Schwitzen ist gesund, kann im Alltag aber auch ganz schnell unangenehm werden. Schweißflecken unter den Achseln oder starker Schweißgeruch machen vor allem Menschen, die unter Hyperhidrose leiden, zu schaffen. Was tun, wenn Deo und sogar Antitranspirant komplett versagen? Die ästhetische Chirurgin Dr. med. Brigitte Schneider weiß, wie man gegen starken Achselschweiß mit einem neuen Verfahren vorgehen kann.
Inhalt:
- Übermäßig verschwitzter Körper und starker Achselschweiß – Was ist Hyperhidrose?
- Welche Arten von Hyperhidrose gibt es?
- Was kann man gegen starkes Schwitzen tun?
- Hilft Baden gegen Schweiß?
- Wann und warum soll man bei extremen Schwitzen den Arzt aufsuchen?
- Welche Behandlungen gegen Achselschweiß gibt es?
Übermäßig verschwitzter Körper und starker Achselschweiß – Was ist Hyperhidrose?
Schwitzen ist eine Art Kühlsystem für den Körper. Wir regulieren über das Schwitzen die Temperatur. Beim Sport, bei körperlicher Arbeit oder bei Krankheit versucht unser Körper, die Temperatur durch starkes Schwitzen herunter zu fahren. Das ist völlig normal und sogar lebensnotwendig.
Manche Menschen leiden aber unter einem starken oder übermäßigen Schwitzen, der Hyperhidrose. Unter Hyperhidrose versteht man eine erhöhte Schweißproduktion, die über das normale Schwitzen hinausgeht. Der Mensch schwitzt, ohne dass eine unmittelbare Kühlung des Körpers überhaupt notwendig ist.
Welche Arten von Hyperhidrose gibt es?
Unter dem tatsächlichen Krankheitsbild der Hyperhidrose leiden etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung. Man unterscheidet dabei die primäre von der sekundären Hyperhidrose.
- Eine primäre Hyperhidrose liegt dann vor, wenn das Schwitzen keine Krankheit als unmittelbare Ursache aufweist.
- Bei einer sekundären Hyperhidrose hingegen sind Krankheiten, wie etwa eine Schilddrüsenüberfunktion, Infektionserkrankungen oder neurologische Erkrankungen, Ursache für die starke Schweißproduktion.
Eine Hyperhidrose lässt sich erneut durch den Ort der Schweißbildung unterscheiden.
- Bei einer generalisierten Hyperhidrose tritt das übermäßige Schwitzen am ganzen Körper auf. Eine generalisierte Hyperhidrose hat ihre Ursache oft in einer Krankheit, ist gleichzeitig also eine sekundäre Hyperhidrose. Eine sekundäre Hyperhidrose kann aber auch durch Medikamente ausgelöst werden.
- Bei einer fokalen Hyperhidrose tritt das übermäßige Schwitzen nur an bestimmten Stellen wie Kopf und Stirn, Achseln, Händen und Füßen auf. Die fokale Hyperhidrose ist in den meisten Fällen eine primäre Hyperhidrose.
"Oft tritt eine fokale Hyperhidrose schon bei Kindern und Jugendlichen auf. Sie kann sich später sogar verstärken", weiß Dr. Brigitte Schneider, Fachärztin Chirurgie in Amstetten.
Was kann man gegen starkes Schwitzen tun?
Viele Menschen, die unter starkem Schwitzen leiden, können selbst sehr viel dagegen tun.
- Lockere und luftige Kleidung hilft beispielsweise. Es gibt sogar Textilien mit integrierten Silbrionen, die den Schweißgeruch neutralisieren können.
- Wer viel schwitzt, sollte öfter kalt duschen. Sauna hingegen soll bei starkem Schwitzen ebenfalls helfen. Denn wer regelmäßig sauniert, trainiert das körpereigene Kühlsystem und kann so die Schweißbildung auf Dauer regulieren.
- Es gibt auch Mittel, die Schweiß generell und vor allem den unangenehmen Achselschweiß mildern oder weitgehend verhindern können. Heilkräuter wie Salbei können dafür sorgen, dass sich die Schweißdrüsen zusammenziehen und sich so weniger Schweiß bildet. Deos mit ätherischen Ölen aus Salbei, dem australischen Teebaum oder Pfefferminze können bei Achselschweiß ebenfalls helfen.
- Auch die Ernährung nimmt Einfluss auf die Schweißproduktion. Betroffene sollten auf Alkohol, heiße Getränke, wie Tee oder Kaffee, scharfe Gewürze, wie Pfeffer und Chili, oder besonders fettes und kalorienreiches Essen besser verzichten. Diese wirken schweißtreibend.
Hilft Baden gegen Schweiß?
Tatsächlich können Vollbäder ebenfalls gegen Achselschweiß und übermäßigen Schweiß an Händen und Füßen helfen. Allerdings solltest du dem Badewasser sogenannte adstringierende Substanzen zusetzen. Solche Substanzen sorgen dafür, dass sich die Schweißdrüsen zusammenziehen und du nicht mehr so stark schwitzt.
Wann und warum soll man bei extremen Schwitzen den Arzt aufsuchen?
Wer tatsächlich unter einer Hyperhidrose oder sehr starkem Achselschweiß leidet, dem bleibt nur der Gang zum Arzt. Die betroffenen Personen leiden meist sehr stark unter der Hyperhidrose. Das geht soweit, dass sie meist nur dunkle Kleidung tragen, damit man die Schweißflecken nicht sieht, da ein Antitranspirant hier kaum mehr Wirkung zeigt.
"Betroffene scheuen häufig körperlichen Kontakt, eben weil sie so stark schwitzen", kennt Dr. Brigitte Schneider die Probleme ihrer Patienten. Das kann die Psyche von Patienten soweit belasten, dass diese Menschen kaum mehr soziale Kontakte zulassen und sogar in einer Depression enden. "Meist kommen die Patienten erst nach einer wahren Odyssee in die Praxis. Dabei sind Männer und Frauen gleichermaßen belastet", gibt Dr. Schneider zu bedenken. Die Betroffenen haben dabei oft schon viele Mittel gegen die übermäßige Schweißproduktion und speziell den Achselschweiß ausprobiert. Wer Probleme mit starkem Schwitzen hat, sollte einen Arzt aufsuchen. In einem gemeinsamen Gespräch eruiert der erst einmal, welche Mittel notwendig sind, um die Schweißproduktion in den Griff zu bekommen. Bei den Patienten, die einen Arzt aufsuchen, hilft ein einfaches Deo oder ein Antitranspirant nicht aus.
Welche Behandlungen gegen Achselschweiß gibt es?
Dr. Brigitte Schneider erklärt: "Es gibt die unterschiedlichsten Ansätze der Therapie oder Behandlung von übermäßigem Schwitzen. Das reicht von Medikamenten zur Behandlung einer Hyperhidrose über Botox an Händen, Füßen oder den Achsen, Iontophorese bis zur Absaugung von Schweißdrüsen oder miraDry®." Je nachdem, wie stark und woran der Betroffene leidet, werden Therapie und die Dauer der Behandlung angepasst.
Eine einfache Behandlung mit großer Wirkung ist die sogenannte miraDry® Behandlung bei Achselschweiß. Diese revolutionäre Therapie setzt an der Ursache für Achselschweiß an und beseitigt dazu auch den lästigen Schweißgeruch. Dazu werden die Duft- oder Schweißdrüsen in der Achselhöhle mittels Mikrowellen zerstört und Haarwurzeln verödet. Haut und Gewebe rund um die Schweißdrüsen in den Achseln werden dabei geschont. Damit die Behandlung möglichst schmerzfrei verläuft, werden die Achseln lokal betäubt.
"Der Vorteil der Therapie ist, dass der Effekt unmittelbar nach der Behandlung einsetzt. Oft reicht schon eine Sitzung aus, um das Schwitzen um mehr als 80 % zu reduzieren. Nur in seltenen Fällen ist eine zweite Behandlung notwendig", ist Dr. Schneider überzeugt. Angenehmer Nebeneffekt: Neben dem Schweiß und dem Schweißgeruch unter den Achseln verschwinden auch die Achselhaare durch das Verfahren. Nach der Behandlung müssen die Achseln gut gekühlt werden, damit die Schwellung nicht so stark sind. "Die Kosten belaufen auf ungefähr 1700 Euro für die erste Sitzung", informiert die Fachärztin für Chirurgie aus Amstetten.