Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag enthält nur allgemeine Hinweise und dient ausschließlich zu allgemeinen Informationszwecken. Die Informationen stellen keine konkrete Empfehlung dar und dienen keinesfalls als Grundlage für eine Selbstdiagnose! Jedenfalls ist der Rat eines fachkundigen Arztes einzuholen.
Alte Geschichten, die vielerorts in ähnlicher Weise erzählt werden, berichten davon, dass Menschen sich selber und auch Orte, die ihnen wichtig waren, mit Johanniskrautzweigen und Blüten schmückten und dort der Teufel keine Chance hatte, Schlechtes zu tun. Eines Tages war der Teufel darüber so erbost, dass er in einer Nacht das Johanniskraut in seiner Wut mit einer Nadel vollkommen zerstochen hat. Es ist ihm aber nicht gelungen, die Pflanze dadurch zu schwächen.
Bis heute trägt die Pflanze die Male dieser Wutattacke und in manchen Gegenden kennt man sie deshalb auch unter dem Namen Tausendlöcherkraut. Wer genau hinsieht, kann die perforierten durchlöcherten grünen Blätter der Pflanze sehen, besonders gut dann, wenn sie/er ein Blatt gegen das Licht hält. In Wirklichkeit handelt es sich nicht um Löcher sondern um Öldrüsen.
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Dies erklärt auch gleich den zweiten Teil des botanischen Namens hypericon perforatum. Schauen wir uns an, was der erste Teil bedeutet – hypericon setzt sich zusammen aus den Wortteilen hyper und eiron. Hyper heißt über, eiron bedeutet Bild, und ergibt so den Sinn von „Erhebung über die Einbildung“. Einbildung nun im alten Wortgebrauch war nicht ein Hirngespinst, so wie wir das Wort heute gebrauchen, sondern etwas, was uns, unseren Körper, unseren Geist, unsere Seele geformt hat, diese also zutiefst durchwebt hat. Es handelt sich um bestimmte Erfahrungen, die uns geprägt haben, als Bilder weiter in uns leben, uns also eingebildet sind.
So können wir den alten Namen des Johanniskrauts schon als einen Hinweis verstehen, dass es uns helfen kann, uns aus unseren traumatischen seelischen Erfahrungen zu erheben, die z. B. unser Denken, unsere Erwartungshaltungen vielleicht neurotisch geprägt haben.
Der alte Name Jageteufel berichtet noch einmal, das das Johanniskraut nach alter Erfahrung in der Lage ist, dem Teufel das Schlechte, das, was unsere Gedanken, unseren Geist und die Seele verdunkelt, mit Licht vertreiben kann. Johanniskraut blüht strahlend gelb, jede einzelne Blüte sieht aus wie eine Sonne.
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Das Strahlende wird nicht nur von der Farbe bewirkt sondern auch von den langen Staubgefäßen, die sich in alle Richtungen verströmend aus der Blütenmitte erheben und oft bis an die Blütenblätter hinanreichen. Die vielen Blüten eines Johanniskrautes tauchen uns ein in strahlendes, erwärmendes Gelb.
Johanniskraut ist eine Pflanze des Mittsommers, der Jahreszeit also, in der die längsten Tage und die kürzesten Nächte sind, wo das Licht über die Dunkelheit gesiegt hat. Ein weiterer Volksname ist auch Sonnwendkraut. Diese Zeit bezeichnet eine Wende, eine Veränderung, die aufsteigende Hälfte des Jahres ist nun zu Ende, wir betreten die absteigende Jahreshälfte. Die Feste Sonnenwende und Johanni, nach Johannes dem Täufer, der für die gebräuchliche Namensgebung Johanniskraut Pate steht, stehen in der Mitte, im Zwischenraum zwischen dem Auf und dem Ab, dem, was schon vergangen ist und dem, was noch in diesem Jahr kommen wird. Die Pflanze zeigt dazu eine sehr spannende Signatur, die im Pflanzenreich so sonst nicht zu finden ist: einige der Blüten eines einzigen Johanniskrautstängels zeigen eine deutliche Wirbeldrehung, die sich wie Windräder gegen den Uhrzeigersinn drehen, einige zeigen eine deutliche Wirbelbewegung, die sich mit dem Uhrzeigersinn drehen und einige scheinen still zu stehen, in sich zu ruhen.
Somit zeigt sich die Pflanze einerseits als eine, die in vollkommener Harmonie mit der Sonne im Jahresverlauf wächst, erblüht und gedeiht, und andererseits als eine, die in der Mitte steht, zwischen dem was kommen wird und dem was gewesen ist.
Die Namen Frauenkraut, Mannskraut und Liebeskraut weisen uns auf den alten Gebrauch als Orakelkraut in Liebesdingen und als Aphrodisiakum für beide Geschlechter hin.
Die Namen Wundkraut, Blutkraut und Herrgottswundkraut offenbaren uns das andere große Einsatzgebiet des Johanniskrautes, nämlich als wichtiges Hausmittel. Paracelsus schrieb: „Ihre Tugend kann gar nicht genug beschrieben werden. Es ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird. Das ist ein Arcanum, ein Universalmittel mit höchster Wirkkraft, der sich alle beugen müssen.“ Dies gilt bis heute. Johanniskraut kann zu Rotöl verarbeitet z. B. unterstützend bei Schnitt- und Schürfwunden, bei Verbrennungen, bei Prellungen, Nervenschmerzen helfen, denn es wirkt antiviral, antibakteriell, entzündungshemmend, schmerzstillend, entspannend und antineuralgisch. So kann sein Einsatzgebiet noch erweitert werden. Nervenschmerzen, hervorgerufen z. B. durch Hexenschuss, Herpesbläschen, Trigeminusneuralgien können gelindert werden.
Wenn wir das Johanniskraut als eine Heilpflanze begreifen, die uns auf unserem Entwicklungsweg begleitet, so kann sie uns lehren, im Rhythmus mit der Sonne zu leben, sich in die natürlichen Rhythmen wieder einzufügen. Zum natürlichen Rhythmus gehört die erste Jahreshälfte mit ihren aufsteigenden Kräften und die zweite Jahreshälfte mit den absteigenden Kräften. Das beinhaltet die Themen Erneuerung und Ablösung, Loslassen. Auch in diesem Wechsel verläuft das menschliche Leben. Immer wieder haben wir die Aufgabe uns von alten Geschichten, alten Mustern, alten Erkenntnissen zu lösen und durch die Leere zu schreiten um ins Neue zu Kommen.
Johanniskraut zeigt einen starken aufgerichteten Stängel, der ein ganzes Jahr überdauert, der alte Stängel steht noch neben den neu erblühten. Was sehr selten im Pflanzenreich vorkommt zeichnet auch den Stängel des Johanniskrautes aus, er ist zweikantig und dazwischen glatt.
Wir lernen also, das echte Johanniskraut trennt nicht, sondern verbindet die Seiten zu einer Einheit, aus dem Vergangenen entsteht das Jetzt und die Zukunft, aus dem Aufsteigenden Jahr wird das Absteigende, aber es ist ein Jahr, die Erfahrungen gehören zusammen, sind ein natürlicher Rhythmus, so wie Geborenwerden und Sterben zu jedem Menschen- und Pflanzenleben gehören. Es sind zwei Seiten einer Ganzheit (so wie auch Frausein und Mannsein die zwei Seiten des Menschseins sind. Wir erinnern uns, das Johanniskraut wurde als Liebespflanzen für Männer und Frauen verwendet, auch hier trennt es nicht.). Die Erfahrung der Veränderung, der Neuerung, aber auch die Veränderungen durch Trennungen müssen uns nicht ängstigen, sie sind Teil unseres natürlichen Lebens.
So lange wir leben stehen wir immer mitten in diesen Prozessen, etwas liegt schon hinter uns, prägt uns, formt uns zu dem, wie und was wir jetzt sind, und wir wissen wir werden in der Zukunft verändert sein, durch das Alter, die Lebenserfahrungen, unser Hinwendungen zu Neuem, unser Loslassen…. Das Johanniskraut zeigt nicht nur einen aufgerichteten stabilen Stängel der uns an Durchhaltevermögen, Standhaftigkeit erinnert, und die Kraft gibt sich diesen Veränderungen und Herausforderungen zu stellen, sie standhaft durchzustehen, sondern der Stängel hat rhythmisch angeordnete Steitentriebe, die sich steil nach oben aufrichten, an deren Enden die Blüten erstrahlen.
Dadurch entsteht eine Geste der Öffnung nach oben, wie wenn ein Mensch mit erhobenen zum Himmel ausgestreckten Armen dasteht und das Sonnenlicht in sich auffängt. So könnte man sagen, dass die Geste des Johanniskrautes einen vielfachen Trichter zeigt, der sich nach oben zum Sonnenlicht öffnet und dieses in die dunklen Tiefen der Stängel führt. Durch den rhythmischen Wechsel der Richtungen der aufeinanderfolgenden Verzweigungen, entsteht, wenn man von oben in die Pflanze hineinschaut das Bild eines Kreuzes. Ein Kreuz nun ist wieder etwas was verbindet, Getrenntes in der Mitte zusammenführt zu einer Einheit macht. Johanniskraut ist eine Lichtpflanze, ihr ganzes Wesen ist dem Licht hingegeben, sie ist ein Lichtkeimer, schon ihre Samen möchten nicht in der dunklen Erde liegen sondern nur auf der Erde um keimen zu können. Es wächst an trockenen heißen Standorten. Die Blütenfarbe erstrahlt im warmen, sonnigen, leuchtenden Gelb, das darin verborgene Öl zeigt sich in blutroter Farbe. Blut, die Farbe die das menschliche Lebendigsein zeigt, ohne Blut kein Leben. Auch heftige Emotionen, die das Leben begleiten assoziieren wir mit Rot. Rot ist die Liebe, aber manchmal sehen wir auch rot vor Zorn. Wieder zwei Seiten die zum Leben, zum Lebendigsein gehören, und unsere Aufgabe ist es, diese Emotionen in uns zu vereinen, ihnen einen Platz, in unseren Leben zu geben.
Was bedeutet, dass wir lernen müssen sie zu handhaben, uns nicht von ihnen überrollen zu lassen. Gelb, Licht steht auch für Bewusstheit, im Licht erkennen wir. Wenn wir das Licht tief in uns dringen lassen, so wie es das Johanniskraut vormacht, können wir lernen, dass diese Emotionen zu uns gehören, aber wir alle Cheffinnen und Chefs werden können, wie und was und von welchen Erfahrungen wir uns lenken und leiten lassen wollen im Leben. Erkennen, sich erneuern, Altes loslassen, bewusst in Erneuerungsprozesse einzusteigen, bewusst Altes sterben zu lassen, das sind wesentliche Aufgaben im Leben. Bei all dem kann das Johanniskraut uns anleiten, uns beflügeln, uns unterstützen.
Traditionell kommt das Johanniskraut innerlich angewendet als Tee, Tinktur und Verreibung zum Einsatz, äußerlich angewendet als Rotöl zur Einreibung, als Auflage und natürlich als Räuchermittel zur Anwendung.
Dass Johanniskraut wesensmäßig angewendet, kann uns also helfen, wieder in den natürlich Rhythmus, von Vergänglichkeit und Erneuerung einzusteigen. Es kann zutiefst Erkenntnisprozess in uns begleiten, uns also helfen aus unserer geistigen, seelischen Dunkelheit, Unwissenheit zu erheben und uns zu erleuchten mit Licht, Bewusstheit, Erkenntnis. Erleuchten ist natürlich ein sehr großes Wort, aber auch kleine Geistesblitze können das Leben wesentlich verändern, uns aus bei leichten Depressionen aus dem Dunklen herausheben.
Wir alle wissen ja dass Johanniskraut eine Pflanze ist, die inzwischen sehr häufig gegen Depressionen angewendet wird. Dem Kraut wird also die Wirkung gegen depressive Verstimmungen, gegen dunkle Gedanken, Bilder, die sich in uns festgeschrieben haben, unbewusste Seeleninhalte die uns vom Lebendigsein trennen, vielfach nachgesagt.
Für mich ist das Einsatzgebiet aber wesentlich größer, denn wenn wir die Menschen betrachten, sehen wir in unserem Kulturkreis viele Menschen, die nicht mehr im natürlichen Lebensrhythmus leben, unser Wirtschaft z. B. soll immer wachsen. Nichts Lebendiges kann immer wachsen, alles Lebendige muss auch abnehmen, sterben.
Menschen wollen nicht mehr altern, alle Falten wollen geliftet oder mit Cremes glattgestrichen sein, so dass man das wahre Alter des Menschen nicht erkennt. Aber die Natur lehrt uns, alles altert, das Jahr auch und kann sich so auch erneuern. Wir können uns auch erneuern, dafür brauchen wir Licht und Erkennen.
Das Johanniskraut, wie hier noch kaum erwähnt, das eine große Heilpflanze ist, ist von seinem Wesen her leicht zu verstehen. Seelische und körperliche Wunden gehören zu unserem Menschsein, auch hier wieder keine Trennung, es sind nur zwei Seiten unseres Menschseins. So wie es auf der seelischen Ebene hilft Getrenntes zusammenzufügen, zur Einheit zu bringen, so kann es das auch auf körperlicher Ebene. Das Arzneimittel aus der Natur hilft seelischen Schmerz durch Reifung, durch bewusstes Einfügen in den Lebensrhythmus zu überwinden, so wie es auch besonders dann körperliche Schmerzen lindert, wenn viel Nerven verletzt wurden.
Zutaten und Zubereitung:
Alles mischen. Tee kochen und 2x am Tag eine Tasse davon trinken. Zur Lichtpflanze passt das Trinken am Morgen und am Mittag.
Dieser Tee eignet sich für Menschen, denen die Sonne im Herbst und Winter fehlt, die an der sogenannten Winterdepression leiden. Die Wirkung gegen die Depression wurde schon vielfach beobachtet. Dieser Tee kann bei Bedarf von September bis ins Frühjahr getrunken werden.
Schlüsselbumenblüten, Holunderblüten, Johanniskrautblüten, Ringelblumenblüten zu gleichen Teilen mischen. Safranfäden, pro Häferl ca 2 Fäden, fein vermörsert
Die Blütenmischung in die Tasse geben und mit gerade nicht mehr kochendem Wasser überbrühen. Gut abdecken und 7 Min ziehen lassen. In der Zwischenzeit den gemörserten Safran auch mit heißem Wasser übergießen und ruhen lassen. Wenn der Tee abgeseiht ist den Safran dazu geben.
Diese Teemischung verbindet uns mit den Lichtpflanzen durch das Jahr, im Frühling die Schlüsselblume, im Mai der Holunder, im Juni das Johanniskraut , im Juli die Ringelblume sammeln und gekrönt wird der Tee durch den im Herbst geernteten Safran.
Ein Einmachglas voller Johanniskrautblüten kurz vor der Mittagszeit sammeln. Das Glas sollte voller gelber Blüten sein. Dann kann mit gutem Olivenöl aufgegossen werden. Das Glas mit einem Mulltuch abdecken und für drei Tage auf die Sonnenfensterbank stellen. Dann kann das Tuch durch einen Deckel ersetzt werden. Fest verschließen. Das Öl immer wieder gut vermischen. Nach einer Woche neue Blüten sammeln, das Öl abseihen und mit den neuen Blüten aufsetzen, wie schon bekannt. Das ganze wird 6-7 mal wiederholt. Danach werden Samen des Krauts gesammelt und wieder wird mit dem Öl begossen. 3 Wochen ziehen lassen. Dann abseihen und in dunkle Fläschchen füllen.
Als Sammeltag für das Johanniskraut, egal, was wir daraus machen wollen, eignet sich der Sonntag, denn er ist wie das Johanniskraut selber nach alter Tradition der Sonne unterstellt.
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Autorin: Hilla Hatzfeld