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Eine Depression ist nicht nur für den depressiven Menschen selbst eine Belastung, sondern auch für die Beziehung. Die Krankheit stellt eine Partnerschaft vor ganz besondere Herausforderungen. Meisterst du diese gemeinsam mit deinem Partner, kann eine Beziehung auch gestärkt daraus hervorgehen.
Wie kann ich erkennen, dass ich in einer Beziehung mit einem depressiven Partner bin?
Auch wenn die Erkrankung heute bereits genau definiert ist, können viele Menschen, vor allem Laien, diese nicht auf den ersten Blick erkennen. Zeitweise depressive Verstimmungen verschwimmen oft mit dem ernsteren Krankheitsbild einer echten Erkrankung.
Vor allem in Liebe, Beziehung und Partnerschaft kann der Umgang mit so einem Partner und seinen Gefühlen oft zum Spießrutenlauf werden. Denn Menschen, die depressiv sind, verhalten sich für außenstehende Menschen oft nicht nachvollziehbar. "Reiß dich am Riemen!" oder andere gut gemeinte Ratschläge helfen den betroffenen Personen keinesfalls. Sie sorgen meist nur dafür, dass sich der depressive Freund oder die depressive Freundin nur noch mehr zurückzieht.
Ob jemand depressiv ist, kann nur von einem Facharzt festgestellt werden. Hausärzte sind mit dem vielfältigen Erscheinungsbild der Krankheit oftmals überfordert. Denn das ist oft sehr breit gefächert. Von Ängsten über Antriebs- und Interessenslosigkeit bis hin zu körperlichen Schmerzen können die Anzeichen reichen.
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung. Sie kann sich über viele unterschiedliche Beschwerden ausdrücken und kann einen früher lebenslustigen Menschen völlig lustlos machen. Gefühle, wie Schuld, innere Leere und Hoffnungslosigkeit sind erste Anzeichen einer solchen Erkrankung.
Schätzungsweise sind etwa fünf Prozent der Menschen im deutschsprachigen Raum von dieser Erkrankung betroffen. Man unterscheidet eine unipolare Störung und eine bipolare Störung. Bei der bipolaren Störung treten neben Antriebs- und Interessenslosigkeit, sowie Niedergeschlagenheit auch manische Hochphasen auf. Bei einer unipolaren Phase treten hingegen keine Hochphasen mit grundlos gehobener Stimmung auf.
Heute glaubt man, dass neben einer genetischen Komponente, einer neurobiologischen Störung, auch Umweltfaktoren und Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren zur Krankheit beitragen. Dabei beobachtet man bei vielen Betroffenen meist eine besondere Verletzlichkeit. Auslöser einer depressiven Phase ist oft eine persönlich belastende Situation.
Wie kann ich einem depressiven Partner beistehen?
Auch, wenn Gespräche mit dem Partner über die eigenen Ängste Sinn machen, für die Behandlung von Depressionen muss der Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen. Auch für die Angehörigen von Betroffenen ist es gut, sich in professionelle Hände zu begeben.
Nach wie vor gibt es viele Wissenslücken zur Krankheit Depression und diese Wissenslücken führen oft zu Missverständnissen oder Unverständnis des Partners. Ein Therapeut oder Arzt kann einem Angehörigen beim richtigen Umgang mit dem kranken Partner helfen. Therapeuten können dem Partner eines Betroffenen zeigen, auch auf sich selbst zu achten. Denn nur wer sich selbst etwas Gutes tut, kann für den depressiven Partner in dunklen Zeiten stark sein.
Die Geschichte von Leo und Tina
Tina ist Ende 20 und leidet seit dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren an Ängsten und Depressionen. In der ersten Phase zieht sie sich monatelang zurück, kapselt sich von Freunden und Verwandten ab und kann nicht mehr arbeiten. Der Weg zum Supermarkt und wieder zurück ist das einzige, das sie aus ihrem Schneckenhaus hervorholt. Die wenigen Freunde akzeptieren Tinas Rückzug als Trauerarbeit. Als Tina nach einigen Monaten wieder zur Arbeit geht, "funktioniert" sie nur, wie sie selbst es beschreibt. Die Ängste und die Niedergeschlagenheit bleiben. Tina ist nach der Arbeit zu kaum etwas fähig, außer zu schlafen. Dann lernt sie bei der Arbeit Leo kennen und verliebt sich in ihn.
In der ersten Phase der Verliebtheit blüht Tina wieder richtig auf. Sie genießt Leos Aufmerksamkeit und die beiden ziehen schnell zusammen. Doch als Tina nach kurzer Zeit ihre Arbeit verliert, fällt sie erneut in ein tiefes Loch. Während Leo täglich zur Arbeit geht, zieht sich Tina immer mehr zurück, liegt die meiste Zeit im Bett und schläft. Selbst Leo kann sie zu keinen gemeinsamen Aktivitäten motivieren. Als Tina merkt, dass sich Leo immer mehr distanziert, beginnt sie, ihn völlig zu vereinnahmen. Sie möchte nicht mehr, dass er mit Freunden etwas unternimmt und wirft ihm seine gute Laune vor. Das wird zu viel für Leo. Trotz großer Liebe trennt er sich von Tina. Für Tina ist das ein Weckruf. Sie begibt sich in eine Klinik, um ihre Depressionen in den Griff zu bekommen. Bereits nach wenigen Wochen Therapie gelingt es ihr, ihre Gefühle und Verlustängste einzuordnen und damit umzugehen. Mit medikamentöser Unterstützung findet sie wieder zu sich und Spaß am Leben. Als sie Leo nach einigen Monaten wieder trifft, ist der so fasziniert von ihrer Stärke, dass sie sich erneut verlieben.
Die Geschichte von Leo und Tina ist ein Beispiel, wie sehr Partner von depressiv Erkrankten sich im Umgang mit ihnen oft selbst in ihrem Leben einschränken. Angehörige eines Betroffenen entwickeln oft Schuldgefühle, weil sie selbst das Leben genießen, während der depressive Partner keinen Spaß am Leben hat. Sie fühlen sich so verantwortlich für den depressiven Partner, dass sie auch dessen Genesung in die Hand nehmen möchten. Das ist aber völlig falsch.
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Was kannst du tun, wenn dein Partner Depressionen hat?
Wichtig beim Verdacht auf eine Depression ist immer eine fachärztliche Diagnose. Oft verhindern ein falsches Schamgefühl, die Unwissenheit oder Verdrängung, dass dein Partner bei einer depressiven Erkrankung den Arzt aufsucht.
Viele Menschen fühlen sich dazu berufen, der depressiven Person gute Rastschläge zu vermitteln. Das hilft meist nicht wirklich. Professor Ulrich Hegerl von der Deutschen Depressionshilfe rät Angehörigen von Depressiven, die Krankheit zu akzeptieren und Verständnis für sie aufzubringen. Einen Rückzug deines Partners solltest du deshalb nicht als fehlende Liebe interpretieren. Das einzige, das du tun kannst, ist, ihn zu motivieren, einen Facharzt aufzusuchen. Dabei kannst du geeignete Ärzte bereits im Voraus auswählen, um deinem Partner eine Hilfestellung zu bieten. Denn oft fehlt den Erkrankten der Antrieb, dies aus eigener Kraft zu tun.
Welche Chancen auf Hilfe haben depressive Menschen?
Ist die Diagnose Depression einmal gestellt, gibt es sehr gute Prognosen. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die depressiv sind, können im Lauf der Zeit vollständig "normal" werden. Ob eine ambulante Therapie reicht oder ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik notwendig ist, entscheidet auf jeden Fall der zuständige Arzt. Egal ob ambulant oder stationär – zu einer akuten Therapie gehören oft eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva, sowie eine Psychotherapie.
Nach der Akuttherapie erfolgt bei schwereren Verläufen die Erhaltungstherapie, die den Betroffenen soweit stabilisiert, dass er nicht in die Krankheit zurückfällt. Warnzeichen hierfür werden bei einer Erhaltungstherapie oft sehr schnell erkannt.
Übrigens bildet ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis die Basis für eine erfolgreiche Therapie.
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