Seit dem Mittelalter wurde in Europa Kleidung aus heimischem Hanf hergestellt. Im Laufe der Jahrhunderte ist die Hanffaser jedoch immer mehr in Vergessenheit geraten und wurde schließlich von der günstigeren Baumwolle ersetzt. Hanfkleidung fand man, wenn überhaupt, nur noch auf Mittelaltermärkten oder in Bio-Läden. Glücklicherweise ist die Textilindustrie in den letzten Jahren etwas schlauer geworden und bemüht sich, mehr nachhaltige Kleidung auf den Markt zu bringen. So konnte auch der Hanf sein Comeback als nachhaltige Faser feiern. In diesem Artikel verraten wir dir die wichtigsten Fakten über den alternativen Stoff und erklären dir, welche Vorteile Kleidung aus Hanf mit sich bringt.
Hanffasern: ein vielseitig anwendbares Naturprodukt
Wer den Namen Hanf hört, mag sich dazu verleiten lassen, zunächst an das THC-haltige Rauschmittel zu denken. Dabei hat der traditionsreiche Nutzhanf nur sehr wenig mit dem Betäubungsmittel gemeinsam. Der Hanf, der bei uns angebaut werden darf, enthält kaum THC, dafür umso mehr wertvolle Hanffasern. Aus diesen Fasern können Textilien wie
- Segeltücher,
- Seile,
- T-Shirts,
- Hosen,
- Hanf-Kleider,
- Schuhe
- oder Rucksäcke hergestellt werden.
Das Material eignet sich außerdem zur Papierherstellung und hat eine lange Tradition, die bis ins alte China zurück reicht und sich auch heute noch in der Herstellung von speziellen Papiersorten wie beispielsweise Zigarettenpapier erhalten hat. Zudem sind Hanffasern ein beliebtes Dämmmaterial und werden auch zum Abdichten von Rohren verwendet.
Aus den Blättern des Hanfs kann ein leckerer Tee ganz ohne berauschende Wirkung gekocht werden. Nicht nur die Stängel und Blätter der Hanf-Pflanze, sondern auch die Hanfsamen stecken voller guter Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Proteinen, Mineralstoffen (Kalzium, Magnesium) und zahlreicher Vitamine (Vitamin E, B-Vitamine).
Du kannst sie roh oder geröstet im Müsli oder im Salat essen. Auch fein gemahlen in veganem Proteinpulver schmecken sie herrlich nussig.
Welche Vorteile hat Hanfkleidung?
Hanfkleidung für Damen und Herren liegt voll im Trend. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Pflanze bietet einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Textilien aus anderen Stoffen. Textilien aus Hanf besitzen
- atmungsaktive
- isolierende
- und feuchtigkeitsabsorbierende Eigenschaften.
Die Kleidung aus der nachhaltigen Faser sorgt für ein angenehmes Tragegefühl im Sommer und Winter, da sie viel Feuchtigkeit aufnehmen kann und gleichzeitig schnell trocknet. Während sie dich im Winter angenehm warmhält, sorgt sie im Sommer dafür, dass du nicht übermäßig schwitzt. Diese Eigenschaften sind auch dafür verantwortlich, dass bei T-Shirts, Socken und Hosen aus Hanf weniger Gerüche entstehen als bei T-Shirts oder Socken aus anderen Materialien.
Auch wenn du eine besonders sensible Haut hast, ist Hanfkleidung oft die bessere Alternative zu konventionellen Produkten. Denn die Hanfpflanze ist extrem robust und widerstandsfähig. Der starke Geruch der Pflanze ist sozusagen ein natürliches Abwehrmittel gegen Fressfeinde und Schädlinge, weshalb für den Anbau von Hanf kaum Pestizide oder andere Schadstoffe verwendet werden. Dadurch ist nicht nur der Anbau sehr ökologisch, sondern auch die verarbeiteten Stoffe. Nichtsdestotrotz macht es auch hier Sinn, auf Bio-Qualität und Fair Trade Siegel zu achten.
Ein weiterer Vorteil: Durch die starke Faser ist Hanf-Kleidung besonders robust und langlebiger als manches T-Shirt aus Baumwolle. Bereits Levi Strauss machte sich diese Eigenschaft des Stoffs zunutze und stellte seine ersten Jeans, die ursprünglich als widerstandsfähige Arbeitskleidung konzipiert waren, aus Hanf her.
Wie wird Kleidung aus Hanf hergestellt?
Für die Hanfbekleidung werden die ausgewachsenen Hanfpflanzen abgeholzt. Der Anbau von Hanf findet heute meist im asiatischen Raum statt. Allerdings gibt es auch einige Länder in Osteuropa, wie beispielsweise Rumänien, in denen die traditionelle Herstellung von Hanf-Kleidung erhalten ist. Da Hanf zu den extrem schnell wachsenden Rohstoffen zählt, kann er meist schon nach 100 bis 120 Tagen geerntet werden.
Um den wertvollen Stoff für die Hanfkleidung aus den Stängeln der Pflanze zu gewinnen, ist eine aufwändige und zeitintensive Handarbeit notwendig, die auch den hohen Preis für fair produzierte Kleidung aus Hanf erklärt.
- Die Hanfpflanzen werden von Hand geerntet und auf dem Feld getrocknet.
- Anschließend werden die weichen Langfasern mithilfe einer Wasserröste von den Stängeln gelöst.
- Erst jetzt kann die feine Faser zu einem Garn gesponnen und anschließend zu dem Stoff gewebt werden, der für die Herstellung der Hanfbekleidung notwendig ist.
Hanfkleidung richtig pflegen: Was solltest du wissen?
Damit du dich möglichst lang an deinen Hosen und T-Shirts aus Hanf erfreuen kannst, solltest du auf die richtige Pflege achten. Hier gibt es einige Unterschiede zu Baumwolle.
- Um das Material zu schonen, solltest du deine Hanfbekleidung nicht über 30 Grad waschen. Sonst kann die Faser sich zusammenziehen und dein Kleid einlaufen.
- Beim Waschen und Bügeln drehst du das Kleidungsstück am besten auf Links.
- Achte beim Waschmittel auch darauf, dass keine optischen Aufheller oder Bleichmittel enthalten sind! Die gröbere Faser des Hanfs kann die Farbe leider nicht so gut aufnehmen wie Baumwolle.
- Um Unfälle beim Waschen zu vermeiden, solltest du hier besonders darauf achten, dieselben Farben zu waschen.
- Einen Trockner brauchst du für deine Hanfbekleidung nicht, da die Faser sehr schnell trocknet. Allerdings kann es sich lohnen, die Kleidung bereits beim Trocknen etwas in Form zu ziehen.