Die Olive ist ein wirkliches Talent. Das wussten schon die alten Griechen. Es soll Herz und Hirn schützen und außerdem das perfekte Anti-Aging-Mittel für Haut und Haar sein. Aber Olive ist nicht gleich Olive und Öl nicht gleich Öl – auch hier kommt es, wie so oft, auf die inneren Werte an. Auf welche "Extras" du beim Kauf achten solltest und warum Polyphenole in Oliven eine wichtige Rolle spielen, erfährst du hier.
Wo sind Polyphenole enthalten?
Polyphenole gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und kommen ganz natürlich in Pflanzen vor. Die vorrangige Aufgabe solcher sekundären Pflanzenstoffe ist es, die Pflanze vor Fressfeinden oder zu hoher UV-Strahlung zu schützen. Sie sind meist für die Farbgebung und den Geschmack der Pflanze zuständig.
Viele dieser Stoffe stecken in alten Obst- und Gemüsesorten, aber auch in grünem Tee und Olivenöl. Polyphenolreich sind:
- Äpfel,
- Nüsse,
- Kirschen,
- Pflaumen,
- Beeren,
- Chicorée,
- Gewürze wie Nelken oder Sternanis oder
- Kakaopulver,
- grüner Tee
- natives Olivenöl
Wovon hängt der Gehalt an Polyphenolen ab?
Wer also viel Obst und Gemüse isst und regelmäßig ein Tässchen grünen Tee trinkt, sollte täglich genügend der sekundären Pflanzenstoffe zu sich nehmen. Allerdings hängt der Gehalt neben der Sorte auch vom Anbau und dem vom Zeitpunkt der Ernte von Obst und Gemüse ab. Reifes Obst und Gemüse enthalten mehr sekundäre Pflanzenstoffe als zu früh geerntetes. Auch enthalten beispielsweise Mostäpfel zehnmal mehr sekundäre Pflanzenstoffe als ein Tafelapfel. Weil der höchste Gehalt an Polyphenolen – wie auch an Vitaminen – in der Schale oder in den Kernen steckt, solltest du bei deiner Ernährung immer auf Bioqualität achten, damit du das ganze Obst essen kannst.
Weil die Ernte von Obst und Gemüse oft zu früh erfolgt und alte Obst- und Gemüsesorten mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen kaum mehr in heutigen Supermärkten zu finden sind, nehmen wir immer weniger Polyphenole zu uns.
Welche sekundären Pflanzenstoffe stecken im Olivenöl?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelindustrie erlaubt bisher keine Werbung mit dem Polyphenol-Gehalt. Denn die gesundheitsfördernde Wirkung ist nicht eindeutig bewiesen. Die Wirkung von Flavonoiden und ähnlichen Stoffen ist also umstritten.
Anders sieht das beim Olivenöl aus. Bei einem extra nativen Olivenöl mit mindestens 5 Milligramm des Polyphenols Hydroxytyrosol pro 20 Gramm Olivenöl darf angegeben sein, dass dieses "Olivenöl zum Schutz der Blutfette vor oxidativem Stress beiträgt".
Sehr viele verschiedene Polyphenole stecken also in extra nativem Olivenöl. Zu den Polyphenolen von Olivenöl zählen:
- einfachen phenolischen Verbindungen wie Vanillinsäure, Kaffeesäure oder Kumarsäure
- Flavonoide (u. a. Anthocyane),
- Lignane.
Einer der bekanntesten und stärksten Pflanzenstoffe aus der Olive ist aber das Oleuropein. Alle diese Stoffe wirken als Antioxidantien gegen freie Radikale im Körper, dazu antiviral, antibakteriell, entzündungshemmend und schützen unsere Nervenzellen.
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Welche Öle besitzen einen hohen Polyphenol-Gehalt?
Es kommt immer auf die Menge der Substanzen im Öl an. Auch wenn es sich um ein extra natives Olivenöl handelt, schwankt der Gehalt an Flavonoiden und Co. sehr stark. Es gibt Öle, in denen viele der sekundären Pflanzenstoffe enthalten sind, und solche Öle, die kaum welche enthalten. Der Gehalt und damit die Wirkung sind allein von der Olive abhängig.
Werden grüne, junge Oliven in das Öl eingelagert, steigt der Polyphenol-Gehalt. Allerdings bleibt die Wirkung nicht ewig im Öl bestehen. Denn mit der Zeit baut das Öl in seiner Wirkung hinsichtlich der spezifischen Olivenöl-Polyphenole ab. Je länger das Öl gelagert wird, desto geringer also seine Wirkung.
Wie wirken Flavonoide und Co. in Olivenöl?
Einige In-Vitro-Studien zeigen, dass natives Olivenöl mit einem hohen Polyphenol-Gehalt vor Krebs (Brust, Prostata, Verdauungstrakt oder Endometrium) schützen könnte. Während In-Vitro-Studien mit Extrakten von nativem Olivenöl zeigte sich eine unterdrückende Wirkung auf das Enzym Xanthhinoxidase. Dieses Enzym soll wesentlich an der Entstehung von Tumoren beteiligt sein. Außerdem sollen Anthocyane, die zu den Bioflavonoiden zählen, ein Selbstmordprogramm bei Krebszellen auslösen können. Anthocyane gelten daneben noch als starkes Antioxidans, das uns gegen freie Radikale schützt und dazu noch unsere Nervenzellen unterstützt.
Olivenöl-Polyphenole wirken deshalb entzündungshemmend, weil sie Schlüsselenzyme im Entzündungsprozess hemmen, die entzündungsfördernde Botenstoffe bilden. Außerdem können sie die Menge der Entzündungsmarker im Blut reduzieren. Das mit Olivenöl getränkte warme Tuch auf der Brust bei Bronchitis darf demnach als gutes Hausmittel gegen die entzündlichen Prozesse eingestuft werden.
Dazu können Olivenöl-Polyphenole die Arterienverkalkung vermindern. Denn erst das "schlechte" und oxidierte LDL-Cholesterin führt zu Thrombosen oder Herzinfarkt. Dieses LDL-Cholesterin entsteht durch freie Radikale, die durch die Stoffe aus dem Olivenöl abgefangen werden können, wodurch sie ihre Wirkung verlieren.
Welche Qualitätsmerkmale für Olivenöl gibt es?
Meist ist in industriell verarbeitetem und raffiniertem Olivenöl kaum mehr etwas von diesen wichtigen sekundären Pflanzenstoffen, wie Flavonoiden und anderen Polyphenolen, enthalten. Auch hier ist der Begriff "extra nativ" nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal für den Polyphenol-Gehalt im Öl.
Am leichtesten lässt sich der Gehalt über den Geschmack feststellen. Das hochwertige Olivenöl schmeckt bitter und kratzig. Nicht viele Menschen mögen diese Geschmacksnote in ihrem Olivenöl. Diese notwendigen Bitterstoffe gehörten früher zur normalen Ernährung des Menschen. Obwohl sie für unsere Gesundheit so notwendig sind, treffen sie nicht den Geschmack von vielen Menschen. Deshalb hat die Lebensmittelindustrie die Bitterstoffe weitgehend aus den meisten Lebensmitteln "weggezüchtet".
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