In den Armen des Partners einzuschlafen, gehört für viele Menschen einfach dazu. Andere Paare wiederum bevorzugen getrennte Schlafzimmer. Ein Konzept, das immer populärer wird. Das hat gute Gründe. Welche das sind, verraten wir dir in diesem Artikel.
Getrennte Schlafzimmer: Anzeichen einer Beziehungskrise?
Unser Bild von einer romantischen Beziehung ist gesellschaftlich stark überformt. Das betrifft nicht nur bestimmte Geschlechterrollen, unser Arbeits- und Familienleben, sondern auch unser Schlafverhalten. So zählt das geteilte Bett im Schlafzimmer der Eltern seit jeher zu unserem romantischen Bild einer Beziehung. Getrennte Betten oder gar ein getrenntes Schlafzimmer hingegen lassen bei anderen Personen schnell den Verdacht aufkommen, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt.
Allerdings ist diese Vorstellung recht überholt und muss keineswegs der Realität entsprechen, denn der Grund für die getrennten Betten oder Zimmer kann auch schlichtweg in einem besseren Schlaf für beide Partner liegen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Schlaf qualitativ hochwertiger, wenn wir alleine schlafen. Das gilt sowohl für Frauen als auch Männer. Getrennte Schlafzimmer und die damit verbundene erholsame Nacht können das Konfliktpotential durch schlaflose Nächte verringern und insofern sogar förderlich für eine gesunde Beziehung sein.
Welche Vorteile bringen getrennte Betten?
Getrennt schlafen kann eine Menge Vorteile mit sich bringen. Der wichtigste Grund ist wohl, dass ein schlechter Schlaf vermieden werden kann. Denn mit einem eigenen Schlafzimmer kannst du den Schlaf ganz nach deinen Bedürfnissen ausrichten. Das betrifft unter anderem:
- die Zimmergestaltung
- die Schlaftemperatur
- die Luftverhältnisse (Durchzug oder nicht)
- die Schlafenszeiten
- deine persönlichen Schlafgewohnheiten
Nicht jede innere Uhr tickt gleich. Es gibt Nachteulen, die meist eher Morgenmuffel sind, und Menschen, bei denen das Sprichwort "Der frühe Vogel fängt den Wurm" auf dem Programm steht. Unterschiedliche Schlafenszeiten können bei einem gemeinsamen Bett sehr störend für den Schlaf des Partners sein, der zuerst im Bett liegt. Das Gleiche gilt bei arbeitsbedingt variierenden Schlafenszeiten, wie beispielsweise bei Schichtarbeit. Hier können getrennte Schlafzimmer und ein eigenes Bett eine gute Lösung sein, um den Schlaf des Partners nicht zu stören.
Während manche Menschen nachts müde ins Bett fallen und sofort einschlafen, haben andere bestimmte Rituale, die ihnen beim Entspannen und Runterkommen helfen und für den Partner sehr nervig sein können. Man denke hier nur an die Leselampe oder das Hörbuch, das zum Einschlafen laufen muss.
Für manch einen oder eine ist zudem selbst ein großes Bett nicht groß genug. Unruhiges Umherwälzen, Schnarchen, ständiges Klauen der Decke oder Bedrängen des Partners auf der Suche nach Nähe und Wärme können für unruhigen Schlaf und eine schlechte Stimmung am nächsten Morgen sorgen. Mit getrennten Zimmern und Betten können viele Paare schlicht besser schlafen.
Was sind die häufigsten Gründe für das getrennte Schlafen?
Eines der bekanntesten Probleme, unter dem vor allem Frauen leiden, ist das Schnarchen. Nahezu die Hälfte aller Männer schnarchen im Schlaf. Mit dem Alter nimmt das Problem sogar noch zu. Natürlich können auch Frauen schnarchen. Weit häufiger sind sie jedoch diejenigen, die unter dem Schnarchen leiden. Beim Schnarchen reicht es meist nicht, wenn nur die Betten getrennt sind. Hier ist oft eine räumliche Trennung für einen erholsamen Schlaf notwendig.
Doch nicht nur das Schnarchen spricht für die getrennten Zimmer. Gerade für Frauen kann das eigene Zimmer einen positiven Einfluss auf das Schlafen haben. Denn aus evolutionsbiologischer Sicht haben Frauen durchschnittlich einen leichteren Schlaf als Männer. Sie waren Jahrtausende lang für das Wohl ihrer Kinder verantwortlich und wachen auch heute noch sofort auf, wenn das Baby schreit. Im Laufe der Evolution war dieser leichte Schlaf notwendig, um das Überleben der Nachfahren zu sichern. Heute ist es eher problematisch, vor allem dann, wenn der Mann nicht zu den ruhigen Schläfern zählt. Während es ihm durchaus leichter fallen kann, gut durchzuschlafen, kann ihr Schlaf viel leichter gestört werden.
Getrennte Betten und Intimität: Wie lässt sich das verbinden?
Für viele ist das getrennte Schlafen auch aus Furcht vor fehlender Intimität nicht vorstellbar. Allerdings ist auch diese Angst vollkommen unbegründet. Je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto eher neigen wir dazu, den anderen als selbstverständlich zu betrachten. Der Partner wird ebenso wie die Intimität zur Gewohnheit. Zwar braucht die Liebe auch bestimmte Routinen, allerdings sind diese nicht gerade förderlich, um auch die (sexuelle) Lust aufeinander am Leben zu erhalten.
Wenn wir nachts alleine schlafen, können wir nicht nur für uns selbst und unser Wohlbefinden etwas Gutes tun, sondern auch die Liebe zu unserem Partner auf ganz neue Weise entdecken. Denn die Zeit allein schafft auch wieder neue Lust auf gemeinsam verbrachte Zeit und diese kann mitunter einen ganz anderen Stellenwert erhalten.
Fazit: Getrennte Schlafzimmer, ja oder nein?
Natürlich hat nicht nur das getrennte, sondern auch das gemeinsame Schlafen seine Vorteile. Denn die Nähe des anderen direkt zu spüren, vermittelt uns ein Gefühl von Geborgenheit und Verbundensein. Zu wissen, dass der andere da ist, wenn wir aufwachen, fühlt sich für viele Menschen einfach gut an. Für sie ist es ein wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Lebens, für den auch gerne auf ein paar Stunden Schlaf verzichtet wird. Auch das gemeinsame Schmusen am Abend oder am Morgen gehört für viele Paare einfach dazu.
Eine glückliche Beziehung ist ebenso mit einem gemeinsamen Schlafzimmer möglich. Kann jedoch einer der Partner über einen längeren Zeitraum nicht gut oder nicht ausreichend lang schlafen, kann sich dies negativ auf die Beziehung auswirken und im schlimmsten Fall sogar der Grund für eine Trennung sein. Um dies zu vermeiden, sollte zumindest überlegt werden, das Schlafen in getrennten Schlafzimmern auszuprobieren. Das gilt nicht nur für frisch verliebte, sondern auch für lang zusammenlebende Paare. Gerade wenn die Kinder bereits erwachsen sind, gibt es oft freistehende Zimmer, die für ein zweites Schlafzimmer genutzt werden können. Beim getrennten Schlafen muss es sich ja auch nicht um eine endgültige Lösung handeln. Sollte sich die Schlafqualität beider Partner dadurch verbessern, kann der Versuch beibehalten werden.
Eine allgemeingültige Antwort gibt es in diesem Fall also nicht. Am Ende muss jeder und jede diejenige Variante wählen, die zu den eigenen Lebens- und Liebesvorstellungen am besten passt. Allerdings kann es nicht schaden, zu wissen, dass es alternative Lösungen gibt, die der Liebe keineswegs im Wege stehen müssen.