Freundlich zu sein fühlt sich richtig und natürlich an. Freundliche Menschen sind im Umgang sehr angenehm und daher auch gern gesehen. Wie bei den meisten Dingen im Leben gilt auch hier: Ein gesundes Maß ist entscheidend. Überfreundliche Dauergrinser kommen bei den meisten Menschen nicht gut an. In diesem Beitrag verraten wir dir, warum übertriebene Freundlichkeit so aufgesetzt wirkt. Außerdem wird dir erklärt, warum es wichtig ist, positive wie negative Gefühle zeigen zu können und nicht immer nur freundlich zu sein.
Wie erkennt man übertriebene Freundlichkeit? Wie macht sie sich bemerkbar?
Übertriebene Freundlichkeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie unnatürlich und aufgesetzt wirkt. Sie kommt also nicht aus dem Inneren. Schon von klein auf wird uns beigebracht, höflich, nett und freundlich zu anderen zu sein. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass auch Freundlichkeit zu weit gehen kann.
Das Sprichwort „Mit Freundlichkeit kommt man weiter“ gilt somit nicht für alle Lebenslagen. Freundlichkeit sollte der Situation angemessen sein. Überspielte Dauergrinser, die nie ihre echten Gefühle zeigen können, werden es auf Dauer schwer haben, eine tiefe Bindung zu jemandem aufzubauen. Vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen ist es wichtig, auch mal negativen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Freundlichkeit ist in erster Linie etwas Positives. Allerdings nur, wenn sie von Herzen kommt. Authentizität ist dabei das Stichwort. Ein glaubhaft freundliches Verhalten ist viel mehr wert als jedes noch so schönes aufgesetztes Lächeln.
Wie entsteht übertriebene Freundlichkeit? Was sind die Gründe dafür?
Übertrieben freundliche Personen haben Angst davor, ihre Mitmenschen vor den Kopf zu stoßen. Um gemocht zu werden, versuchen sie, es allen recht zu machen. Die Gründe sind Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen. Aus der Angst vor Zurückweisung entwickelt sich übertrieben freundliches Verhalten. Die eigenen Emotionen werden unterdrückt, die ehrliche Meinung selten bis nie geäußert. Viele nette Gesten, Überfürsorglichkeit, übertriebene Hilfsbereitschaft und ein breites Grinsen überspielen die inneren Sorgen und Verlustängste.
In den meisten Fällen spüren die Mitmenschen allerdings, ob die ihnen entgegenbrachte Freundlichkeit echt ist. Die nonverbale Kommunikation ist hier wichtiger als die verbale. Auch wenn das Gegenüber nette Worte ausspricht, kann er oder sie sich durch die Stimme und Körpersprache verraten. Das Paradoxe ist, dass überfreundliche Menschen mit ihrem Verhalten also genau das Gegenteil bewirken: Statt Sympathie lösen sie Misstrauen aus.
Ist aufgesetzte Freundlichkeit ungesund?
Laut wissenschaftlichen Studien kann gespielte Freundlichkeit auf Dauer zu Stress und emotionaler Erschöpfung führen. Jeder von uns hat schon mal ein aufgesetztes Lächeln an den Tag gelegt, auch wenn uns in dem Moment gar nicht nach Lachen zumute war. Kommt das häufig vor, kann es negative Auswirkungen auf die psychische wie physische Gesundheit haben.
Vor allem Menschen, die in ihren Berufen viel mit Kunden zu tun haben, leiden unter Stress und Erschöpfung, bedingt durch gespielte Positivität. Der Zwang zur Freundlichkeit nimmt immer mehr zu. Das liegt daran, dass, wenn sich zum Beispiel ein Kunde im Kleidungsgeschäft wohl fühlt und den Verkäufer sympathisch findet, die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass er oder sie etwas kauft.
Arbeitende mit Kundenkontakt müssen neben der vorausgesetzten beruflichen Kompetenz auch sogenannte „Emotionsarbeit“ erledigen. Sie müssen stets freundlich sein, Empathie zeigen und die Kunden um den Finger wickeln. Menschen, die trotz schlechter Laune lachen und positiv sind, unterdrücken ihre Gefühle. Die Folge ist, dass sie sich gestresst und emotional ausgelaugt fühlen. Daher ist ein offener Umgang mit eigenen Gefühlen so wichtig.
Um Gefühle kontrollieren zu lernen, muss man sie annehmen und zulassen. Das Kontrollieren eigener Emotionen stellt in vielen Bereichen im Leben eine wichtige Kompetenz dar. Die Erinnerung an besondere wie schöne Erlebnisse kann Menschen helfen, trotz Stimmungstief ihre Arbeit professionell und pflichtbewusst nachzugehen.
Warum sollte man nicht versuchen, immer freundlich zu sein?
Freundlichkeit ist in der Tat eine erstrebenswerte Eigenschaft, die jeder Mensch in sich trägt. Dennoch sollte man seine eigenen Grenzen kennen und seinen Mitmenschen mitteilen, wenn sie zu weit gehen. Man sollte sich im Leben nicht alles gefallen lassen und auch mal lauter werden, wenn die Situation es verlangt. Positive wie negative Gefühle gehören zum Menschsein.
Wer für seine Ideale, Meinungen und Überzeugungen einsteht, wird zwangsläufig polarisieren und provozieren. Daran ist nichts Verwerfliches zu finden. Um unabhängig, selbstständig und glücklich zu leben, musst du lernen, Konflikte auszuhalten. Du kannst nicht jeden Konflikt weglächeln. Manchmal ist es notwendig, für das einzustehen, was du für richtig hältst. Verwechsle das aber nicht mit Unfreundlichkeit. Du solltest nicht gemein zu deinen Mitmenschen sein, damit sie dich respektieren. Wichtig ist, dass du deine Grenzen bestimmt und respektvoll kommunizierst und anderen auch mal ehrlich deine Meinung sagst. Bei aller Harmoniebedürftigkeit: Manche Konflikte sind unausweichlich und auch notwendig.
Wie geht man mit gespielter Freundlichkeit um?
Gespielte gute Laune kann auch zur Geduldsprobe werden. Wir geben dir Tipps für den Umgang mit aufgesetzter Freundlichkeit:
- Signalisiere Interesse! Frage dein Gegenüber, wenn du merkst, dass sein oder ihr Verhalten aufgesetzt rüberkommt! Interessiere dich dafür, warum er oder sie gespielt lächelt und sprich es offen an!
- Bleibe authentisch! Viele neigen dazu, in einen sarkastischen Unterton zu verfallen und das Gegenüber zu spiegeln! Versuche allerdings, authentisch zu bleiben und anderen nichts vorzumachen!
- Sei humorvoll und gelassen! Lass dich von der gespielten guten Laune deines Gegenübers nicht nerven! Falls dich das aufgesetzte Verhalten irritiert, kommuniziere dein Misstrauen, anstatt dich direkt von deinem Gegenüber zu distanzieren!