Viele Menschen sind so sehr in ihre Alltagspflichten eingebunden, dass sie meist gar keine Zeit mehr für ihre Erotik haben. Viele Frauen beklagen sich, dass sie dann, wenn sie rein theoretisch einmal Zeit hätten, sich mit ihrem Partner zu vergnügen, viel zu erledigt seien, um überhaupt erotische oder lustvolle Gefühle aufkommen zu lassen. Das kann für eine Beziehung ein großes Problem werden.
Wenn der Alltag die Lust versiegen lässt
Jeder Mensch in unserer Gesellschaft hat unendlich viele Aufgaben zu erledigen. Allein schon den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und die eigene Wohnung zu pflegen, bedeutet einen riesigen Aufwand. Wer eine Partnerschaft führen möchte, in denen beide auf ihre Kosten kommen, in der man sich Zeit und Aufmerksamkeit schenkt und in der man am besten auch noch etwas erlebt und genießt, benötigt mittlerweile fast ein Zeitmanagement. Ganz zu schweigen davon, wenn man Kinder zu versorgen und behüten hat.
Da bleibt einem im Alltag oft wenig Zeit, denn die ist bekanntlich kostbar und wird für die vermeintlich wichtigen Dinge im Leben gebraucht. Viele schalten daher auf einen „Funktionieren“-Modus um, der wenig Raum für Genuss und Muße lässt.
Lange Durststrecken
Frauen und Paare suchen mich genau dann auf, wenn sie feststellen, dass sie seit Ewigkeiten keine Lust oder Erotik in ihrem Alltag haben. Vor allem Frauen erzählen mir, dass sie keine Ahnung mehr haben, wie es sich anfühlt, Lust zu haben. Denn entweder sind sie alleine und fühlen sich so sehr in der Verantwortung für alles, was es in ihrem Leben zu tun gibt oder ihr Partner ist derjenige, der sich immer die Mühe macht, sie zum Sex zu begeistern, bevor sie Lust entwickeln können.
An dieser Stelle erst einmal ein Dankeschön an alle Männer, die unermüdlich die ersten Schritte machen und sich von vielen Körben nicht den Mut nehmen lassen. Denn ihr helft uns Frauen dabei, daran zu denken, dass das Leben aus mehr als nur Pflichterledigung besteht.
Wie verhält es sich mit der Lust?
Meistens haben es Männer ein bisschen leichter. Sie sind sowohl so sozialisiert als auch durch das Testosteron ein wenig mehr begünstigt, was den Sexualtrieb angeht. Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass Frauen keine Lust hätten oder einen geringeren sexuellen Trieb haben. Das Geheimnis ist vielmehr, dass Frauen nicht so richtig gelernt haben, ihre lustvolle Seite zu pflegen.
Genau das merken Frauen! Ganz viele Frauen kontaktieren mich mit dem Wunsch, dass sie gerne mehr Verlangen haben würden. Die meisten beschreiben genau das, was ich in den letzten Absätzen beschrieben habe. Sie sind müde und beschäftigt und das Thema Lust ist ganz weit weg aus ihrem Leben.
Den Kessel warmhalten
Am wichtigsten ist es, dass man sich an eine Situation erinnert, in der man das letzte Mal so richtig Verlangen hatte auf irgendwas. Das kann auch auf Sex sein. Das hilft dabei, dass man sich wieder in einen lustvollen Zustand versetzt. Damit aktiviert man die eigene Lustenergie wieder. Dann empfehle ich den Frauen, täglich etwas zu tun, was ihnen Vergnügen bereitet. Auch wenn es nicht zum Sex oder zur Selbstbefriedigung führt.
Das hat den einfachen Grund, dass sich die weibliche Sexualität so verhält wie das Wasser im Kessel. Wenn man kaltes Wasser (eine Frau, die nie Lust hat) zum Kochen bringen möchte (die Frau will vor Lust überkochen), dann braucht es mehr Energie und dauert länger (mehr Streicheleinheiten, längeres Vorspiel, mehr andere Motivationsversuche) bis es kocht, als wenn das Wasser lauwarm ist (die Frau hat eine gewisse erotische Grundwärme).
Mehr Verlangen für Frauen
Wenn Frauen also mehr Lust auf Lust haben wollen, lohnt es sich, ihr Feuer täglich ein bisschen zu schüren. Das liegt in ihrer eigenen Verantwortung. Denn von außen sind Versuche, die die Begierde wecken sollten, viel weniger wirksam, als wenn sie von innen kommen.
Das liegt daran, dass Sex und Wollust zu großen Teilen Kopfsache ist!
Tipps für die Alltagserotik
Was kann die Frau tun, um sich täglich ein bisschen in Stimmung zu bringen?
- sich körperlich aktivieren (zum Beispiel Sport oder einfach kräftig schütteln)
- ein Bad genießen
- sich genüsslich und langsam mit Bodylotion eincremen
- ein erotisches Buch lesen und sich dabei die Vulva streicheln
- den Po kneten
- die Brüste massieren
- mit dem Beckenboden spielen (an- und entspannen)
- dich tägliche einen Reminder setzen, der einen erinnert, an etwas lustvolles zu denken
- aktiv nach erotischen Anregungen suchen
- sich selbst streicheln
- erotischen Tagträumen hinterherhängen
- die Vulva bewusst berühren
- die Hand auf die Vulva legen und Hallo sagen (dabei kann man den Beckenboden an- und entspannen)
- die Lieblingsmusik hören
- Kuscheln
- Küssen
Wichtig ist es, der eigenen Lust und Laune keine Grenzen zu setzen. Es gibt viele kleine Dinge, die man täglich tun kann, um sich in Stimmung zu bringen und sich im Bewusstsein zu halten, dass man ein erotisches Wesen ist!
Am Ende zahlt es sich aus
Es lohnt sich, sich selbst mehr Lust zu machen im Alltag, denn die Laune wird besser und dadurch ist der Alltag bunter, leichter und beschwingter zu meistern. Am Abend oder morgens oder wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, klappt es dann auch mit dem schönen Schäferstündchen.
Autorin: Claudia E. Huber