Runder Rücken, hängende Schultern? Ertappt! Fast niemandem gelingt es, auf Dauer eine optimale Haltung an den Tag zu legen. Begünstigt wird dies durch unseren Lebensstil – zu wenig Bewegung und zu viel Sitzen, meist stundenlang in angespannter Haltung vor dem PC. Kopfschmerzen, Rückenprobleme oder Nackenverspannungen gehören zu den bekanntesten Auswirkungen einer permanent falschen Haltung. Doch dass damit auch eine Schwächung des Beckenbodens oder Fußfehlstellungen wie Spreizfüße verbunden sein können, ist den wenigsten bewusst. Deshalb gilt es: Körperhaltung verbessern und damit auch positive Effekte für den gesamten Körper generieren!
Was tun für eine bessere Körperhaltung? Tipps und Tricks
Eine kräftige Mitte ist das Um und Auf für eine richtige Körperhaltung. Die gute Nachricht: Man kann etwas für eine gute Haltung tun. Natürlich ist eine lange gepflegte Fehlhaltung nicht von heute auf morgen passé, aber mit Übung, am besten unter professioneller Aufsicht (zumindest anfangs), kann viel erreicht werden. Wir haben dir hier ein paar einfache Übungen zusammengestellt, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen und dir helfen, deine Körperhaltung zu verbessern.
- Bewusst aufrichten: Dazu kannst du dir vorstellen, der Kopf wird von einem unsichtbaren Faden gerade nach oben gezogen, das Lot reicht der Länge nach durch die ganze Körpermitte, die Schultern sind entspannt, die Wirbelsäule lang, die Oberschenkel leicht nach außen gerichtet und die Knie zeigen nach vorn. Das signalisiert Stärke und Offenheit. Daneben streckt es die Figur und man fühlt sich gleich besser.
- Atmung: Durch eine gebeugte Haltung und hängende Schultern werden Zwerchfell und Bauch eingequetscht. Es ist nur mehr eine flache Atmung möglich, das heißt, man muss wieder lernen, aufrecht zu bleiben und in den Bauch zu atmen. Nebenbei tut man mit dieser Übung seinem Immunsystem etwas Gutes und Infekte haben weniger Chancen.
- Beckenbodentraining: Erste Übungen sind unter Anleitung sinnvoll, da die meisten nicht genau wissen, wie sie diese Muskulatur bewusst aktiveren können. Tiefer liegende Muskeln im Bauchraum werden durch das Beckenbodentraining gezielt angesprochen, zudem die Stützmuskeln von Beinen und Po. Das bedeutet nebenbei einen willkommenen positiven Effekt für die Figur.
- Körperliche Aktivitäten (auch an der frischen Luft), Kräftigungs- und Dehnungsübungen besonders für die Rumpfmuskulatur und den unteren Rücken, Yoga oder Pilates eignen sich sehr gut.
- Auf ein gutes (Arbeits-)Umfeld achten: Sitz- und Tischhöhe sind wichtig. Wer monotone Stellungen über den ganzen Tag vermeidet und auch mal auf einen Sitzball wechselt, kann die Wirbelsäule entlasten und zu einer aufrechten Haltung beitragen.
- Gutes Schuhwerk und öfter barfuß gehen sind effektive Maßnahmen für eine aufrechte Haltung.
- Mehr auf sein Befinden schauen – oft stecken psychische Belastungen hinter der schlechten Haltung
- Schlaf: eine gute Matratze ist ihr Geld wert, von Bauchlage wird bei Rückenproblemen abgeraten.
Körperhaltung verbessern durch starken Beckenboden
Mit der Umsetzung der allseits bekannten Aufforderung „Kopf hoch, Schultern zurück“, die uns schon seit Jugendtagen begleitet, wäre zwar schon einiges für deine Körperhaltung getan. Wichtig ist aber auch, tiefer, nämlich bis zum Beckenboden, zu gehen. Im Zentrum der richtigen Körperhaltung liegt das Becken. Die Beine werden durch den Beckenboden mit dem Oberkörper verbunden. Diese handtellergroßen Muskelschichten des Beckenbodens sind Dreh- und Angelpunkt zu aufrechter Haltung, Stabilität und Koordination.
Gesundheitstrainer und Motopädagogen wissen um die signifikante Bedeutung einer starken Mitte und deren Auswirkung auf die Körperhaltung, denn der Beckenboden steht in direktem Kontakt zur tiefliegenden Rückenmuskulatur sowie zu den querverlaufenden Bauchmuskeln. Diese Muskeln werden bei einem Beckenbodentraining mitgekräftigt.
Warum ist der Beckenboden für eine gute Körperhaltung entscheidend?
Eine aufrechte Haltung entlastet den Beckenboden und ein kräftiger Beckenboden kann wiederum deine Körperhaltung verbessern. Wie sehr der Körper in seiner Gesamtheit gesehen werden muss, zeigt sich schon beim simplen Stehen oder Gehen. Sind nämlich die Füße falsch belastet, so hat das Auswirkungen auf den übrigen Körper. Wenn der Beckenboden aktiv sein soll, ist die richtige Fuß- und Knieposition bedeutsam.
Für eine gesunde Körperhaltung ist eine aktive Muskelarbeit grundlegend. Leider kommt dabei der Beckenboden oft ins Hintertreffen. Wir denken erst an ihn, wenn er nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Wenn etwa beim Husten oder Lasten-Heben Urin abgeht, dann beginnt man sich Gedanken zu machen. Besonders eine Geburt kann den Beckenbodenmuskeln zusetzen, da das Gewebe stark strapaziert wird. Eine Belastungsinkontinenz ist meist die Folge. Gelegentlich kommt es auch zu Verstopfungen. Manche klagen über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und leiden unter einem gestörten Sexualleben.
Es ist ein Irrglaube, dass der Beckenboden nur Frauen etwas angeht. Auch Männer können unter einem untrainierten Beckenboden leiden, was sich etwa durch Inkontinenz, nach Eingriffen an der Prostata oder bei Potenzstörungen zeigt.
Von der Fehlhaltung zu Haltungsschäden
Eine schlechte Körperhaltung bleibt auf Dauer nicht ohne gesundheitliche Folgen: Kopfschmerzen, Rücken-, Knie- oder Hüftprobleme sind erst der Auftakt, der gerne so lange wie möglich ignoriert wird. Man sollte jedoch seiner Haltung Aufmerksamkeit schenken, damit sich nicht aus angewöhnten Haltungsfehlern irreversible Haltungsschäden entwickeln. Das würde eine Veränderung der Knochen bedeuten, was sich, mit Schmerzen verbunden, etwa in einem Rundrücken oder Hohlkreuz manifestieren kann.
Auswirkungen von Fehlhaltungen: für viele Leiden verantwortlich
Sieht man von Verletzungen oder bestimmten Erkrankungen ab, ist der übliche Auslöser von Haltungsschäden eine permanente Fehlhaltung. Zu viel und falsches Sitzen, etwa vornübergebeugt am Schreibtisch, schwere körperliche Arbeit, schlechtes Schuhwerk oder Übergewicht können für Fehlhaltungen verantwortlich sein. Natürlich spielt auch die Psyche bei der Körperhaltung eine große Rolle. Ist jemand depressiv oder wird von seinen Problemen, im wahrsten Sinn des Wortes, niedergedrückt, so sieht man den Betroffenen das in ihrem Auftreten an.
Eine ständige, gebeugte Haltung führt zu Muskelverkürzungen, Verspannungen und schließlich zu Schmerzen. Doch nicht nur die Muskeln leiden darunter, auch die Atmung wird flacher. Als Teil einer falschen Körperhaltung „outen“ sich häufig auch Fußfehlstellungen wie Senk- der Plattfüße, Hallux valgus (Zehenschiefstand), Durchblutungsstörungen, eingeklemmte Nerven etc.
Zu wenig Bewegung und eine untrainierte Stützmuskulatur für die Wirbelsäule tun ihr übriges, um Haltungsschäden Vorschub zu leisten.