Mehr als 90 Prozent der Menschen leiden an Karies, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch. Das ist ein erstes Warnsignal, dass die Mundflora im Ungleichgewicht ist. Doch wie wird man solche Entzündungen los und wie beugt man ihnen am besten vor? Wir klären auf, worauf es bei Bakterien im Mund ankommt.
Welche Auswirkungen können Bakterien im Mund haben?
99 Prozent der Menschen leiden an Karies, ein Drittel an Zahnfleischentzündungen und mehr als 25 Prozent der Bevölkerung in den Industrieländern leidet an Mundgeruch. „Trotzdem ist das Thema Mundgesundheit noch immer nahezu ein Tabuthema“, weiß Dr. Annette Schreiber. „Dabei ist es so wichtig, denn gesund beginnt im Mund.“ Der Mund ist der Eingang in den Körper und dort beginnt mit dem Speichel die Verdauung. Ist der Mund nicht gesund, kann auch die Darmgesundheit nicht funktionieren.
Es befinden sich ungefähr eine Billion Bakterien in unserem Mund. Von diesen 500 verschiedenen Arten an Mikroorganismen in Mundschleimhaut, Speichel und auf der Zunge sind mehr als die Hälfte sogenannte „gute“ Bakterien, die keine Schäden an Zähnen und Zahnfleisch anrichten. Einige davon haben sogar eine Schutzfunktion für den Rachenraum. Alle Mikroorganismen gemeinsam, die im Mund leben, werden Mundflora genannt. Diese Mundflora ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Im Rachenraum kommen beispielsweise auch Bakterien vor, die sonst im Körper nirgends vorkommen.
Normalerweise halten sich „nützliche“ und „schädliche“ Bakterien gegenseitig in Schach. Durch bestimmte Einflüsse kann die Mundflora aber aus dem Gleichgewicht geraten. Dann vermehren sich die „bösen“ Bakterien stärker als die „guten“. Viele Menschen unterschätzen oder ignorieren das. Hauptakteur der schlechten Bakterien im Mund sind die Streptokokken. Sie sind in den meisten Fällen die Ursache für Karies, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch.
Bakterien im Mund sind ansteckend. Beim Küssen wandern etwa Millionen Bakterien von einem Mund in den anderen. Eltern können diese Mikroorganismen auf ihre Kinder übertragen, etwa beim Küssen oder wenn sie den Schnuller abschlecken. „Bitte tun Sie so etwas nicht“, warnt Dr. Schreiber.
Wie stellt man fest, ob schädliche Bakterien im Mundraum die Überhand haben?
„Gesundes Zahnfleisch weist eine zartrosa Färbung auf und blutet nicht beim Zähneputzen“, erklärt Dr. Schreiber. Auch die Zahnzwischenräume weisen keine Entzündungen auf. Klassische Anzeichen von Entzündungen sind Rötungen, Blutungen des Zahnfleisches, Mundgeruch durch einen hartnäckigen Belag auf der Zunge oder sogar die Lockerung von Zähnen. Man sieht oder spürt die Entzündung, wenn man das Zahnfleisch und die Mundhöhle sehr aufmerksam untersucht. Dazu sind akute Entzündungen oft sehr schmerzhaft.
Mögliche Ursachen für Entzündungen im Mund
Die Ursache für solche Entzündungen in der Mundhöhle ist hauptsächlich eine mangelnde Mundhygiene. Normales Zähneputzen reicht aber nicht aus, um die Ursachen für solche Entzündungen oder Mundgeruch in den Griff zu bekommen. Denn im Mund befindet sich neben Zähnen und Zahnfleisch auch der Zungenbelag, auf dem zahlreiche Bakterien sitzen. Diese Bakterien im Mundraum sind aber nicht nur Ursache für Mundgeruch, sie können über die Zähne oder das Schlucken in den Blutkreislauf gelangen und so sogar Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Ganz gefährlich sind auch Zahnfleischentzündungen während der Schwangerschaft, da diese das Risiko einer Fehlgeburt drastisch erhöhen können.
Die zweithäufigste Ursache für Entzündungen liegt in der Ernährung. Weißmehl und Zucker sind Hauptnahrungsmittel für die schädlichen Bakterien in der Mundschleimhaut.
Rauchen, Alkohol, genetische Erkrankungen können ebenfalls Ursache für Entzündungen und damit für Karies oder Parodontitis sein.
Wie halte ich meinen Mundraum gesund?
Zweimal tägliches Zähneputzen mit einer nicht zu harten Zahnbürste ist laut Dr. Annette Schreiber Grundlage für eine gute Mundhygiene. Sie empfiehlt Zahnbürsten mit Keramikborsten. Durch die Keramikborsten lädt sich diese Zahnbürste während des Zähneputzens auf. Dadurch soll die Zahnbürste in derselben Zeit doppelt so viele Mikroorganismen regelrecht von den Zähnen „ziehen“ wie eine herkömmliche Zahnbürste. Die Borsten werden in Japan hergestellt und wurden dort auf ihre antibakterielle Wirkung getestet. Die beste Zahnbürste kann aber nur 50 % des Zahnbelags und auch den Zungenbelag entfernen. Der Belag in den Zahnzwischenräumen muss gesondert entfernt werden. Alle Erkrankungen der Zähne sowie Zahnfleischentzündungen und Parodontitis nehmen meist dort ihren Anfang.
„Um den Zahnbelag in den Zwischenräumen und den Zungenbelag zu entfernen, eignet sich eine Munddusche ganz besonders gut“, so Dr. Annette Schreiber. Der konzentrierte Wasserstrahl kommt überall hin und kann den Belag in den Zahnzwischenräumen und auf der Zunge nachhaltig entfernen. Eine Munddusche soll innerhalb einer Minute kinderleicht alle Speisereste in den Zahnzwischenräumen und jeglichen Belag auf der Zunge entfernen. Dadurch bekommen die „schlechten“ Bakterien in der Mundschleimhaut und auf der Zunge keine Nahrung und können so keinen Schaden anrichten. „Es reichen zweimal drei Minuten am Tag, die wir in unsere Gesundheit investieren müssen“, so Dr. Annette Schreiber. Denn Vorbeugen ist immer besser. „Wir versuchen, die Ursachen für Karies, Entzündungen und Parodontitis zu beseitigen, anstatt nur die Symptome zu bekämpfen“, so Dr. Annette Schreiber.
Welche Zahnpasta ist die richtige für die Mundhygiene?
Außerdem ist die Zahnpasta entscheidend für eine gute Mundhygiene. „Hier sollte man vor allem auf die Inhaltsstoffe achten, wobei komplett natürliche Inhaltsstoffe oft kritisch sind“, warnt Dr. Annette Schreiber. Die Zahnpasta sollte antibakteriell und antiseptisch wirken.
Außerdem rät Dr. Schreiber gleich morgens nach dem Aufstehen zum Ölziehen. Das Ölziehen wirkt laut Studien antibakteriell und extrem gesundheitsfördernd für den gesamten Organismus. Dazu zieht man ein hochwertiges Öl ungefähr 15 bis 20 Minuten durch den Mund. Nach dem Ausspucken erfolgt dann die gründliche Mundhygiene.
Zu guter Letzt sollte man auch nicht vergessen, die Zunge zu reinigen. Denn auch der hartnäckige Zungenbelag kann verschiedenste Erkrankungen im Mund auslösen.