Jeder Mensch macht Fehler und jedem Menschen kann verziehen werden. Doch was, wenn man selbst etwas falsch gemacht hat und jemand anderen durch sein Verhalten verletzt hat? Wie schafft man es, sich selbst zu verzeihen und die nagenden Schuldgefühle loszuwerden? In diesem Beitrag verraten wir dir den richtigen Umgang mit Schuld und geben Tipps, die helfen, sich selbst verzeihen zu können.
Was bedeutet es, sich selbst verzeihen zu können?
Sich selbst zu verzeihen ist eine hohe Kunst, die viel Überwindung verlangt. Jeder von uns war schon einmal in einer Situation, in der er entgegen dem eigenen moralischen Kompass gehandelt hat. Vielleicht haben wir jemanden verletzende Dinge an den Kopf geworfen, unseren Partner betrogen oder einen Freund enttäuscht.
In erster Linie bedeutet, sich selbst zu verzeihen, loszulassen, um Vergangenes abzuschließen. Das gibt uns die Möglichkeit, nach vorne zu blicken, aus Fehlern zu lernen und es das nächste Mal anders zu machen. Natürlich ist zu vergeben alles andere als leicht. Es benötigt Zeit, Geduld und Mut.
Der erste Schritt ist, immer sich einzugestehen, dass man einen Fehler begangen hat. Mit dieser Erkenntnis kann man nach vorne schauen und Schritt für Schritt lernen, sich für vergangene Geschehnisse nicht mehr die Schuld zu geben. Verzeihen heißt also, zu akzeptieren, dass wir Fehler machen. Statt sich mit jahrelangen Vorwürfen selbst zu bestrafen, sollte man versuchen, aus eigenen Taten zu lernen, um sie im besten Fall nicht mehr zu wiederholen.
Warum fällt es vielen so schwer, loszulassen und sich zu vergeben?
Menschen, die Fehler machen, fühlen sich enttäuscht, traurig, beschämt und in der Folge auch schuldig. Dominierend ist die Angst davor, von anderen negativ bewertet zu werden. Je gravierender die Folgen unserer Fehler sind, desto größer ist die Intensität der Schuldgefühle. Natürlich ist das auch davon abhängig, wie sensibel der oder die Betroffene ist.
Vergebung ist Balsam für die Seele und schenkt inneren Frieden. Ein wesentlicher Grund dafür, dass es vielen Menschen schwerfällt, sich zu verzeihen, ist der Gedanke, dass Fehler etwas Schlechtes sind. In unserer Gesellschaft gibt es nur ganz wenig Raum für Fehltritte. Die Erwartungshaltung von außen, gebügelt und makellos zu sein, ist immens. Das führt dazu, dass wir Angst davor haben, einen Fehler zu machen und andere zu enttäuschen.
Seit der frühen Kindheit, wie in der Schule, bekommen wir beigebracht, dass Fehler vermieden werden sollen. Derjenige, der etwas falsch macht, wird dafür bestraft, z. B. mit einer schlechten Note. Die zu erstrebende Perfektion und Makellosigkeit übt enorm viel Druck auf junge Heranwachsende aus. So entstehen aus begangenen Fehlern Gefühle wie Scham, Schuld oder Angst. Im schlimmsten Fall entwickeln Betroffene starken Selbsthass, der ihr soziales wie emotionales Leben bestimmt. Unter diesen Voraussetzungen ist es ungemein schwer, die tiefliegenden Gefühle zu überwinden und sich selbst aus vollem Herzen zu verzeihen. Daher ist es von enorm großer Bedeutung, sich selbst zu lieben, zu schätzen und zu respektieren. Selbstvertrauen und Selbstliebe sollten Hand in Hand gehen!
Nagende Selbstzweifel: Was sind die Folgen von Schuldgefühlen?
Tiefliegende Schuldgefühle können zu einer psychischen Qual werden, was auch Auswirkungen auf die physische Gesundheit haben kann. Selbstvorwürfe erzeugen eine unangenehme Spannung im Körper, die auf Dauer zu einer starken Belastung wird. Mögliche Folgen sind:
- Magenschmerzen
- Depressionen
- Muskelverspannung
- Appetitlosigkeit
- Herzstechen
- Heißhungerattacken
- Atemnot
- Passivität
- Mutlosigkeit
- Gereiztheit
Die Fähigkeit, sich selbst verzeihen zu können, ist erlernbar. Wichtig ist die Verantwortung für eigene Fehler zu übernehmen und nicht das Problem bei anderen zu suchen.
Warum ist es so wichtig, sich selbst zu verzeihen?
Sich selbst zu vergeben, ist deshalb so wichtig, da ständige Selbstzweifel und Schuldgefühle dauerhaft das eigene Wohlergehen belasten. Heilsam hingegen ist die Akzeptanz der Vergangenheit. Nur wenn man es schafft, den Frieden mit den Dingen zu finden, die nicht mehr zu ändern sind, kann man sich verzeihen.
Die Bewältigung der Vergangenheit ist einer der schwersten Aufgaben, die das Leben mit sich bringt. Gelingt es nicht, sich selbst zu vergeben, stagniert man auf einer Stelle und kann sich nur schwer weiterentwickeln. Dabei sollte man verstehen, dass Schuldgefühle lediglich durch Schlussfolgerung und Bewertung der eigenen Taten entstehen. Wer sich in ständigen Selbstvorwürfen verliert, bestraft sich ohne Aussicht auf Besserung. Darunter leiden sowohl zwischenmenschliche Beziehungen als auch die eigene Lebensqualität. Natürlich enttäuscht niemand gern sich selbst oder seine Mitmenschen. Doch das Scheitern hat eine sehr wichtige Funktion in unserer menschlichen Entwicklung. Ohne das Gefühl, gescheitert zu sein, würdest du nie wissen, welchen Weg du in deinem Leben gehen sollst. Wenn alles einfach wäre, gäbe es keine emotionale wie mentale Weiterentwicklung und auch kein Erlernen von neuen Dingen.
Wie lernt man den richtigen Umgang mit Schuld?
Wir geben dir einfache Tipps, die dir helfen sollen, besser mit Schuld umzugehen und quälende Schuldgefühle loszulassen:
- Gestehe dir deine Fehler ein! Reflektiere dein Verhalten und überlege, warum du so gehandelt hast! Hast du dabei willentlich andere Menschen verletzt? Wenn ja, stell dir die Frage, aus welchen Motiven du gehandelt hast! Zeige Reue und entschuldige dich bei der Person, der du wehgetan hast! Versuche, dein Verhalten in Zukunft zu verändern!
- Akzeptiere sowohl deine Stärken als auch deine Schwächen! Sieh die guten und schlechten Seiten an dir! Versuche, dich von einer äußeren Perspektive zu beobachten und an den Eigenschaften, die du an dir nicht magst, zu arbeiten!
- Vertraue auf deine Fähigkeiten und deine Instinkte! Je mehr du dich wertschätzt und respektierst, desto leichter wirst du dir verzeihen können.
- Erlaube es dir, Fehler zu machen! Perfektionismus existiert nicht in unserer Welt! Sieh die positive Seite an Fehlern! Erfahrungen mit positiven als auch negativen Erlebnissen sind essenziell für die Selbstfindung und Weiterentwicklung!
- Verurteile dich nicht für deine Taten! Nur weil du etwas falsch gemacht hast, bist du noch lange kein schlechter Mensch. Entscheidend ist, was du in Zukunft aus deinen gewonnenen Erkenntnissen machst. Geh nicht zu streng mit dir ins Gericht!
- Sprich mit anderen über deine Schuldgefühle! Oft wirst du merken, dass die Schuld gar nicht so schwer wiegt, wie du denkst. Steuere deine Gedanken in eine positive Richtung und rede dir selbst gut zu!
- Blick nach vorne! Vergangenes kann man nur abschließen, wenn man den Fokus auf die Gegenwart und Zukunft richtet. Du solltest dir bewusst sein, dass du nur mit einer Sache abschließen kannst, wenn du dir vergibst. Auch wenn es schwerfällt, solltest du versuchen, unveränderbare Dinge zu akzeptieren und ruhen zu lassen. Schuldgefühle machen dich auch nicht zu einem besseren Menschen. Sie hindern dich eher dran, ein glückliches Leben zu führen.
- Lass dich von Rückschlägen nicht unterkriegen! Im besten Fall solltest du aus Rückschlägen Kraft schöpfen, welche dir helfen würden, mit frischem Elan neue Herausforderung anzugehen. Das Leben ist voll Höhen und Tiefen. Es liegt an dir, was du daraus machst.
- Verändere deine Perspektive! Betrachte deine Situation aus allen Lagen und versuche, so gut es geht, einen objektiven Blick auf deine Schuld zu werfen! Mach dich nicht selbst klein und akzeptiere deine momentane Gefühlslage! Gefühle kommen und gehen. Du kannst sie mit deiner Einstellung und deinem Verhalten positiv beeinflussen.