
"Für uns gibt es nur eine effiziente Behandlung für ein Lipödem. Man saugt das krankhafte Fettgewebe mittels Liposuktion, auch Fettabsaugung genannt, ab", so Dr. Michaela Magometschnigg. Gemeinsam mit ihrem Mann Univ.-Prof. Heinrich Magometschnigg führt die erfahrene Gefäßchirurgin im MEDICENT in Salzburg eine hochmoderne Praxis mit Operationsmöglichkeiten. Das Fettgewebe an Armen und Beinen bleibt nach dieser Therapie für immer verschwunden.
In Kombination mit einer bewussten Ernährung und einem Sportprogramm ist die Erkrankung nach einer Fettabsaugung in den meisten Fällen völlig verschwunden.
"In der Praxis läuft das bei uns so ab, dass wir zuerst eine Anamnese und eine Diagnose stellen. Wissen wir, dass es sich um ein Lipödem handelt, klären wir die Leute genau über die Erkrankung und Therapie mittels Fettabsaugung in einem oder mehreren Gesprächen auf." Im Frühstadium oder bei sehr schlanken Patienten kann so eine Liposuktion sogar tagesklinisch im Operationssaal des MEDICENT erfolgen. Handelt es sich um eine besonders große Fettabsaugung, wird diese in einem Krankenhaus durchgeführt. Hier gibt es im Anschluss beste intensivmedizinische Versorgungsmöglichkeiten nach der Therapie. "Manche Frauen leiden ihr Leben lang an dieser Erkrankung und kommen erst mit 70 Jahren zu uns, um sich dann behandeln zu lassen", so Dr. Magometschnigg. Mit den heutigen effizienten Behandlungsmöglichkeiten ist es aber keinesfalls nötig, so lange an dieser Krankheit zu leiden.
Kosten: Bezahlt Krankenkasse Liposuktion bei Lipödem?
Da es sich um eine Krankheit handelt, wird die Behandlung eines Lipödems in manchen Fällen von den Krankenkassen bezahlt. Zahlt die Versicherung nicht, muss man für eine Fettabsaugung mit Kosten zwischen 2000 und 4000 Euro rechnen.
Helfen Lymphdrainagen als Therapie bei einer Fettverteilungserkrankung?
Eine sogenannte KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie), also eine konservative Therapie ohne Operation, kann zu einer kurzzeitigen Linderung der Beschwerden führen. Dazu werden oft Lymphdrainagen durchgeführt, um die Schmerzen zu lindern. Die Lymphdrainage hilft möglicherweise gegen die Schmerzen, der Umfang von Armen oder Beinen wird dadurch aber kaum reduziert. Das Fettgewebe kann aber durch eine Liposuktion entfernt werden.
Einige Ärzte verabreichen Diuretika, also Entwässerungstabletten oder Abführmitteln, um die Wassereinlagerungen zu reduzieren. Davon raten Experten aber dringend ab. Zwar können Diuretika als Begleitung einer manuellen Lymphdrainage oft kurzfristig helfen und die Schwellung lindern. Über längere Zeit eingenommen, kann der Wasserentzug aber gefährlich werden. Durch den Wasserentzug kann es zur Ansammlung von Eiweiß im Gewebe kommen. Das wiederum führt nach dem Absetzen der Wassertabletten zu einer verstärkten Wasseransammlung und damit zu einer Verschlimmerung der Situation.
"Die Kompression mittels Stützstrumpf ist bei der bei der Fettverteilungserkrankung nur bedingt hilfreich, da es auch hierbei lediglich zur Abnahme des Wassergehaltes kommt, nicht jedoch zu einer Fettreduktion", so die Salzburger Gefäßchirurgin Dr. Michaela Magometschnigg. Bei einem Lipödem kann man bereits im Ultraschall erkennen, dass die vorhandenen Schwellungen nicht von Wassereinlagerungen wie beim Lymphödem, sondern von Fetteinlagerungen kommen. Einige typische Merkmale für die Fettverteilungsstörung sind beispielsweise die verstärkten Faszien im Fettgewebe oder die Ansammlung von Fettgewebe im Bereich des Knies, des Unterschenkels oder des Knöchels, wo im Normalfall kein Fettgewebe vorhanden sein sollte. Ebenso untypische Fettansammlungen findet man am Oberschenkel und an den Oberarmen.
Durch ein Lipödem ist man aber nicht nur körperlich eingeschränkt. Die meisten Betroffenen möchten sich so nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Freizeitaktivitäten wie Sauna- oder Schwimmbadbesuche sind für Lipödempatienten meist tabu. Die Frauen leiden nicht nur unter den Schmerzen, sondern zusätzlich auch an psychischen Problemen.
Symptome eines Lipödems: Wie kann man ein Fettverteilungsstörung erkennen?
Unter Lipödem versteht man eine angeborene Fettverteilungsstörung, von der ausschließlich Frauen betroffen sind. Voluminöse Arme und Beine bei einem relativ schlanken Rumpf sind Merkmale eines Lipödems. "Auffallend ist meist die unverhältnismäßig schmale Taille, da diese Patientinnen am Oberkörper nahezu gar nicht zunehmen", weiß Dr. Michaela Magometschnigg.
Bei dieser Erkrankung vergrößern und vermehren sich die Fettzellen an den Armen und Beinen unkontrolliert. "Verstärkte Fetteinlagerungen sorgen wahrscheinlich dafür, dass die Faszien, die eigentlich dünnen Ummantelungen im Fettgewebe, verstärkt." Sobald sich die Patienten bewegen, verursachen diese Bewegungen große Schmerzen. Eine weitere Ursache für den Schmerz kann außerdem die Haut sein, die bei dieser Fettverteilungsstörung stark spannt. Das kann sogar so weit gehen, dass die Betroffenen sogar bei den kleinsten Berührungen Schmerzen verspüren.
Ein weiterer typischer Schmerz der Fettverteilungsstörung ist es, wenn das Gewebe an Armen und Beinen im Stehen nach unten zieht. Zu den weiteren Symptomen dieser Erkrankung zählen die vielen blauen Flecken. "Die Frauen bemerken oft bereits in der Pubertät, dass etwas nicht stimmt", so Dr. Magometschnigg. Der nächste Krankheitsschub findet dann oft mit den hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft statt und erneut in den Wechseljahren.
Ein Lipödem von einer Adipositas zu unterscheiden, ist im Anfangsstadium oft schwer. "Oft bekommen diese Frauen Tipps vom Hausarzt oder Freundinnen für unterschiedlichste Diäten und Fitnessübungen", so Dr. Magometschnigg. Aber Sport oder Diäten helfen an den betroffenen Stellen wenig.
Was unterscheidet ein Lipödem von einem Lymphödem?
Schon die Diagnose des Lipödems kann sehr schwierig sein. "Im Volksmund wird das Lymphödem fälschlicherweise oft mit dem Lipödem gleichgesetzt", weiß Dr. Magometschnigg. Das sind allerdings völlig unterschiedliche Krankheitsbilder mit völlig unterschiedlichen Ursachen, Symptomen und Therapiemöglichkeiten. "Beim Lymphödem kommt es zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit durch eine Erkrankung der Lymphgefäße." Hier kommt es zur Schwellung der Beine aufgrund von Wassereinlagerungen der Lymphe. Drückt man bei einem Lymphödem mit dem Finger eine Delle in das Bein, bleibt diese über längere Zeit bestehen. Bei einer Fettverteilungsstörung hingegen verschwindet diese sofort.
"Mit einer Liposuktion oder Fettabsaugung kann man ein Lymphödem natürlich nicht behandeln", weiß Dr. Magometschnigg. In so einem Fall sind Kompressionen und eine regelmäßige manuelle Lymphdrainage gefragt, damit sich das Wasser nicht in den Beinen sammeln kann. Um die Symptome zu lindern, kommt beispielsweise ein Stützstrumpf zum Einsatz.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Lymphödem und der Fettverteilungserkrankung ist ein negatives Stemmersches Zeichen. Das bedeutet, dass am Bein über den Zehen beziehungsweise über den Fingern an den Armen die Haut abgehoben werden kann. Das ist bei einem Lymphödem nicht möglich.